Der SK Rapid Wien steht nach 11 Spieltagen mit nur 17 Punkten auf Platz 5, ist seit 3 Bundesligaspielen in Folge ohne vollen Erfolg und steht mitten in der ersten Krise unter Neo-Coach Mike Büskens. Auch am vergangenen Spieltag zeigten die Hütteldorfer im Heimspiel gegen Altach eine erschreckend schwache Leistung.

 

Fehlender Plan B

 Mike Büskens forciert den Ballbesitz-Fußball, welchen sein Vorgänger Zoran Barisic mit Rapid eingeübt und praktiziert hatte. Unter Barisic wurde der Ball vor dem gegnerischen Strafraum hin und her geschoben, bis man einen Weg (meistens über die Flügel) in den Strafraum gefunden hat. Der Ballbesitz unter Mike Büskens verlagert sich eher in die Defensive. Der Deutsche achtete also noch mehr auf einen sicheren und präzisen Spielaufbau. In der Offensive fehlen unter Büskens allerdings die Ideen um gefährliche Durchbrüche in den Strafraum zu ermöglichen.

Viele Fans fordern nun die Umstellung auf ein 4-4-2-System mit zwei Spitzen. Im Heimspiel gegen Altach merkte man deutlich, dass mit der Einwechslung von Kvilitaia, der als zweite Spitze neben Joelinton agierte, mehr Gefahr auf das Vorarlberger-Tor ausgeübt werden konnte.

Mike Büskens steht bereits in der Kritik. Foto: GEPA Wien Energie

 

Die positive Stimmung vom Saisonstart ist längst verflogen

Zu Saisonstart war die Stimmung in der Mannschaft und bei den Fans unglaublich gut. Nicht gerade überraschend, hatte man doch mit dem neuen Allianz Stadion, den Rekordtransfers Mocinic und Traustason und dem Trainerwechsel allen Grund dazu. Diese Euphorie war in den ersten Heimspielen deutlich zu spüren. Negativ zu beurteilen war die „Causa-Entrup“, welche von der aktiven Fanszene am „Block West“ angezettelt wurde. Nicht sonderlich intelligent, da man damit unnötig negative Stimmung in die Mannschaft brachte, die bis jetzt (Entrup verabschiedet sich nach einem Spiel nicht bei den eigenen Fans) anhält. Dies kritisierte auch Sportdirektor Andreas Müller unlängst in einem „Kurier“-Interview: „Entweder es gehen dann alle 18 hin (Anm. zum Rapid-Sektor) oder keiner. Das ging ja schon mit der Sache um Entrup los. Als plötzlich nur 17 vor den Fans standen, als müsste einer versteckt werden. Sind wir eine Mannschaft oder nicht? Wovor haben wir denn Angst?“, wütete der Deutsche.

Apropos Andreas Müller. Scheinbar gibt es zwischen den beiden Ex-Schalkern Mike Büskens und Andreas Müller einige Streitpunkte. Andreas Müller sprach im selben „Kurier“-Interview davon, dass die „Mannschaft keine Einheit sei“. Dies verneinte sowohl Mike Büskens am vergangenen Donnerstag in der Pressekonferenz vor dem Altach-Spiel, als auch Ersatz-Kapitän Stefan Schwab. Und bereits im August kritisierte Müller, dass der Trainer mehr rotieren solle.

Am vergangenen Samstag gab es bereits nach 20 Minuten die ersten Pfiffe zu hören. Damit kann man nun eines sicher behaupten: Sollte Rapid in dieser Woche keinen Sieg einfahren (Sassuolo, Austria), dann reißt den Fans endgültig der Geduldsfaden.

Andreas Müller: "Diese Mannschaft ist keine Einheit" Foto: GEPA Wien Energie

 

Die teuren Neuzugänge schwächeln

Rapid gab im Sommer 2016 so viel Geld wie noch nie zuvor für Neuverpflichtungen aus. Knappe 6 Millionen Euro blätterte man den Vereinen rund um Mocinic (2 Mill.), Traustason (2 Mill.), Kvilitaia (700.000), Joelinton (600.000 Leihe), Malicsek (400.000) und Entrup (200.000) hin. Christoph Schösswendter kam ablösefrei von der Admira.

Doch ausgerechnet die zwei teuersten Neuzugänge Mocinic und Traustason zeigten bis jetzt nicht, warum man für sie zwei Millionen Euro ausgeben muss. Der Kroate zeigte zwar in den ersten Spielen seine überragende Übersicht und Passqualität, konnte diese Eigenschaften in den nächsten Runden allerdings nicht immer beweisen. Im defensiven Mitelfeld wird er noch von Mittelfeldmotor und Ersatz-Kapitän Stefan Schwab überragt. Völlig unverständlich war Mocinic´ Aktion in Ried, als er beim Stand von 1:3 und einer bereits erhaltenen gelben Karte den Ball unnötig mit der Hand spielte. Er hatte allerdings Glück und bekam dafür nicht Gelb.

Den Isländer Arnor Traustason holte man um, den zu Bremen abgewanderten, Florian Kainz zu ersetzen. Diese Erwartungshaltung konnte er bis jetzt aber überhaupt nicht erfüllen. An die Tempodribblings und Abschlussqualität seines Vorgängers Kainz kommt der Isländer nicht heran. Traustason hält derzeit bei nur einem erzielten Treffer und keiner Vorlage in 12 Pflichtspielen.

Die Neuzugänge Joelinton und Schösswendter stellten sich als absolute Leistungsträger heraus. Der Brasilianer Joelinton bewies in den bisherigen Spielen seine gute Technik, enge Ballführung und seine Schnelligkeit. Ebenso setzt er seinen robusten Körper in den Zweikämpfen ein und schirmt in der Offensive den Ball ab, sodass seine Mitspieler mehr Räume erhalten. Schraubt er seine Torquote (5 Tore in 19 Pflichspielen) noch nach oben, werden die Grün-Weißen die Kaufoption wahrscheinlich ziehen.

Rapid-Rückkehrer Christoph Schösswendter stellte sich als absolute Verstärkung heraus. Der 1,95 große Innenverteidiger ist in der Innenverteidigung setzte sich gegen seine Konkurrenten Mario Sonnleitner, Max Hofmann und Max Wöber durch. Er rechtfertigte seine Startelfeinsätze mit guten Defensivleistungen und einer ungeheuerlichen Kopfballgefahr bei Standardsituationen. In dieser Saison erzielte er bereits 4 Tore und leistete eine Torvorlage. 

                                 Traustason muss sich steigern. Foto: GEPA Wien Energie