Festtags-Stimmung am Festplatz der Josko Arena! Wo in Rd. 3 der ADMIRAL Bundesliga-Saison 2022/23 die SV Guntamatic Ried das 1:1 (0:1) gegen Vizemeister SK Sturm Graz, der - zugegeben - inmitten der Champions League-Qualispiele gegen Dynamo Kiew auch irgendwie zur rechten Zeit kam, wie einen Sieg und obendrein frenetisch feierte. Über eine halbe Stunde in Unterzahl stemmten sich die kampfstarken Wikinger gegen die drohende Heimniederlage und wurden für ihre Moral mit dem Ausgleich - nach VAR-Elfercheck - belohnt. Ligaportal fragte nach bei Coach Christian Heinle und Torschütze Christoph Monschein.

Er hatte in der Schlussphase für die 10 Rieder gar noch die Sieg-Torchance: der vorbildliche Kapitän Marcel Ziegl, der seine Emotionen rauslässt, nachdem das Rieder Urgestein nach beherzter Balleroberung von halbrechts im Sechzehner mit seinem Rechtsschuss nur knapp das lange Eck verpasste.

"Wenn man 90 Minuten betrachtet, wäre Sturm-Sieg verdient gewesen"

Christoph Monschein über...

...warum es über 60 Min. nicht so lief im Ried-Spiel und dann erst ausgerechnet in Unterzahl: "Ja, die 1. Hälfte war nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Es war kein guter Tag von uns, bis auf die letzten 10 Minuten von der 1. Hälfte. Da haben wir phasenweise gezeigt, was wir spielen wollen. Da haben wir auch zwei Torschüsse gehabt. In der 2. Halbzeit war es dann nach der roten Karte mehr ein Kampf wie ein Fußballspiel."

...Rieder Tugenden, Comebacker-Qualitäten und Remis gefeiert wie Sieg: "Das fühlt sich wirklich wie ein Sieg an. Wenn man die 90 Minuten betrachtet, wäre für Sturm Graz natürlich der Sieg verdient gewesen. Nichtsdestotrotz haben wir gezeigt, was noch in uns steckt und für jeden Punkt gekämpft. Den haben wir uns mitgenommen."

"Stand schon 10 Minuten da, bis Schiedsrichter entscheidet"

...was in ihm vorging während Wartezeit vor Elfer wegen VAR-Check: "Ich habe die Aktion gesehen, dass der Tin Plavotic gefoult worden ist. Für mich war es ganz klar, dass das ein Elfmeter ist. Ich bin dann schon gefühlte zehn Minuten da gestanden und hab nur gewartet, bis der Schiedsrichter entscheidet. Ich hab im Vornherein gewusst, wo ich hinschieße und war entschlossen. Es ist dann auch aufgegangen."

...nochmal zur langen Wartezeit beim VAR-Check, muss ja Ewigkeit sein: "Ja, klar. Doch ich glaube es gibt so viele Dinge, über die man sich Gedanken machen kann, da kann man sich schon irgendwie ablenken."

"Das macht Ried aus - das san genau wir"

 SVR-Chefcoach Christian Heinle über...

...das Spiel: "Ich bin sehr stolz. Was heute nach dem Ausschluss passiert ist, ist aller Ehren wert. Die Mannschaft hat sich total aufgerieben. Wir haben sehr schwer in das Spiel gefunden. Man hat von der ersten Sekunde an gesehen, welche Top-Mannschaft Sturm Graz ist, auch wenn sie rotiert haben. Wir haben in den ersten 20-25 Minuten fast keine Szenen lösen können, lagen hochverdient 1:0 in Rückstand.

Die letzten paar Minuten vor der Halbzeit hat man dann schon gesehen, wenn wir uns lösen von hinten heraus, haben wir durchaus unsere Qualitäten. Die letzten Dinge, die wir dann in der Halbzeit noch umgestellt haben, hat man dann gesehen. Wir waren in den ersten 15 Minuten nach der Pause wieder richtig gut drinnen. Extrem bitter war dann in dieser Phase der Ausschluss.

Was wir danach gemacht haben, macht Ried aus. Das san genau wir! Wir haben das Stadion mitgenommen. Das Stadion hat uns nach Vorne gespusht. Wir haben die paar Aktionen, trotz einem Mann weniger, Bälle gewonnen, die uns richtig motiviert und aufgestachelt haben untereinander. Hinten heraus natürlich extrem schön, dass wir uns belohnt haben."

"Für Mikic ist Mannschaft in Presche gesprungen"

 ...Ausschluss Leo Mikic, unmittelbar vor Rieder Coachingzone: "Extrem bitter. Da hat sich Leo Mikic leider provozieren lassen und zurecht die gelbe Karte kassiert. Die zweite war eine Kurzschluss-Reaktion...da hat er nicht nachgedacht, dass er schon eine gelbe Karte hatte. Extrem unglücklich. Natürlich darf das nicht passieren. Aber ich glaube, für den Leo Mikic ist heute die Mannschaft in die Presche gesprungen. Das weiß er auch. Da gibt es von meiner Seite keinen Vorwurf. Solange sich jeder Spieler zerreißt auf dem Platz kann so was mal passieren."

"Können fast jede Mannschaft fordern, wenn..."

 ...Standortbestimmung nach 3 Runden mit je 1 Sieg, Remis und Niederlage: "Man hat beide Gesichter von uns gesehen in den ersten 3 Runden. Wenn wir einen guten Tag haben und viele Dinge richtig machen, können wir fast jede Mannschaft fordern. Wenn wir nicht den besten Tag haben und uns gewisse Dinge von den Grundtugenden sparen...ein paar Meter beim Laufen, beim Schließen, bei der Zweikampf-Entschlossenheit, dann können wir gegen jeden Gegner in der Liga verlieren.

Wir haben jetzt gegen zwei Mannschaften gespielt, die unter den Top 6 sein werden. Also für mich sind die Top 6, wenn sie sich nicht selber schlagen, in dieser Saison vergeben. Jedes Mal, wenn wir gegen einen von diesen Top 6 Punkte holen, ist das super für uns. Wir werden andere, direkte Konkurrenten haben.

Von daher war das Spiel gegen Sturm ganz wichtig zu sehen, wenn wir uns zerreißen und etwas Spielglück haben, können wir auch gegen solche Gegner punkten. Ich glaube, dass man in den ersten drei Runden ganz viel gesehen hat von dem, wo wir stehen. In Summe wird es der Kampf sein, den wir von vorneweg gewusst haben."

"Hoffen, in Kürze Vollzug zu vermelden"

...personelle Planungen bis Schließung Sommer-Transferfenster Ende August: "Wir haben diese Woche sehr viele Dinge sondiert. Wir sind sicher einen Schritt weiter und es hat sich zugespitzt auf den ein oder anderen Spieler. Die sportliche Führung arbeitet da mit Hochdruck. Wir hoffen natürlich alle, dass wir in Kürze Vollzug vermelden können." 

Die Gespräche führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at