Da hat die WSG Tirol gestern Abend durch die Heimniederlage der SV Guntamatic Ried vs. SCR Altach (0:1) den Klassenerhalt auf der "Couch" bejubelt, schon setzt das neue Kräfte frei bei den Wattenern, lässt sie befreit aufspielen und nach 5 Sieglos-Spielen einen 4:2-Coup beim bis dato Spitzenreiter der Quali-Gruppe, Austria Lustenau, landen. Damit mischt die WSG wieder mit im Kampf um das BL-Playoff-Halbfinale, während Austria Lustenau Rang 1 im Unteren Playoff verlor und nach 4 Spielen ohne Niederlage mal wieder "mit leeren Händen" dasteht. Doch nicht mit klaren Worten, die Austria-Coach Markus Mader hernach fand...

Wurde am Freitag 55 Jahre, doch tags darauf von seiner Mannschaft gegen die WSG Tirol nicht beschenkt und dürfte ob der Leistung von Austria Lustenau gar um ein weiteres Jahr gealtert sein: Aufstiegs-Trainer Markus Mader.

"Bin sehr enttäuscht über die ersten 60 Minuten"

Markus Mader (Cheftrainer SC Austria Lustenau) über...

…die Leistung der Mannschaft: „Es wundert mich auch. Wir wollten eigentlich frei aufspielen, Dominanz zeigen und oft den Ball haben. Das hat eine Stunde lang überhaupt nicht geklappt. Wir waren so schwach wie noch nie in dieser Spielzeit. Das hat aus meiner Sicht damit zu tun, dass leider einige Spieler ihre individuelle Qualität überhaupt nicht auf den Platz bekommen haben.

Wir haben als Team ganz schlecht verteidigt, waren nicht griffig und haben dem Gegner viel zu viele Räume gelassen. Auch das defensive Umschaltverhalten war sehr schlecht. Ich bin sehr enttäuscht über die ersten 60 Minuten. Danach haben wir so gespielt, wie wir das wollten. Das war dann aber zu spät.“

…die schwache Defensivleistung: „Das ist nicht erst seit heute, dass wir uns Gedanken über die vielen Gegentore machen, die wir bekommen. Das hat auch mit Qualität zu tun, natürlich auch mit der Stärke unserer Gegner. Es ist schon so, dass nicht immer ein System ausschlaggebend ist, wenn man viele Tore bekommt. Man muss auch einfach einmal die Spieler in die Verantwortung nehmen. Wenn wir so auftreten wie heute in den ersten 60 Minuten, dann werden die Gegner ihren Spaß mit uns haben und noch viele Tore machen. Da muss schon jeder Spieler vor der eigenen Haustüre kehren und in sich gehen, ob das dann wirklich bundesligatauglich war.“

…ein mögliches Erreichen der Playoff-Spiele: „Wir müssen uns sehr schnell besinnen. Ich muss auch selbst vor meiner Haustüre kehren. Ich übernehme die größte Verantwortung heute, was die Aufstellung anbelangt. Es war unglücklich von mir. Da muss ich mich selbst hinterfragen, warum ich so entschieden habe. Die Personalwahl war vielleicht nicht die Glücklichste. Ich habe jedenfalls daraus gelernt und hoffe, dass ich in nächster Zeit wieder bessere Entscheidungen treffe. Ich habe aber natürlich schon auch das Gefühl, dass wir schon viel zu viel über dieses Europacup-Playoff reden.

Wir sind noch lange nicht dort. Die anderen haben genau dieselben Ziele. Wir haben es doch noch lange nicht geschafft. Wenn wir uns so präsentieren, wie heute in den ersten 60 Minuten, dann werden wir es auch nicht schaffen.“

"Denke, dass Dominik diese 4 Spiele ruhig einmal verkraften kann"

...die Reservistenrolle von Domenik Schierl in den verbleibenden Saisonspielen: „Domenik ist ein sehr ehrgeiziger Spieler und das ist auch gut so. Ich kann auf der einen Seite schon verstehen, dass er jetzt etwas traurig und enttäuscht ist. Auf der anderen Seite ist es so, dass wir Domenik jetzt in den vergangenen 2 Jahren 62-mal im Kader gehabt haben. Davon hat er 58-mal von Anfang an gespielt. Ich denke also, dass man diese 4 Spiele ruhig einmal verkraften kann. Das Thema haben wir intern schon aufgearbeitet. Es steht jetzt so und darüber diskutieren bringt jetzt nichts. Es ist aber so geplant, dass Schierl die Playoff-Spiele spielen würde.“

