Mehr Schein als Sein? Diese Frage musste sich der FK Austria Wien nach einer überraschend erfolgreichen Hinrunde in der tipico Bundesliga stellen. Viele waren freilich der Meinung, dass dieses gute Abschneiden eher den tollen, aber oftmals glücklichen Ergebnissen und nicht der tatsächlichen Leistung der Veilchen zuzuschreiben war – und sie sollten wohl Recht behalten.

Thorsten Fink hat es ohne Zweifel geschafft die in der vorigen Saison oftmals desaströs agierende Austria wieder zu stabilisieren, doch schon am Ende der Hinrunde (3 der letzten 4 Spiele wurden verloren) hat sich abgezeichnet, dass auf Fink wohl noch einiges an Arbeit warten würde. Zwar steht am Ende der Saison ein dritter Platz und damit die Europacupteilnahme, doch die Leistung von Finks Schützlingen war bisweilen müde und uninspiriert. So kamen die Veilchen in der Rückrunde zu einer Bilanz von 7 Siegen und 6 Niederlagen bei 3 Unentschieden, was wohl nicht ganz dem hohen Anspruch des Vereins entspricht. Die Austria spielte zwar diese Saison anders als davor wieder mit einem klaren Plan im Spiel, allerdings war dieser oft sehr unflexibel und half vor allem die Defensive zu festigen, nicht aber das Spiel nach vorne anzukurbeln.

Gorgon

Fink blieb seiner 4-2-3-1 Aufstellung treu, in der Holzhauser als 6er und dem Angriffstrio rund um Alexander Gorgon, Larry Kayode und Neuzugang Lucas Venuto Schlüsselrollen zukamen, allerdings war der auf Ballbesitz, schnelle Vorstöße und Seitenwechsel ausgelegte Plan oft zu statisch und gegen gut organisierte Gegner nicht von Erfolg gekrönt. Gerade Regisseur Raphael Holzhauser konnte seine guten Leistungen im Zentrum des Austria Systems nur bedingt bestätigen und auch das Angriffstrio erzielte in der Rückrunde jeweils weniger Tore als noch in der Hinrunde.

Insgesamt erwiesen sich die Angreifer oft auch als nicht kaltschnäuzig genug in einem Spielsystem, das eher auf wenige, dafür hochkarätige Chancen baut. Gerade Kayode konnte diese Topchancen oft nicht nutzen, während die Austria generell in vielen Spielen unter 8 Torschüssen blieb und nicht gerade Zielgenauigkeit demonstrierte. Recht wenig Spielwitz und Kreativität im Spielaufbau taten ihr übriges, sodass die Veilchen sogar einmal 4 Spiele am Stück ohne Torerfolg blieben. Zwar kam die Offensive ganz am Ende noch etwas in Fahrt, allerdings war auch der größte Erfolg mit dem 9:0 gegen 9 Mattersburger eher Schein als Sein.

Am Ende stellt sich wohl doch die Frage, ob die Austria in der Rückrunde nicht mehr hätte zeigen können. 36 Runden bieten wohl Platz für mehr als Stabilisation und etwas mehr Entwicklung war wohl von Verein und Fans durchaus erwünscht. So steht unterm Strich eine ergebnistechnisch akzeptable, von der Leistung am Platz aber eher mäßige Saison. Diese hat vor allem gezeigt, dass der Kader der Violetten noch nicht mit der Qualität von Rapid und Red Bull Salzburg mithalten kann. Gorgon, Holzhauser und Kayode stechen neben Almer zu oft als einzige Spieler heraus und auch sie waren nicht immer auf dem Zenit ihrer Schaffenskraft aus der Hinrunde. Die von Fink geforderte Verstärkung des Kaders dürfte dringend nötig sein, um die Lücke zu den beiden Topteams zu schließen.

Foto: amaspics.at