Die neue Saison der tipico Bundesliga begann mit einem Paukenschlag: Rapid Wien, Vizemeister 2013/14, tat sich bereits im Cup-Fight gegen den Regionalligisten SKU Amstetten schwer und erzielte das erlösende 1:0 erst in der Verlängerung. Mit der 1:6-Klatsche in der Auftaktpartie gegen Red Bull Salzburg rechneten wohl dennoch die wenigsten. Auch die Admira geriet gegen Wolfsberg mit 1:4 unter die Räder, Wiener Neustadt verlor gegen Ried mit 1:3. Während Austria Wien gegen Grödig erst in der Nachspielzeit einen Punkt rettete, feierte Altach mit dem 1:0-Sieg über Sturm Graz ein gelungenes Bundesliga-Comeback. Wie die Ergebnisse in den Spielen am Wochenende zustande kamen, weiß Helge Payer. Der Ligaportal-Experte analysiert die einzelnen Begegnungen:

 

Red Bull Salzburg - SK Rapid Wien: 6:1

 red-bull-salzburgrapid-wienHelge Payer: „Dass Rapid in Salzburg nicht unbedingt gewinnen wird, war anzunehmen. Die Höhe der Niederlage ist trotzdem überraschend. Für die Moral einer Mannschaft ist eine Schlappe in dieser Höhe natürlich sehr schlecht. Ich kann mich noch erinnern, als ich mit Rapid 2008 gegen Salzburg mit 7:0 gewonnen habe. Die Salzburger konnten sich ein paar Runden lang von dieser Niederlage nicht erholen. Natürlich stellt sich die Frage, wie ein so eindeutiges Ergebnis zustande kommt. Das passiert oft sehr schnell. Durch ein paar Unachtsamkeiten steht es plötzlich 0:3. Dann hast du als Mannschaft zwei Möglichkeiten: Entweder du verteidigst mit allen Mitteln, um eine noch höhere Niederlage zu verhindern, oder du setzt auf totale Offensive, um das beinahe Unmögliche doch noch möglich zu machen. Das ist ein schwerer Spagat. Rapid hat sich für die zweite Option entschieden. Salzburg hat nach dem Abgang von Roger Schmidt zu Bayer 04 Leverkusen sehr intelligent gehandelt: Mit Adi Hütter wurde ein Trainer verpflichtet, der dieselbe Spielphilosophie verfolgt. Er setzt also auch auf frühes Pressing und schnelles Umschalten, die Salzburger konnten deshalb dort anknüpfen, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört haben. Gefallen hat mir das Rapid-Debüt von Stefan Schwab. Man merkt, dass er nicht nur brillante Pässe spielen kann und ein guter Techniker ist, sondern auch mental stark ist. Gespannt bin ich auf das erste Spiel von Florian Kainz - Er ist ein Spieler, der auf vielen Positionen gut spielen kann.“

 

SC Cashpoint Rheindorf Altach - SK Sturm Graz: 1:0

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Helge Payer: „Altach-Trainer Damir Canadi verfolgt folgende Philosophie: Er schaut zuerst welches Spielermaterial er zur Verfügung hat und richtet danach sein System aus. Zu seinen Stärken gehört auch, dass er seine Spielidee an die des Gegners gut anpassen kann. In der Erste Liga war Altach in der vergangenen Saison Favorit. Ich bin gespannt, inwiefern die Mannschaft in der Bundesliga ihre Spielweise verändern wird. Das wird man wohl erst nach ein paar Runden sehen können. Für mich wird Altach in dieser Saison mit dem Abstieg aber nichts zu tun haben. Sturm läuft schon seit mehreren Saisonen seiner Form hinterher. Ich habe das Gefühl, dass im Umfeld des Vereins nicht alles stimmt. Wenn dort nicht alle an einem Strang ziehen, kann eine Mannschaft nicht erfolgreich sein. Man hört immer wieder, dass das Klima im Verein nicht das Beste sein soll. Sturm hatte in der Partie gegen Altach eindeutig mehr Ballbesitz, aber es kommt nicht allein darauf an den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Viel wichtiger sind die Passgeschwindigkeit, die Passqualität und das Schaffen von Räumen durch richtige Laufwege. Eine Mannschaft kann 80 Prozent Ballbesitz haben, wenn sie langsame Pässe spielt, wird sie trotzdem keine Räume vorfinden, um vor das gegnerische Tor zu kommen.“

 

