Thorsten Schick zählt in der laufenden Saison zu den absoluten Leistungsträgern beim SK Rapid Wien. Der 30-jährige Steirer glänzt in dieser Spielzeit vor allem als Assistgeber: 16 Vorlagen hat er insgesamt zu Buche stehen. Alleine im Frühjahr steuerte der gebürtige Grazer acht Torvorlagen bei. Ligaportal.at hat Thorsten Schick zum Interview gebeten und mit ihm über die aktuelle Saison, die Ziele für das Saisonfinish, seine persönlichen Leistungen, das „Schimmel-Foto“ aus der LASK-Kabine und seine Zukunft gesprochen. 

Ligaportal: Thorsten, es läuft zurzeit richtig gut bei Rapid: Nach den jüngsten zwei Siegen gegen WSG Tirol seid ihr auf einem guten Weg Richtung Vizemeisterschaft. Wie bewertest du die aktuelle Tabellensituation?

Thorsten Schick: Wir sind gerade in einer sehr guten Situation und stehen, glaube ich, zu Recht da, wo wir sind. Es wäre eine super Sache für den Verein und für uns als Mannschaft, wenn wir zweimal hintereinander Vizemeister würden. Wir haben jetzt noch vier wichtige Spiele - wir wollen jedes Spiel gewinnen. Dann schauen wir, was am Ende herauskommt.

Ligaportal: Der Rückstand auf Tabellenführer Salzburg beträgt sechs Punkte (mit Torverhältnis eigentlich sieben). Glaubt ihr noch an die Meisterchance oder ist der Zug abgefahren?

Thorsten Schick: Jeder schaut auf die Tabelle und jeder kann rechnen. Wir wissen, dass wir sechs Punkte Rückstand und sechs Punkte Vorsprung (auf den Dritten Sturm; Anm. d. Red.) haben. Wir wären gut beraten, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren. Die nächsten vier Spiele werden richtig schwer, aber ich glaube, wir machen das die letzten zwei Jahre richtig gut. Wir schauen von Spiel zu Spiel und wollen uns nicht auf die Meister-Frage konzentrieren. Mit dem fahren wir bis jetzt sehr gut und ich glaube, dass das auch der Schlüssel zu unserem Erfolg ist.

Ligaportal: Ein Schlüssel zum Erfolg sind sicher auch deine Leistungen. In der laufenden Saison hältst du bei 16 Assists (zehn Liga, vier Europa League, zwei ÖFB-Cup). Du bist damit der Assist-König im Team. Wie siehst du deine bisherige Performance in dieser Spielzeit?

Thorsten Schick: Ich war in meiner ganzen Karriere schon immer mehr Vorlagengeber als Torschütze. Ich glaube, dass ich noch nie über fünf Saisontore hinausgekommen bin. Ich würde mich freuen, wenn ich mal mehr Tore schießen würde - das ist ganz klar ein Punkt, in dem ich mich auch in meinem Alter noch verbessern kann und vielleicht auch muss, kaltschnäuziger vor dem Tor zu werden. Trotzdem bin ich natürlich auch glücklich, wenn ich der Mannschaft mit Vorlagen helfen kann. Ich glaube, dass ich bis jetzt bei all meinen Stationen gezeigt habe, dass ich von der Spielzeit und den Scorerpunkten wichtig sein kann. Mein Anspruch ist es, dass ich Scorerpunkte liefere. Ich bin ganz zufrieden, aber komplett zufrieden soll man auch nicht sein, denn ansonsten herrscht Stillstand.

Ligaportal: Mit deinen 30 Jahren gehörst du zu den routinierteren Spielern. Außerdem konnte man - etwa in Interviews vor oder nach Spielen - wahrnehmen, dass du dein Herz auf der Zunge trägst und dich nicht verstellst. In welcher Rolle siehst du dich in der Mannschaft?

Thorsten Schick: Ich bin seit über zehn Jahren Profi, habe auch schon einiges mitgemacht und gesehen. Das heißt jetzt nicht, dass ich die Weisheit mit dem Löffel gegessen habe und ich überall der unangefochtene Stammspieler war. Vielleicht kann ich mit manchen Situationen einfach besser umgehen, weil ich schon länger dabei bin. So sehe ich meine Rolle. Wir haben eine sehr gute Mischung in der Mannschaft. Man kann auch in jungen Jahren schon viele Spiele haben. Das beste Beispiel ist Dejan Ljubicic, der zwar kein alter Spieler ist, aber von den Spielen her zu den Routiniers zählt.

Der Trainer hat mich schon zum zweiten Mal geholt - er wird sich was dabei gedacht haben, weil er mich als Mensch kennt und mich sicher auch schätzt. Ich habe in Bern gelernt, dass mehr als nur die Elf am Platz dazugehört. Da gehört Kaderspieler eins bis 25 dazu. Ich probiere, es vorzuleben, dass jeder wichtig ist und das Team im Vordergrund steht.