Torhüter Ammar Helac: „Wir haben Ammar gesagt, dass wir gerne hätten, dass er den Vertrag bei Lustenau verlängert. Stellt euch vor, wir kommen in die Playoff-Spiele und dem Domenik passiert etwas. Dann muss Ammar ohne ein einziges Spiel performen. So hat er jetzt einfach Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Ihm nur ein Spiel zu geben und zu hoffen, dass es beim nächsten Mal klappt, ist für uns zu wenig.“

Jean Hugonet (siehe auch separaten Beitrag): „Er hat sich entschieden. Er wird in Kürze einen Vertrag unterzeichnen. Es fehlen nur noch die medizinischen Untersuchungen und da will er natürlich kein Risiko mehr eingehen. Das verstehe ich auch. Er will den nächsten Schritt gehen und er wird ihn auch gehen. Daher haben wir natürlich seine Situation auch akzeptiert. Ich weiß nicht, wohin er wechselt, denn er hat es noch nicht preisgegeben, weil er zuerst den Vertrag unterzeichnen will.“

Der Top-Torjäger in der bisherige Playoff-Phase, Lukas Fridrikas (l.) von Austria Lustenau, hatte gegen Johannes Naschberger und die WSG Tirol heute einen schweren Stand.

"War über 60 Minuten geiler Auftritt meiner Mannschaft"

Thomas Silberberger (Cheftrainer WSG Tirol) über...

das Spiel: „Mit dem 0:2 war Lustenau schon gut bedient zur Halbzeitpause. Das dritte Tor lag phasenweise schon in der Luft. Es war über 60 Minuten schon ein geiler Auftritt meiner Mannschaft. Wir sind super in die Partie gekommen. Man hat gemerkt, dass extrem viel Ballast von den Jungs abgefallen ist. So können wir spielen. Der Druck des nicht verlieren dürfen in der Qualifikationsgruppe lähmt dann schon den ein oder anderen Spieler.“

…die Verletzung von Thomas Sabitzer: „Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Es sieht nicht gut aus. Es scheint wieder eine Geschichte mit dem Jochbein zu sein. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so schlimm ist, wie es aussieht. Wir müssen einfach die Erstdiagnose abwarten. Wenn es wirklich ein Jochbeinbruch ist, dann wissen wir, dass es mindestens drei Wochen Pause sind.“

…das mögliche Erreichen der Playoff-Spiele: „Vor 2 Wochen war es kein Thema. Jetzt sind plötzlich vier Mannschaften auf zwei Punkte dran. Jetzt sind wir natürlich in der Verlosung dabei. Dass dieses Ziel jetzt aufgeht, ist völlig normal. Man sieht, wie paradox die Qualifikationsgruppe ist. Vor dem Spieltag hat es noch geheißen, dass wir ganz nach hinten reinrutschen können. Nach dem Spieltag heißt es, dass die WSG wieder im Kampf um den Europacupplatz ist. Wir schauen aber auf das nächste Match. In die große Zukunft möchte ich nicht schauen.“

…die Verletzung von Ferdinand Oswald (Bandscheiben-OP): „Wir müssen es abwarten. Wir wissen es vom Herbst, dass er drei Monate gebraucht hat, um wieder fit zu werden. Diese drei Monate wird er wieder brauchen. Da sind wir dann wahrscheinlich schon am fünften, sechsten oder gar siebenten Spieltag in der neuen Saison. Es ist mit Sicherheit ein sehr schwieriges Thema für den Verein, für Ferdinand und für uns alle. Er ist unser Kapitän und irgendwo auch das Gesicht des Vereins seit zehn Jahren. Er gehört auch irgendwo zum Verein. Es ist für ihn und den gesamten Verein ein extremer Nackenschlag, weil er eine sehr wichtige Personalie ist.“

…eine mögliche Transferaktivität aufgrund der Verletzung von Ferdinand Oswald: „Wir müssen definitiv darüber nachdenken. Wenn er wirklich bis Ende August ausfällt, weißt du eh schon, welchen Spieltag wir dann haben. Wir müssen mit Sicherheit alle Varianten durchspielen. Es ist eine sehr schwierige Situation für den Verein, wie man die Herangehensweise jetzt gestaltet bezüglich der unmittelbaren Zukunft, was die Torhüterfrage betrifft."