FC Admira Wacker Mödling - RZ Pellets WAC: 1:4

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Helge Payer: „Etwas überraschend in diesem Spiel war der Beginn von Alexander Kofler im Tor der Wolfsberger. Auch wenn Christian Dobnik sein Potenzial in den letzten Monaten nicht voll und ganz ausschöpfen konnte, war er lange Zeit einer der beständigsten Tormänner der Bundesliga und besitzt immer noch große Qualität. Dobnik hat sich ja bereits kurz vor Schluss der vergangenen Saison verletzt, Kofler hat ihn ersetzt und gezeigt, dass er bei Flanken wohl etwas besser ist. Für die Admira wird es in dieser Saison schwierig werden, auch wenn ich vom Trainer-Duo Walter Knaller/Oliver Lederer sehr viel halte. Das ist eine stimmige Mischung aus totaler Routine und junger und erfrischender Dynamik. Ich glaube zwar nicht, dass die Admira gegen den Abstieg spielen wird, sehe sie nach der Saison aber im unteren Tabellendrittel. Die Südstädter überzeugten in der vergangenen Saison, zumindest phasenweise, mit einer erfrischenden und überraschenden Spielweise und mit mentaler Stärke. Davon war in diesem Spiel aber wenig zu sehen. Den Wolfsbergern traue ich in dieser Saison etwas mehr zu.  Sie haben zwar in den letzten Runden der vergangenen Saison katastrophal gespielt, die Mannschaft hat sich im Sommer mit Spielern wie Peter Tschernegg, Stephan Palla, Daniel Drescher, Tadej Trdina und Christopher Wernitznig aber gut verstärkt.“

 

SV Josko Ried - SC Wiener Neustadt: 3:1

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Helge Payer: „Bei Ried konnte ich im Spiel gegen Wiener Neustadt viel von der Spielweise der Salzburger erkennen – also aggressives Gegenpressing, frühes Umschalten nach Ballgewinn und Kombinationsfußball. Im neuen Ried-Trainer Oliver Glasner steckt viel von Roger Schmidt, immerhin war Glasner bei Salzburg ja Schmidts Co-Trainer. Es hat mich sehr überrascht, dass die Rieder diese Spielphilosophie so schnell begriffen und vor allem umgesetzt haben. Die Handschrift eines neuen Trainers sieht man eigentlich sehr selten schon im ersten Spiel. Wiener Neustadt hat in einem 3-4-2-1¬-System gespielt. Das war interessant. Viele italienische Vereine spielen mit einer Dreierkette in der Abwehr, auch bei der WM in Brasilien hat man diese Spielweise öfters gesehen. Es bringt aber nichts, als Trainer blind einen neuen Trend aufzugreifen, denn das System muss auch zu den Spielern einer Mannschaft passen. Als Trainer sollte man sich zuerst über die Stärken und Schwächen seiner Spieler im Klaren sein und das System nach diesen Qualitäten ausrichten. Macht man es umgekehrt, wird man langfristig keinen Erfolg haben. Wiener Neustadt ist gegen Ried sehr defensiv aufgetreten. Weil sie ein frühes Gegentor kassiert haben, mussten sie ihren Matchplan aber über den Haufen werfen und selbst den Weg vor das Tor der SV Ried suchen.“

 

FK Austria Wien - SV Scholz Grödig: 1:1

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Helge Payer: „Man hat bereits in der letzten Saison gesehen, dass Grödig ein sehr unangenehmer Gegner sein kann, der durchaus auch gegen größere Mannschaften gewinnen kann. Der Erfolgstrainer Adi Hütter wurde zwar von Michael Baur ersetzt, die Grödiger haben trotzdem noch viel Selbstvertrauen von der vergangenen Saison in der sie überragend gespielt haben. Sie verfolgen ja eine ähnliche Spielphilosophie, wie die Salzburger, also aggressives Gegenpressing und schnelles Umschalten nach Ballgewinn. Michael Baur wird natürlich versuchen, auch seine eigene Handschrift hineinzubringen. Es wird aber noch ein paar Runden dauern, um diese erkennen zu können. Bei der Austria läuft seit dem Abgang von Peter Stöger nicht alles rund. Bei seinem Nachfolger Nenad Bjelica hat man nicht wirklich ein System erkennen können. Mit Herbert Gager ist es zu Beginn etwas bergauf gegangen, auch er hat aber nicht die nötige Ruhe in die Mannschaft bringen können. Deshalb bin ich sehr gespannt, wie es mit Gerald Baumgartner funktionieren wird. Im Spiel gegen Grödig hat sich die Austria noch sehr schwer getan.“