Für den Aufsteiger aus Altach verlief die bisherige Spielzeit besser, als es wohl viele Fans vermutet hätten. Die Truppe von Damir Canadi liegt nicht nur mit 21 Punkten auf dem 4. Tabellenplatz, durch den 2:0-Heimsieg gegen Rapid Wien in der 14. Bundesliga-Runde wurde ein neuer Vereinsrekord aufgestellt: Neun Spiele in Serie blieben die Vorarlberger bisher noch nie ungeschlagen. Ligaportal-Experte Helge Payer nimmt die Begegnung zwischen dem SCR Altach und Rapid Wien genauer unter die Lupe:

"Zur ersten Schlüsselszene kam es schon in der 2. Minute, als Mario Sonnleitner ausgeschlossen wurde. Für mich war das keine rote Karte. Ein Foul kann man pfeifen, weil sich Sonnleitner ein bisschen verbreitert hat und seine Hand zu Seeger gegangen ist. Seeger war aber nicht am direkten Weg zum Tor. Sonnleitner war auch nicht der letzte Mann, Maximilian Hofmann hätte noch einschreiten können – deshalb ist hier keine hundertprozentige Torchance vereitelt worden. Dass es zu dieser Szene überhaupt gekommen ist, ist mehreren Fehlern der Rapid-Hintermannschaft geschuldet. Thanos Petsos hätte sich als Sechser mit dem Blick zum gegnerischen Tor anbieten müssen. Petsos hat aber auf den hinter ihm stehenden Maximilian Hofmann geschaut und sah deshalb den Spieler hinter ihm nicht. Außerdem ist er dem Ball nicht entgegengegangen, als er gesehen hat, dass er auf ihn zukommt. Wenn Hofmann bemerkt, dass Petsos von hinten angepresst wird, darf er diesen Pass auch nicht spielen."

Rapid in Unterzahl spielbestimmend

"Die Rapidler haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie in Unterzahl gut spielen können. Das haben sie auch am Sonntag phasenweise gemacht. Der Matchplan von Altach ist durch den Ausschluss komplett über den Haufen geworfen worden. Die Wiener haben dann bis zum Tor von Felix Roth eine Phase gehabt, in der sie sehr gut kombiniert haben. Kurz vor dem Gegentor ließ Rapid den Ball zwei Minuten lang ununterbrochen in den eigenen Reihen laufen. Die Wiener tauchten immer wieder vor dem gegnerischen Strafraum auf – der letzte Pass ist aber zu selten angekommen. Über 90 Minuten betrachtet hatte Rapid in Unterzahl 57 Prozent Ballbesitz. Das ist viel."

Hütteldorfer lassen Aggressivität vermissen

"Rapid hat im weiteren Spielverlauf aber fast keine Fouls begangen. Wenn man in Unterzahl gegen einen Verein spielt, der sich gerade im Aufwind befindet, muss man aggressiver in die Zweikämpfe gehen. Zoran Barisic sagt zwar, dass er Fouls vermeiden will, die Wahrheit liegt aber in der Mitte. Das Tor zum 1:0 von Felix Roth war sehr schön. Man sollte gelungene Aktionen einer Mannschaft auch anerkennen, ohne dabei gleich nach Fehlern des verteidigenden Teams zu suchen."

Altach schaltet gut um, macht das Spiel aber zu eng

"Altach hat natürlich gewusst, dass Rapid nach dem 1:0 das Spiel machen muss. Die Vorarlberger sind defensiv sehr eng gestanden und haben Rapid kommen lassen. Durch ihr gutes Umschaltspiel haben sie immer wieder Räume zum Kontern vorgefunden. Trotzdem haben sie den Fehler gemacht das Spiel nicht breit genug zu machen. Dafür wurden sie durch den Stangenschuss von Florian Kainz fast noch bestraft. Altach-Trainer Damir Canadi leistet gute Arbeit, man merkt, dass er einen Plan hat. Er wirkt sehr authentisch und hat zu seinen Spielern großes Vertrauen – fast so wie Roger Schmidt, als er bei Salzburg angefangen hat."

Rapid kämpft gegen „Aufsteiger-Komplex“

"Rapid hat seit März 2012 nicht mehr gegen einen Aufsteiger gewonnen. Das lässt sich folgendermaßen erklären: Für einen Aufsteiger sind die zwei Heimspiele gegen Rapid die Spiele des Jahres. Die Stadien sind ausverkauft, die Fans freuen sich darauf Rapid zu sehen. Einerseits weil Rapid eine gute Mannschaft ist. Andererseits, weil es sich um einen Traditionsverein mit vielen treuen Fans handelt. Deshalb sind die Aufsteiger immer besonders motiviert, wenn sie gegen die Hütteldorfer antreten."

„No balls, no games“ – Euer Helge.