"Brauchen hinten nach auch noch Absicherung"

Torhüter Benjamin Ozegovic: „Er hat unser vollstes Vertrauen. Er hat es auch immer schon gehabt, wenn er gespielt hat. Er hat eigentlich noch nie enttäuscht. Er hat schon zwei Spiele in der Qualifikationsrunde gemacht, als Ferdinand Oswald schon Symptome gezeigt hat. Wir haben in diesen Spielen 4 Punkte gemacht. Er ist mit Sicherheit ein sehr gutes Torhütertalent, aber wir brauchen hinten nach auch noch eine Absicherung.“

…den erreichten Klassenerhalt (im Vorfeld der Partie): „Die Herangehensweise an die heutige Partie ist mit Sicherheit keine andere. Wir wollten hierherfahren, um Lustenau zu schlagen. Das ist nach wie vor das Ziel. Bei dem ein oder anderen Spieler fällt vielleicht ein bisschen der Druck ab. Man hat es im Hotel den ganzen Tag schon gemerkt. Die Stimmung war gelöster. Es ist klar, denn wenn du gegen den Abstieg spielst, sind es ja Existenzfragen. Wir haben unser Saisonziel drei Spieltage vor Schluss erreicht.“

Johannes Naschberger (li.) gelang in seinem 76. BL-Einsatz endlich sein Premierentor im Fußball-Oberhaus. Rechts Hakim Guenouche von Austria Lustenau.

"Es sind zwei sehr korrekte Jungs, die im Training immer Gas gegeben haben"

Stefan Köck (Manager Sport WSG Tirol) über...

das Spiel (in der Halbzeitpause): „Man hat es gesehen in den Anfangsminuten, dass da schon befreiter wie zuletzt Fußball gespielt worden ist. Es freut mich wahnsinnig, dass sich die Jungs einmal bis zur Halbzeit belohnt haben.“

…die Tore von Johannes Naschberger und Dominik Stumberger: „Mich freut es für jeden Spieler der WSG, wenn er ein Tor schießt. Die beiden Spieler sind aber zwei Spieler, die eine gewisse Leidenszeit hinter sich hatten. Sie hatten oft nicht die Spielzeit, die sie sich selbst erwartet haben. Es sind aber zwei sehr korrekte Jungs, die im Training immer Gas gegeben haben. Deshalb freut es mich besonders.“

…den Kampf um die Playoff-Spiele: „Ich glaube, dass mein Trainer vor 14 Tagen richtig cholerisch reagiert. Wir werden jetzt nicht den Fehler machen und die UEFA Conference League Playoff-Spiele hervorrufen. Wir wollen weiter guten Fußball spielen und dann ergibt sich die Tabelle am Ende sowieso von selbst. Wir sind Sportler und wollen jedes Spiel gewinnen.

Wir wollen auch in den nächsten beiden Spielen vermehrt dem ein oder anderen jungen Spieler eine Chance geben, weil sie auch über das ganze Jahr gesehen tolle Leistungen gebracht haben, sei es im Training oder bei der zweiten Mannschaft. Da wollen wir uns schon ein Bild machen für das nächste Jahr. Wenn wir die Spiele nachher mitnehmen, werden wir uns nicht dagegen wehren. Fakt ist aber, dass wir nichts ausrufen.“

"Hoffe, dass es für das zweite Tor nicht mehr so lange dauert"

Johannes Naschberger (WSG Tirol) über...

…sein Premierentor: „Es hat echt lange gedauert, aber zum Glück ist es dann gelungen. Ich hoffe, dass es für das zweite Tor nicht mehr so lange dauert.“

…den im Vorfeld erreichten Klassenerhalt: „Es fällt natürlich Druck ab. Ich denke, dass wir heute trotzdem eine gute Leistung gebracht und verdient gewonnen haben.“

…das mögliche Erreichen der Playoff-Spiele: „Wir haben in der nächsten Woche das direkte Duell gegen den WAC. Da werden wir natürlich alles in die Waagschale schmeißen. Wir wollen das Spiel natürlich gewinnen. Wir sehen dann eh, wie es kommt. Es heißt, alles zu geben.“

…die 2. Halbzeit: „Der Doppelschlag war natürlich sehr unglücklich. Es gab dann eine kleine Druckphase von Lustenau. Wir haben da zum Glück kein drittes Tor kassiert, denn sonst wäre es nochmal enger geworden. Ich glaube, dass wir es dann aber gut über die Zeit gebracht haben.“

 „Ich glaube, da würde ganz Tirol hüpfen“

Walter Kogler (Sky Experte) über...

