Zu viele Gegentore - die Problemlage nach der Herbstsaison war beim SC Wiener Neustadt gleichermaßen gravierend wie offensichtlich. 54 Mal klingelte es in der Herbstsaison im Tor der Wiener Neustädter - so kann der Klassenerhalt in der tipico Bundesliga nicht gelingen. Allein beim letzten Spiel vor der Winterpause in Ried bekamen die Niederösterreicher sechs Stück. Der neue Trainer Helgi Kolvidsson hat die Baustelle nicht nur erkannt sondern auch gleich behoben, in den fünf Spielen seit dem Winter gab es ebenso viele Gegentore - sechs.

Ligaportal hat sich angesehen, wie das gelungen ist. Gerade die Zahlen der jüngsten Spiele sind beeindruckend. Seit vier Spielen ist das einstige Schlusslicht ungeschlagen, in den letzten drei Spielen gab es nur ein Gegentor. "Wer 54 Gegentore bekommt, hat immer ein Problem", sagt Wiener-Neustadt-Trainer Helgi Kolvidsson. Zum Erfolg seiner Arbeit stapelt der isländische Trainer tief: "Es war unser Ziel, uns dort zu stabilisieren. Das ist uns bisher teilweise ganz gut gelungen", sagt er.

Kolvidsson fand die richtige Mischung

Die Stabilisierung gelang dabei nicht nur in Sachen Gegentoren, ein wesentlicher Grund ist wohl auch die Stabilisierung auf Personalebene in der Abwehr. Während Kolvidssons Vorgänger Heimo Pfeifenberger bis zu seinem Abgang an der richtigen Abwehrformation herumdokterte und kaum einmal in zwei Spielen in Folge die gleiche Abwehr aufs Feld schickte, hat Kolvidsson schnell seine bevorzugte Abwehrformation gefunden: Links spielt Mark Prettenthaler, in der Mitte Adam Susac und Mattias Sereinig und rechts Tobias Kainz.

Kainz

Tobias Kainz als Rechtsverteidiger war nur einer von Helgi Kolvidssons Schachzügen.

Vor allem mit der Erfindung von Kainz als Rechtsverteidiger gelang Kolvidsson ein kluger Schachzug. Im Sommer war Kainz als zentraler Mittelfeldspieler von Sturm Graz zu Wiener Neustadt gekommen. In der Zentrale kam er an Conor O'Brien und Christoph Freitag nicht vorbei, in der Winterpause machte Kolvidsson aus dem 22-Jährigen einen hervorragenden Rechtsverteidiger, der sich auch immer wieder ins Spiel nach vorne einschaltet. Dazu nutzte Adam Susac seine wohl einzige Chance in der Bundesliga. Der Bosnier kam erst im Oktober nach Wiener Neustadt und erkämpfte sich in der Winter-Vorbereitung einen Stammplatz, nachdem er schon als Kandidat für einen vorzeitigen Abschied galt.

Die gesamte Mannschaft arbeitet nach hinten

Mattias Sereinig gibt im Frühjahr nicht nur den Kapitän, er dankte Kolvidsson das Vertrauen auch mit starken Leistungen und einem Traumtor bei Grödig. Doch nicht nur die Abwehr ist an den starken Defensivleistungen beteiligt. Der neue Stürmer Philip Hellquist ist nicht nur torgefährlich, sondern arbeitet auch unermüdlich für die Defensive, dazu spielt im linken Mittelfeld mit Lukas Denner ein gelernter Verteidiger. Die Mittelfeldzentrale mit O'Brien und Freitag gehörte schon im Herbst zum besten, was Wiener Neustadt zu bieten hatte. Im Moment sieht es mit einem Klassenerhalt der Überlebenskünstler aus dem Süden Niederösterreichs also nicht schlecht aus.

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Fotos: Richard Purgstaller