Nach dem 1:1 im Derby bei Rapid wollte der FK Austria Wien beim Heimspiel gegen den LASK mit 3 Punkten an die Europacup-Plätze anschließen. Das „6-Punkte-Spiel“ endete aber mit einem verdienten Auswärtssieg vom LASK. Warum? Weil die Linzer clever agierten!

Eine Spiel-Analyse von Stefan Schoberer

Oliver Glasner gilt schon längere Zeit als Tüftler und Taktik-Fuchs. Das hat er auch beim Auswärtsspiel im Wiener Ernst-Happel-Stadion in der 22. Runde der Tipico-Bundesliga bewiesen. Glasner spielte ein variables 3-4-3 System, mit dem man die Austria vor allem in Hälfte eins stark anpresste. Durch die Variabilität der Linzer konnten sie situationsbedingt zwischen mannorientiertem und raum-ballorientiertem Pressing wechseln. Damit konnten die Oberösterreicher durch gewonnene Zweikämpfe (und damit verbundene Ballgewinne) im Mitteldrittel und gutes Umschaltspiel schnell in die Tiefe hinter die Austria-Abwehr kommen.

Die Austria begann mit gewohntem Aufbauspiel, Holzhauser ließ sich wie schon vorige Woche im Derby oftmals auf die halblinke Verteidigerposition fallen,  um von dort aus das Spiel zu lenken. Allerdings pressten die Stahlstädter zu Beginn so weit vorne an, dass die Austria zu keinem Zeitpunkt ein ruhiges und geordnetes Aufbauspiel zu Stande brachte. Vorrangig versuchten die Gäste den Aufbau auf Mohammed Kadiri zu lenken, der dann aggressiv angelaufen wurde. Dabei konnten sie Serbest als Sechser im Deckungsschatten behalten, was meist zu unkontrollierten langen Bällen führte.

Abb. 1: Joao Victor läuft Kadiri aggressiv an, behält dabei aber Serbest im Deckungsschatten. Durch den kleinen Bogenlauf von Joao Victor wird auch Florian Klein aus dem Spiel genommen. Die einzige Option für Kadiri ist ein langer Ball, den die LASK-Defensiv sichern kann.

In weiterer Folge kippte Holzhauser nicht mehr so oft in die Verteidigungslinie ab, um seine Präsenz im Mittelfeld bei den zweiten Bällen zu nutzen. Dabei konnte die Austria einmal die erste Pressinglinie überspielen, den Raum im Mittelfeld nutzen und Pires auf Links-Außen im 1 gegen 1 isolieren, was zum 1:0 Führungstreffer führte.

Davon ließen sich die Oberösterreicher aber nicht beirren, spielten weiter munter drauf los. Das Aufbauspiel der Gäste ging in der ersten Halbzeit fast ein wenig unter unter, da man die Bälle meist schon im Mittelfeld behaupten konnte und dadurch das Aufbauspiel von hinten raus nicht mehr benötigt wurde. Hatte man aber einmal einen Spielaufbau von hinten raus, schoben die variablen Außenverteidiger Wiesinger und Ranftl hoch. James Holland bildete mit den 3 Innenverteidigern die Rauten-Aufbaustruktur, Michorl versuchte im Zwischenlinienraum anspielbar zu sein.

Abb. 2: Rauten-Aufbaustruktur der Linzer. Die Außenverteidiger versuchten mit Läufen hinter die Abwehr zu kommen, die Außenstürmer Goiginger und Joao Victor zogen in die Mitte, um den Raum auf den Seiten zu öffnen.

Der LASK wurde für sein intensives Spiel noch vor der Pause mit dem Ausgleich belohnt, was aufgrund des Spielverlaufes mehr als verdient war. In weiterer Folge musste die Glasner-Elf aber einen Gang zurückschalten, da das Forechecking doch sehr kräfteraubend war. Dadurch attackierte man in Halbzeit zwei deutlich weiter hinten, verteidigte im Mittelfeldpressing aber meist genauso gut.

Abb. 3.1 und 3.2: Die Heatmap vom LASK in Halbzeit 1 (links) und Halbzeit 2 (rechts). 

Holzhauser ließ sich durch die Umstellung wieder abkippen, diesmal allerdings zumeist zwischen die beiden Innenverteidiger Stronati und Kadiri. Die Austria konnte so ihr Aufbauspiel zwar besser durchziehen, wurde aber auch damit nie wirklich gefährlich. Die Stahlstädter verstanden es zumeist, die Räume nach vorne zuzustellen und den Heimischen nur Platz zu geben, mit dem man nichts anfangen konnte. Auch wenn Pires ab und an mit seinen Laufwegen die Linzer vor Aufgaben stellte, konnte man diese in weiterer Folge noch ausmerzen.

Abb. 4: Holzhauser als abkippende Sechs zwischen den Innenverteidigern im Spielaufbau. Goiginger steht hier zu zentral, sodass sich die Passoption zu Stangl ergibt. Goiginger wollte hier wohl den Passweg zum eingerückten Pires zustellen, der aber bereits von Ramsebner gestellt wurde.

Fazit: Der Matchplan von Oliver Glasner ist vollkommen aufgegangen, durch die späten Tore von Berisha und Luckeneder wurden die Linzer für ihren Aufwand belohnt und gingen als verdienter Sieger vom Platz. Die Austria muss mit einer enttäuschenden Leistung einmal mehr in dieser Saison den Platz als Verlierer verlassen, tritt tabellarisch weiterhin auf der Stelle.