Markus Mader und den SC Austria Lustenau: „Ich finde es sehr erfrischend und ein sehr gutes Interview von einem Trainer, der auch einmal selbst sagt, dass auch er seinen Teil zur Niederlage beigetragen hat. Vielleicht hat er zu viel in der Mannschaft verändert. Es spricht einerseits für ihn, dass er gewissen Spielern, die eher weniger zum Zug gekommen sind, Spielpraxis geben möchte. Er hat aber spätestens heute erkennen müssen, dass die Mannschaft dadurch an Stärke verliert. Ich denke, dass das Playoff-Gerede keinen Spieler hemmen darf. Du musst dir Spiele setzen und mit aller Konsequenz daran arbeiten.“

…die Leistung der Lustenauer: „Sie haben mir überhaupt nicht gefallen. Sie sind schon seit längerem fix wieder in der Bundesliga für das nächste Jahr. In letzter Zeit haben sie zu viele Tore bekommen. Sie sind nicht mehr so kompakt wie über weite Strecken des Herbstes oder auch zum Auftakt in der Qualifikationsgruppe. Seitdem alles erledigt ist, habe ich das Gefühl, dass die letzte Konzentration, die letzte Aufmerksamkeit und der letzte Wille, das gemeinsam zu schaffen, abhandengekommen ist. Es wäre sehr schade, wenn Lustenau jetzt gegen Ende der Saison von der Leistung her irgendwo abreißen würde.“

WSG: „Sie haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Sie waren in der Lage, auch in der zweiten Halbzeit Tore zu schießen. Dass man dann nach einer 4:0 Führung ein bisschen nachlässig wird, hat man gesehen. Im Grunde genommen kann der Trainer mit dieser Vorstellung seiner Mannschaft absolut zufrieden sein. Es wäre natürlich der größte Erfolg, wenn sie es schaffen, sich für einen internationalen Bewerb zu qualifizieren.

Ich glaube, da würde ganz Tirol hüpfen. Natürlich involviert dies auch Mehrfachbelastung. Dass es für die WSG im Sommer immer schwer ist, einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen, würde auch mit einer eventuellen Europacup Saison so sein. Wenn man aber weiß, dass man dabei sein könnte, wäre es vielleicht sogar etwas leichter, weil es einen Verein und die Spieler schon pusht.“

…die Reservistenrolle von Domenik Schierl in den verbleibenden Saisonspielen (vor dem Spiel): „Ich glaube nicht unbedingt, dass er (Anm. Ammar Helac) um den Platz des Stammtorhüters spielt. Man sieht sich den Spieler einmal an und überlegt vielleicht, ob es Sinn macht, mit ihm zu verlängern. Man hätte dann zwei gute Torhüter und Helac hätte dann sogar schon ein bisschen Routine.

Es ist aber schon ungewöhnlich. Schierl, die Nummer 1, die über die gesamte Saison hervorragend war und viel dazu beigetragen hat, dass man eben schon vier bis fünf Runden vor Schluss keine Sorgen mehr hat, hat das Gefühl, ein bisschen bestraft zu werden und da verstehe ich dann auch den Spieler. Wenn man sagt, dass die Lustenauer eventuell sogar um den internationalen Startplatz spielen können, dann kommen noch ganz wichtige Spiele auf sie zu. Deshalb jetzt schon festzulegen, dass Helac alle verbleibenden Saisonspiele spielen wird, ist vielleicht etwas merkwürdig.“

…den Klassenerhalt der WSG Tirol: „Sie haben es sich hart erarbeiten müssen. Sie haben auch ein bisschen gezittert, vor allem nach der letzten Runde. Mit dem gestrigen Spiel hat sich das erledigt. Es gibt jetzt nur noch das Positive, vielleicht nochmal vorne reinzurutschen. Das kann einer Mannschaft natürlich auch noch eine zusätzliche Motivation geben, sodass man erleichtert aufspielt. Die Last fällt weg. Sie haben ein positives Ziel und eine gute Ausgangsposition.“

… die Verletzung von Ferdinand Oswald: „Als Torhüter kannst du ja noch ein paar Jahre spielen. Da ist man als 32-Jähriger noch nicht so alt. Du bist aber als Torhüter im Spiel und im Training schon sehr stark belastet. Da kann das dann schon sein, dass das dann in der Zukunft immer wieder einmal Probleme bereiten kann.

Ich denke auch in der Kaderplanung für das nächste Jahr kann man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen, dass Ferdinand Oswald reibungslos wieder zurückkommt und dann dort fortsetzt, wo er in den letzten Jahren immer war.“

Statement-Quelle: Sky Sport Austria

Fotocredit: Josef Parak und GEPA-ADMIRAL