Nachdem der designierte Aufstiegs-Aspirant FC Blau Weiß Linz einen Saison-Stotterstart erlebte, schalteten die Stahlstädter ab Runde 11 in den Hochgeschwindigkeits-Gang und begaben sich im Speed-Modus auf die Überholspur, um mit 6 Siegen und 24(!):5 Toren in der ADMIRAL 2. Liga noch vor der Winterpause auf Rang 2 zu landen. Nach 16 Rd. mit nur 1 Zähler hinter "Winter-Meister" SKN St. Pölten. Wendepunkt bei den Linzern, die auch in ihrer durchwachsenen Saisonphase stets die Ruhe bewahrten, war der 5:2-Triumph am 7. Oktober in Dornbirn. Nachfolgend ein Herbst-Fazit über die Königsblauen.

In den Saison-Auftaktwochen kamen Kapitän Brandner & Co. nicht so richtig in Tritt, ab Oktober lief es dann "wie am Schnürchen".

Erst Stotter- dann Durchstart

Aller Anfang ist schwer...galt für den Vorjahres-Dritten, bei dem im Sommer 7 Neuzugänge 2 Abgängen gegenüberstanden. Der Saison-Start verlief holprig für die Elf von Chefcoach Gerald Scheiblehner. Erst die Auftakt-Niederlage bei Aufsteiger First Vienna FC 1894 (0:2), dann nach dem 4:2-Heimsieg gegen die Young Violets die nächste Niederlage in der Fremde mit 1:2 beim SV Horn, dann das 1:1 daheim gegen den GAK 1902. Die Startwochen erinnerten fast schon an das Vorjahr, als der Tabellen-Pegel anhand fehlender (Ergebnis-) Kontinuität Woche für Woche Ausschläge nach oben und unten hatte für die Linzer.

Nach Runde 4 standen die Blau Weißen auf Rang 12 (mit bereits 8 Zählern Rückstand auf Spitzenreiter SV Horn). Nach dem 10. Spieltag und der 2:1-Niederlage bei Vizemeister FAC war es Platz 10, bei weiterhin 8 Punkten Abstand zum Ersten SV Horn.

Doch dann folgte der Turnround und eine eindrucksvolle Siegesserie in den verbleibenden sechs Runden mit Toren satt. Hatten die Königsblauen zuvor in 10 Runden 13 Punkte und 14:12 Tore verbucht, folgte in den finalen 6 des Jahres das Punkte-Maximum von 18, bei beachtlichen 24:5 Toren! 

Hatte im Herbst einen Lauf: Matthias Seidl. Der 21-jährige Kuchler führt nach 16 Runden mit 12 Treffern die 2. Liga-Torschützenliste an und war - wie hier gegen den FC Liefering - von gegnerischen Abwehrreihen nicht aufzuhalten. Allein bei der 6 Spiele-Siegesserie in den letzten 6 Runden des Jahres scorte der Stürmer 7 Mal.

Matthias Seidl: Antreiber & Topscorer 

Es war die Wende im Ländle: Eingeleitet durch Matthias Seidl, der in diesem Herbst aus einem homogenen Kollektiv herausragte und die Oberösterreicher in Dornbirn mit seinem frühen Führungstor (5. Min.) und dem Treffer zum 3:1 kurz nach der Pause zeitig auf die Siegesstraße beim 5:2-Auswärts-Triumph brachte.

Der Herbstrunden-Torschützenkönig der 2. Liga (12 Treffer, vor dem Dornbirner Renan und dem Lieferinger Konaté, je 10) mutierte für die Blau Weißen zum Unterschiedsspieler. "Der hat einen unbändigen Ehrgeiz im Training, will sich stetig besser", schwärmt Andreas Gahleitner, seit Sommer neu im Trainer-Staff beim FC und besonders erfahren als Video-Analyst (u.a. auch einige Jahre beim ÖFB-Team). Der 40-jährige Welser bildet mit Chefcoach Gerald Scheiblehner und Sportdirektor Tino Wawra ein ambitioniertes "Drei-Gestirn".

"Wir haben besten Kader der Liga"

Das sich auch nach bzw. wegen dem durchwachsenen Start beim desiginierten Bundesliga-Aufstiegskandidaten nicht aus der Ruhe und vom Weg abbringen ließ. Und Tino Wawra nahm nicht nur die Mannschaft in die Pflicht, sondern gab sich auch gerade in der schwierigen Phase mit einer großen Portion Selbstvertrauen & Selbstverständnis.

So meinte der 43-jährige Ex-Mittelfeldspieler, der sich auch in der Vierteljahrhundert-Elf beim 25-jährigen Jubiläum der Blau Weißen im Herbst wieder fand, im Oktober im exklusiven Ligaportal-Interview beherzt und aus voller Überzeugung: "Wir haben den besten Kader der Liga". 

