In Zeiten der schwierigen und herausfordernden Corona-Krise werden oft die Begriffe Zusammenhalt und Solidarität erwähnt. Einigkeit herrscht auch, was die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus betrifft. Auch im österreichischen Fußball haben die Vereine Verständnis, dass während dieser Pandemie kein Trainingsbetrieb geschweige denn Spiele stattfinden können. 

Was passiert bei Liga-Abbruch? Verteilung der Europacup-Plätze könnte heftige Diskussionen auslösen!

Doch wie geht es nach der Corona-Krise weiter? Keiner kann zurzeit eine seriöse Prognose abgeben, wann bzw. ob die Meisterschaft überhaupt fortgesetzt werden kann. Es gibt mehrere mögliche Szenarien, darunter auch jenes eines Abbruchs und einer damit einhergehenden Annullierung der Spielzeit 2019/20. Dies würde sich freilich auch auf die Verteilung der Europacup-Plätze auswirken. In dieser Frage gibt es wohl zwei maximal drei realistische Lösungsansätze. 

WAC-Boss Riegler: "Bei Abbruchfall zählt Tabellenstand der Vorsaison"

Lösung 1: Die Abschlusstabelle der Vorsaison (!) - also der Spielzeit 2018/19 - wird herangezogen. Damit hätten wir in der Europacup-Saison 2020/21 dieselben Teams im internationalen Geschäft wie in der aktuellen Saison. Diese Entscheidung würde vor allem dem WAC (Fixplatz in der EL-Gruppenphase) und der Wiener Austria (EL-Quali in der Vorsaison; dieses Jahr nur in der Qualifikationsgruppe) in die Karten spielen. WAC-Boss Dietmar Riegler schildert gegenüber der Kronen Zeitung: „Wir haben uns bei der letzten Videokonferenz verständigt, dass im Abbruchfall nicht der aktuelle Stand, sondern jener der Vorsaison zählt. Obwohl mir klar ist, dass das nicht allen gefallen wird.“

Rapid spricht sich für Wertung des aktuellen Tabellenstands aus 

Ganz und gar nicht gefallen würde dieses Lösungsmodell dem SK Rapid Wien. Schließlich verpassten die Hütteldorfer in der abgelaufenen Saison einen Europacup-Startplatz. Hinzu kommt, dass Rapid als aktueller Tabellendritter wohl einen fixen Platz in der Gruppenphase der Europa-League-Gruppenphase inne hätte, wenngleich man auch hier abwarten muss, wie man mit dem Cup-Finale fortfährt. Deswegen bevorzugen die Grün-Weißen Lösung Nummer 2: Nämlich jenen Tabellenstand zum Zeitpunkt des Abbruchs heranzuziehen. „Wenn es tatsächlich zum Abbruch kommt, sind wir dafür, den jetzigen Stand zu werten. Jeder hat gegen jeden zweimal gespielt hat, es wäre die fairste Lösung“, stellt Rapid-Sportchef Zoran Barisic klar. 

Red Bull Salzburg bringt UEFA-Koeffizienten ins Gespräch 

Stephan Reiter bringt noch einen dritten Lösungsansatz ins Spiel: Der Geschäftsführer von Red Bull Salzburg meint, dass man auch den UEFA-Koeffizienten der letzten fünf Jahre heranziehen und so die Europacup-Startplätze verteilen könnte. Sturm Graz und der TSV Hartberg hätten diesem Vorschlag offenbar leise zugestimmt. Ein legitimerer Ansatz sei es jedoch, die Wertung der Vorsaison heranzuziehen, so Reiter. 

Austria und LASK hoffen auf Geisterspiele - St. Pölten sorglos 

LASK-Präsident Siegmund Gruber enthält sich der „unseriösen“ Diskussion und hofft auf eine Fortsetzung der Saison mit Geisterspielen. So auch Austria-Vorstand Markus Kraetschmer. Keine Sorgen macht sich Andreas Blumauer, General Manager des SKN St. Pölten. Wie er gegenüber der Kronen Zeitung bestätigt, habe ihm sein Rechtsberater versichert, dass es weder beim ersten noch beim zweiten Szenario einen Absteiger geben würde. 

Liga-Vorstand Ebenbauer: "Abbruchszenario ist in keiner Bestimmung geregelt"

Fakt ist: Sollte die Meisterschaft nicht zu Ende gespielt werden können, müssen sich die zwölf Bundesligisten auf eine Lösung einigen, denn „ein Abbruchszenario ist in keiner Bestimmung geregelt. So wie die Regierung in dieser Ausnahmesituation neue Gesetze erlässt, wäre dies auch im Fußball notwendig“, schildert Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer. 

 

von Ligaportal, Foto: Josef Parak