Nach einem Drittel der Meisterschaft in der tipico Bundesliga hat Rapid Wien die Tabellenführung wieder verloren. Im Spitzenspiel gegen Schlusslicht WAC überzeugten die Wiener nicht und verloren mit 1:2. In der Spieltaganalyse erklärt Ligaportal-Experte Helge Payer, wie Rapid das Spiel aus der Hand gegeben hat, was bisher in dieser Saison das Problem des WAC war und gibt einen Ausblick auf die nächsten Wochen beider Teams. Hier ist Helge Payers Analyse des Spitzenspiels von Runde 12: (Jetzt Trainingslager buchen)

Rapid ist eigentlich gut in die Partie gestartet. In den ersten 10 bis 12 Minuten haben sie gefühlte 75 Prozent Ballbesitz gehabt und das Spiel kontrolliert. In dieser Phase war der WAC total verunsichert, Rapid hat das aber nicht nutzen können. Der Knackpunkt in diesem Spiel war dann der Ausfall von Thanos Petsos im defensiven Mittelfeld. Mit Petsos hat Rapid alles richtig gemacht, die beiden Sechser, Petsos und Stefan Schwab, haben das Zentrum dicht gemacht und immer parallel agiert. Als Srdjan Grahovac ins Spiel gekommen ist, war das Zentrum dann offen, da Rapids Sechser dann nicht mehr nebeneinander sondern fälschlicherweise hintereinander agiert. Das war der Knackpunkt, deswegen konnte der WAC vermehrt über die Mitte kommen. Das ist den Kärntner in ihrem Umschaltspiel sehr stark entgegengekommen.

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Der Ausfall von Thanos Petsos wurde für Rapid zum Problem. Foto: GEPA Pictures/Wien Energie

Rapids entscheidender Fehler in der Zentrale

Vonseiten Rapids war es ein gruppentaktischer Fehler in der Aufstellung. Wenn man das merkt, sollte man von außen oder von innen einwirken. Innerhalb der Mannschaft war aber bei Rapid nicht wirklich jemand da, der die Kraft dazu gehabt hätte. Alle Rapidler machten einen blutleeren Eindruck. Auch von den Führungsspielern hat es kein Aufbäumen gegeben, wie man es gewohnt ist. Es gibt einfach Tage, an denen wenig gelingt. Wenn man so wie Rapid monatelang in überragender Form spielt, dann ist das auch menschlich. Die Kritik an Rapid ist berechtigt, wegen einem Spiel darf man aber nicht alles schlecht reden. Man muss auch die lange Zeitspanne sehen, in der Rapid überragend gespielt hat. Wenn es einmal bei fünf, sechs Spielern nicht läuft, dann reicht es auch gegen den WAC nicht.

Ich denke nicht, dass die Länderspielpause für Rapid ein Problem war. Wenn man in einem Flow ist, kann so etwas hemmen. Das war bei Rapid aber nicht der Fall, somit ist ihnen die Pause eher entgegengekommen. Jetzt wird es interessant, wie die Mannschaft reagiert. Die Aufgaben werden mit Viktoria Pilsen, dem Wiener Derby, Austria Salzburg im Cup, Sturm Graz und dann Pilsen auswärts nicht leichter. Da muss sich die Mannschaft finden. Aber ich mache mir wenig Sorgen, das Trainerteam weiß, was es macht.

Der WAC steht sehr tief - gegen Rapid ging das gut

Für den WAC war es an der Zeit, dass ihnen der Knopf aufgeht. Sie haben von Rapids Leistung profitiert. Aufgrund dessen, dass Rapid nicht gut war, haben sie in diesem Spiel einen Lauf bekommen und auch einige gute Aktionen gespielt. Der WAC hat schon in den Spielen zuvor gezeigt, dass sie nicht so schlecht sind, etwa beim 1:1-Unentschieden gegen Red Bull Salzburg.

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Jacobo brachte den WAC auf die Siegerstraße. Foto: Richard Purgstaller.

Generell kann ihre Spielweise aber wieder zu einem Problem werden: Sie sind zu passiv, sie stehen zu weit hinten. Da sie so tief stehen, ist der Weg nach vorne sehr weit, wenn sie hinten den Ball erobern. Ich kenne in Europa nicht viele Mannschaften, die nur hinten drin stehen und in der Tabelle vorne dabei sind. Ich bin gespannt, wieviel Selbstvertrauen ihnen der Sieg gegen den Tabellenführer gibt. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich die Situation dort entwickelt.

"no balls, no games" – Euer Helge

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