Ligaportal: Kommen wir auf eine Aktion zu sprechen, die vor einigen Monaten für viel Aufregung gesorgt hat. Du hast nach einem Sieg in Pasching gegen den LASK ein Foto aus der alten Gästekabine gepostet. Darauf war eine mit Schimmel befallene Wand zu sehen samt provokanter Anmerkungen deinerseits. Was hast du dir bei dem Posting gedacht und hättest du mit einer derart heftigen Reaktion in den Medien gerechnet?

Thorsten Schick: Wir sind in die Kabine gekommen und dann habe ich sofort gesagt: „Alleine deshalb müssen wir sie heute besiegen - das ist ein Skandal. Wenn wir was reißen, dann poste ich das ganz sicher.“ Wenn man das in einer Fußballmannschaft sagt, dann kommt man da schwer wieder raus. Dann habe ich es machen müssen. Ich habe mir in diesem Moment nicht so viele Gedanken gemacht, dass es medial eine Welle schlagen könnte. Ich stehe zu dem, was ich gemacht habe und finde noch immer, dass es skandalöse Bedingungen waren - das kann man nicht schönreden. Die Kabinen haben eigentlich viel schlimmer ausgeschaut als auf dem einen Foto. Ich habe sehr viele Nachrichten von anderen Spielern, Vereinen und Teambetreuern bekommen - der Zuspruch war groß.

In den letzten Jahren gab es zwischen Rapid und LASK immer wieder Sticheleien. Das war halt eine mehr und hat auch irgendwie gut reingepasst. Es war aber nichts Dramatisches, keiner wurde verletzt oder ähnliches. Man hat sich einfach ein bisschen gestichelt und es wird sicher irgendwann eine Retourkutsche kommen - darauf muss man vorbereitet sein. Ich bin jemand, der austeilen, aber auch einstecken kann. Ich werde sicher nicht eingeschnappt sein, wenn etwas kommt. Es gehört einfach dazu. Natürlich kann man im Nachhinein diskutieren, ob es gescheit war, aber im Endeffekt habe ich es gemacht und ich stehe dazu.

Ligaportal: Lass und auf die aktuelle Kadersituation bei Rapid sprechen: Einige Verträge laufen aus, Kapitän Dejan Ljubicic hat sich für den Schritt nach Köln entschieden. Yusuf Demir und Ercan Kara sind heiße Transferkandidaten. Fürchtest du dich vor einem großen Ausverkauf und vielleicht auch davor, dass eine der erfolgreichsten Rapid-Mannschaften der letzten Jahre auseinanderbrechen könnte?

Thorsten Schick: Die Situation ist spannend. Wir haben sehr viele gute Spieler, die für andere Vereine jetzt schon interessant sind und vielleicht noch interessant werden. Das spricht für unsere Mannschaft, weil es zeigt, dass wir viel richtig gemacht haben. Es ist aber nicht mein Gebiet oder meine Aufgabe, sich darüber Gedanken zu machen. Die Verantwortlichen werden wissen, was sie machen. Ich glaube, wir haben mit Marco Grüll und Robert Ljubicic schon zwei sehr interessante Spieler für die nächste Saison verpflichtet. Das sind junge, gute österreichische Spieler. Es wird eine sehr spannende Transferperiode werden, aber ich bin sicher, dass wir auch in der nächsten Saison eine sehr gute Mannschaft auf dem Platz haben werden, die gemeinsam sehr viel erreichen kann.

Ligaportal: Dein Vertrag bei Rapid läuft noch ein weiteres Jahr bis Sommer 2022. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus? Hast du schon über eine Vertragsverlängerung nachgedacht oder strebst du nochmal eine Station im Ausland an?

Thorsten Schick: Darüber habe ich mir bis jetzt keine Gedanken gemacht. Ich habe damals von einer sehr erfolgreichen Station im Ausland (Young Boys Bern; Anm. d. Red.) bewusst den Schritt zu Rapid gemacht und mich für diese Aufgabe entschieden. Jetzt gehe ich dann in mein drittes Jahr. Ich bin jemand, der sich generell sehr viel vorstellen kann. Jetzt ist es mal wichtig, dass wir die letzten vier Spiele positiv abschließen und die Saison richtig gut zu Ende spielen. Ich fühle mich extrem wohl bei Rapid und meine Familie fühlt sich wohl in Wien. Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch länger hier zu bleiben. Im Sommer gibt es heißere Aktien, die der Verein klären muss und irgendwann wird es auch in meine Richtung Gespräche geben.

Ligaportal: Abschließend: Du bist in Graz geboren, wohnst seit Beginn deines Engagements bei Rapid in Wien. Welche Stadt siehst du als deine Heimat?

Thorsten Schick: Graz wird immer meine Heimat sein. Aber wie gesagt, meine Familie und ich fühlen uns in Wien extrem wohl. Das ist mir persönlich auch sehr wichtig, um Leistung bringen zu können. Wo wir schlussendlich nach der Karriere leben werden, wird sich in der Zukunft zeigen."

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von Daniel Ringsmuth/Ligaportal, Foto: GEPA pictures/Wien Energie