Nach der 1:2-Niederlage gegen Sturm Graz verschärft sich die Krise bei der Wiener Austria. Mit sieben Siegen, acht Remis und ebenso vielen Niederlagen ist die bisherige Saisonbilanz recht mager – die Chance, sich für einen internationalen Startplatz zu qualifizieren, wird immer kleiner, die Kritik an Austria-Coach Gerald Baumgartner folglich immer größer.

Medienberichten zufolge soll eine Trennung vom 50-Jährigen bereits im Raum gestanden haben. Sturm gewann hingegen zum ersten Mal nach zuletzt drei sieglosen Bundesliga-Spielen und wahrt mit einem Spiel weniger als die direkten Konkurrenten Rapid und Altach die Chance auf den Europa Cup. Spielerisch zu überzeugen vermochten die Grazer jedoch auch nicht.

 

Beide Trainer krempeln Startelf um

Im Vergleich zum 0:1 gegen Rapid veränderte Sturm-Coach Franco Foda seine Startelf auf mehreren Positionen: Wilson Kamavuaka feierte sein Bundesligadebüt und ersetzte den rotgesperrten Martin Ehrenreich in der Abwehr. Der Kongolese spielte in der Innenverteidigung, weil Spendlhofer auf Ehrenreichs Position des rechten Verteidigers wechselte. Avdijaj ersetzte den ebenfalls gesperrten Thorsten Schick. Schloffer und Stankovic kamen für Schmerböck und Piesinger in die erste Elf. Sturm-Rückkehrer Roman Kienast durfte gegen seinen Ex-Verein von Beginn an auflaufen und löste Edomwonyi im 4-2-3-1 als Solospitze ab. Auch Gerald Baumgartner nahm nach dem enttäuschenden 0:1 gegen Wiener Neustadt Veränderungen vor: Shikov ersetzte den rotgesperrten Stronati, Larsen spielte statt Koch als rechter Verteidiger. Royer rückte für Meilinger ins Mittelfeld, Kvasina spielte statt Serbest.

Fehlpässe, individuelle Fehler und geringes Tempo

Dass es in diesem Spiel um einen Europa-Cup-Startplatz ging, war über lange Strecken nicht ersichtlich. Beide Teams leisteten sich zahlreiche Fehlpässe und Ungenauigkeiten bei der Ballannahme. Die Partie wurde vom Mittelfeldgeplänkel bestimmt und von vielen Fouls unterbrochen. Dennoch waren die Grazer etwas gefährlicher – vor allem, wenn sie flach über die Flügel spielten. Schnelle One-Touch-Kombinationen – wie bereits im Spiel gegen Wiener Neustadt – wurden versucht, wollten aber selten gelingen. Der als Riesentalent geltende Donisi Avdijaj ließ durch gute Dribblings einige Male seine Klasse aufblitzen, wurde insgesamt aber zu selten eingesetzt. Die Wiener Austria verzichtete darauf, Sturm anzupressen, attackierte die Hausherren erst in der eigenen Hälfe, stellte dort aber geschickt die Räume zu. 

Offensiv war von der Austria in der ersten Halbzeit aber kaum etwas zu sehen, auch die wenigen Konter blieben ungefährlich, weil die Veilchen nach der Balleroberung zu langsam aufrückten. In der Vorwärtsbewegung verloren die Wiener zu oft den Ball. Daraus konnte Sturm aber kein Kapital schlagen, weil Genauigkeit und Tempo nach vorne fehlten. Letztendlich agierten beide Mannschaften im ersten Durchgang zu behäbig und lieferten sich ein – für die Zuschauer – weitgehend langweiliges Duell. Gelungene Kombinationen, Rhythmuswechsel und Überraschungsmomente ließen schmerzlich auf sich warten.

Austria wird aktiver, Sturm gewinnt durch irreguläres Tor 

Im zweiten Durchgang wurde Sturms Umschaltspiel immer fehleranfälliger, wenn sich Räume öffneten warteten die Grazer zu lange mit dem Abspiel. Die Austria traute sich nun mehr zu, wurde aktiver und ging etwas aggressiver in die Zweikämpfe. Der eingewechselte Grünwald brachte die Austria schließlich nach einem starken Royer-Dribbling in Führung (59.). Nun waren es die Grazer, die offensiv kaum noch vorhanden waren, gelungene Kombinationen vor dem Austria-Tor hatten Seltenheitswert. So benötigte Sturm schon eine Standardsituation, um auszugleichen: In der 71. Minute traf der eingewechselte Piesinger nach einem Offenbacher-Freistoß zum 1:1 – ausgerechnet in der stärksten Phase der Violetten.

Im Finish erspielte sich Sturm ein leichtes Chancenplus. Um das Spiel doch noch zu gewinnen, benötigten die nicht wirklich überzeugenden Grazer die Hilfe des Schiedsrichter-Gespanns: In der fünften Minute der Nachspielzeit netzte Joker Piesinger zum zweiten Mal ein – seinem Treffer ging jedoch eine eindeutige Abseitsposition von Roman Kienast, der ins Spiel eingegriffen hatte, voraus.

Letztendlich war Sturm die etwas bessere Mannschaft, benötigte aber eine große Portion Glück, um den Anschluss an die Europa-Cup-Plätze zu halten. Für zwei Teams, die auf internationalem Parkett spielen wollen, waren die Leistungen aber denkbar schlecht.