Während Red Bull Salzburg nach den Abgängen einiger Leistungsträger weiterhin auf die ganz große Form wartet, scheint die Wiener Austria unter Neo-Trainer Thorsten Fink wieder zur alten Stärke zurückzufinden – so schien es zumindest vor dem Aufeinandertreffen der beiden Teams am Sonntagnachmittag. Ligaportal-Experte Helge Payer analysiert das Topspiel der sechsten Bundesliga-Runde.

In der Anfangsphase lieferten sich die beiden Mannschaften eine Pingpong-Partie, in der vieles dem Zufall überlassen blieb und die nicht schön zum Anschauen war. Nach den ersten zehn Minuten, in denen die Fehlpassquote erschreckend hoch war, konnten sich aber beide Teams steigern und überzeugten mit guten Kombinationen – sehr oft über die Mitte.

Zweikampfaktive Salzburger gegen Zweikampfscheue Austrianer

Interessant ist folgende Statistik: Red Bull Salzburg hat vor diesem Spiel über 800 Zweikämpfe bestritten, also die meisten aller Mannschaften in der bisherigen Bundesliga-Saison. Bei der Austria waren es hingegen die wenigsten. Auffällig war, dass die Austria in der ersten Halbzeit nur 39 Prozent Ballbesitz hatte, seit Thorsten Fink auf dem Trainerstuhl sitzt, sind die Veilchen aber gerade eine Mannschaft, der der Ballbesitz sehr wichtig ist. Im gesamten Spiel waren es nicht mehr als 43 Prozent – für die Austria ist das ein unterirdischer Wert.

GEPA full 9238 GEPA-23081568052

Austrias Kayode überzeugt mit Schnelligkeit und Technik

Die Wiener spielten von Beginn an viele weite, hohe Bällen auf den schnellen Olarenwaju Kayode. Kayode ist ein Offensivspieler, der mit seiner Sprintstärke und Technik den Kader der Austria sehr bereichert. Vor seinem Tor zum 2:1 hat er mit dem Ball am Fuß eine Geschwindigkeit von 30,8 km/h erreicht. Zum Vergleich: Den Weltrekord im Fußball hält Bayerns Arjen Robben mit 37 km/h, der Sprint-Superstar Usain Bolt erreicht eine Geschwindigkeit von 44 km/h. Zu Kayodes Sprint muss man aber fairerweise sagen, dass ein Sportler seine Höchstgeschwindigkeit erst nach 60 Metern erreicht, der Nigerianer aber „nur“ 40 Meter gesprintet ist.

In der 17. Minute ist die Austria etwas entgegen dem Spielverlauf in Führung gegangen. Salzburg hat davor besser kombiniert und ist auch zu den besseren Chancen gekommen. Die Wiener haben bei ihrem ersten Tor wieder einmal ihre Stärke nach Standardsituationen ausgespielt. Von den 14 Toren, die die Austria vor diesem Spiel erzielt hat, fielen vier nach Standards.

Gute Leistung der Tormänner

Beide Torhüter überzeugten am Sonntag mit einer starken Leistung. Almer hat einige entscheidende Bälle pariert, wenn er nicht einen so guten Tag erwischt hätte, hätte Salzburg dieses Spiel höchstwahrscheinlich gewonnen. Aber auch sein Gegenüber Alexander Walke spielte stark auf und lenkte etwa einen gefährlichen Schuss an die Latte. Dem Schiedsrichter ist diese starke Parade leider entgangen. Er hat Walkes Berührung nicht gesehen und auf Abstoß entschieden.

Bei der Austria hat mir gefallen, dass sie nach dem Ausschluss von Rotpuller weiterhin auf Sieg gespielt hat und sich nicht zu weit zurückgezogen hat. Für die Salzburger war es sehr wichtig gegen eine –in dieser Saison – starke Mannschaft, wie die Wiener Austria zu punkten, damit wieder etwas Ruhe in die Mannschaft einkehrt. Die Erwartungen an die Salzburger und der öffentliche Druck sind natürlich immer extrem groß, man darf aber nicht vergessen, dass sich diese Mannschaft nach den Abgängen von einigen Leistungsträgern im Umbruch befindet – und der braucht eben seine Zeit. Ruhe ins Spiel der Salzburger könnte auch in den nächsten Partien Yasin Pehlivan bringen. Red Bull hat einige talentierte Mittelfeldspieler in seinen Reihen, Pehlivan bringt aber wichtige Erfahrung mit sich, war schon im ersten Spiel für seinen neuen Verein sehr aggressiv und ist außerdem ein Spieler, der seine Kollegen auf dem Platz mit seinem Ehrgeiz anstecken kann.

"no balls, no games"  -Euer Helge

Foto: GEPA pictures / Red Bull