Und in dem hatte Sommer-Top-Transfer Ronivaldo auf ein Mal auf der Bank Platz zu nehmen, was für den in Liga 2 stammplatzgewohnten 33-jährigen Brasilianer ungewohnt war. Der zweimalige Torschützenkönig der ADMIRAL 2. Liga (Saison 18/19 = 26 Tore, Saison 19/20 = 24) wurde in den 6 Linzer Sieg-Runden 11 - 16 jeweils eingewechselt nach der Halbzeit und brachte es bei gesamt 118 Minuten auf 3 Joker-Tore. 

Linzer linear von Rang 10 auf 2 in 6 Spielen - Torfabrik inklusive

Apropos Tore! Den Tor-Turbo zündeten die Linzer im Oktober und November in feiner Regelmäßigkeit, dominierten ihre Gegner und kannten kein Erbarmen. In jenen Wochen agierten die Blau-Weißen im Stile eines ambitionierten Aufstiegs-Asprianten. Dazu war die Linzer Torfabrik (38 Treffer - die meisten der Liga) "on Tour" - oft mit "allen Vieren" vorne!

Dem 5:2 in Dornbirn folgten ein 4:1 im OÖ-Derby vs. Vorwärts Steyr, 4:2 in Kapfenberg, 4:0 vs. FC Liefering in Linz, 4:0 in der Südstadt beim bis dato heimstarken Bundesliga-Absteiger FC Flyeralaram Admira und zum krönenden Jahres-Abschluss ein 3:0-Heimerfolg gegen den furiosen Aufsteiger First Vienna FC 1894.

Kapitän Michael Brandner und Co. begaben sich auf die Überholspur und schafften binnen 6 Wochen und 6 Runden den Sprung von Rang 10 auf 2, auf dem die Blau Weißen nun bei nurmehr 1 Zähler Rückstand auf Spitzenreiter SKN St. Pölten überwintern.

Manuel Wellmann, hier vor der Baustelle des neuen Stadions vom FC Blau Weiß Linz am Donaupark, übernimmt mit 2023 ein "bestelltes Feld" von Stefan Reiter.

Stefan Reiter übergibt Stab zum Jahreswechsel an Manuel Wellmann

Während vor Jahresende nach dem sportlichen Feuerwerk dann doch noch ein Paukenschlag im Linzer Lager folgte. Stefan Reiter informierte am 21. November und zwei Monate vor seinem 62. Geburtstag, dass sich der Geschäftsführer und Mastermind des FC Blau Weiß Linz freiwillig zurückziehen werde und Vorstandsmitglied Manuel Wellmann ab 01.01.2023 die Geschäftsführung des Traditionsklubs übernehmen wird.

Stefan Reiter, der seine Erfahrung aus vieljährigem Engagement bei Bundesligist SV Guntamatic Ried einbrachte und bei Blau Weiß Linz an den strukturellen Stellschrauben dehte, diese fein justierte, hinterlässt ein bestelltes Feld.

Das Jahr 2023 könnte ein Besonderes für die Königsblauen werden, im Idealfall mit Bundesliga-Aufstieg und der Stadion-Neueröffnung am Donaupark.

Wie der Linzer Lokal-Rivale LASK (neue Raiffeisen Arena auf der Linzer Gugl, Eröffnung 24.02.2023) freut sich auch der FC Blau Weiß Linz im nächsten Jahr auf ein funkelnagelneues Stadion in der "Heimat Donaupark". Für die Scheiblehner-Schützlinge eine wertvolle Zusatz-Motivation beim Ziel Aufstieg.

7 Spieler in allen 16 Runden dabei - Kein Spieler gesperrt

Eingesetzte Spieler: 21. Meiste Einsätze: Maranda, Mayulu, Mensah, Ronivaldo, N. Schmid, M. Seidl, Tursch (je 16), T. Koch (15), Briedl & Pirkl (je 14), Brandner & Strauss (je 13), Gölles & Windhager (je 12), Mitrović, Schösswendter, S. Seidl (je 8), Krainz, Neumayr (je 7), Fetahu (5).

Meiste Einwechslungen: Briedl (12), Gölles (10), Mayulu, Mensah, Ronivaldo, S. Seidl (je 6), Fetahu, Mitrović, Neumayr (je 5). 

Tore: 38; Torschützen (11): M. Seidl (12), Mayulu (7), Ronivaldo (5), Maranda & Windhager (je 3), Brandner & T. Koch (je 2), Mensah, Mitrović, Neumayr, S. Seidl (je 1). 

Gelbe Karten (21): Strauss & Tursch (je 3), Brandner, T. Koch, Maranda, Mayulu, Schösswendter (je 2), Fetahu, Krainz, N. Schmid, S. Seidl und Windhager (je 1).

Sommer-Neuzugänge (7): Briedl, Krainz, Radulovic, Rath, Ronivaldo, S. Seidl, Tursch.

Sommer-Abgänge (2): Huber, Kostić.

 

Fotos: Albert Miskovits/Pictureshooting (1) und Harald Dostal/www.sport-bilder.at (2) und Roman Flenreisz (1).