Aufatmen bei der Wiener Austria: Nach zuletzt enttäuschenden Leistungen und heftigen Diskussionen über eine Entlassung von Coach Gerald Baumgartner meldeten sich die Veilchen zurück und entschieden das 312. Wiener Derby für sich. Damit ist die Position Baumgartners gesichert – vorerst zumindest. Rapid bleibt trotz der Niederlage auf dem zweiten Tabellenplatz der tipico Bundesliga

Sieben Bundesliga-Spiele blieb Rapid vor der 312. Auflage des Wiener Derbys ungeschlagen. Dementsprechend groß war das Selbstvertrauen, mit dem die Hütteldorfer in das Prestigeduell gegen die Austria gingen. Rapid agierte ballsicherer, verstand es von Anfang an mehr Druck auszuüben und war in der ersten Halbzeit auch das torgefährlichere Team. Die Truppe von Zoran Barišić stand auch defensiv kompakt und stellte gut die Passwege zu. Vor allem über den linken Flügel, mit dem stark aufspielenden Duo Florian Kainz/ Thomas Schrammel kreierte der Rekordmeister mehrere gute Chancen.

Das lag auch daran, dass Rapid eine Schwäche der Austria auf ihrer rechten Abwehrseite ausgemacht hatte– dort spielte aus Personalmangel mit Christian Ramsebner ein gelernter Innenverteidiger, der in seiner neuen Rolle nicht wirklich sicher wirkte. Fabian Koch, der etatmäßige rechte Außenverteidiger sowie dessen Ersatz Jens Stryger Larsen mussten verletzungsbedingt pausieren.

Verunsicherte Austria

Der Wiener Austria war die Verunsicherung nach den zuletzt schwachen Leistungen und dem Gemunkel um eine mögliche Trennung von Trainer Baumgartner deutlich anzumerken. Konkret durch Abstimmungsfehler und unnötige Ballverluste. Neben dem guten Flügelspiel überzeugte Rapid im 4-2-3-1-System auch mit einer guten Aufteilung im Zentrum und geschicktem, schnellem Freilaufen im Strafraum. Vor allem Hofmann und Schaub erwiesen sich als unermüdliche Aktivposten. Die Austria blieb im ersten Durchgang hingegen über weite Strecken offensiv harmlos.

Durch Holzhauser wird Austria Wien aktiver

So gingen die Hütteldorfer in der 17. Minute verdient in Führung. Der Torschütze: Rapid-Kapitän Steffen Hofmann, der sich schon seit längerer Zeit in einem Formhoch befindet. Dem Treffer ging ein schwerer Patzer des erst 20-jährigen Tarkan Serbest vor, der neben Routinier James Holland als zweiter Sechser auflief. Statt den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen ging er in Strafraumnähe in einen riskanten Zweikampf und verlor dadurch unnötig die Kugel – in Minute 28 musste er Raphael Holzhauser Platz machen. Ein Glückstriff von Coach Baumgartner, denn nach der Einwechslung des ehemaligen Stuttgarters schien ein Ruck durch die Mannschaft zu gehen. Die Veilchen wurden präsenter und offensiv etwas gefährlicher. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte Lukas Rotpuller nach einem Freistoß von Holzhauser per Abstauber sein allererstes Ligator und sorgte für den 1:1-Pausenstand. Ein für die Austria doch schmeichelhafter Zwischenstand.

Baumgartner nimmt System-Umstellung vor

Scheinbar beflügelt vom Ausgleichstreffer fand die Wiener Austria im zweiten Durchgang immer besser ins Spiel und bestritt auch die Zweikämpfe erfolgreicher. Baumgartner stellte von einem 4-2-3-1 auf ein 4-1-4-1-System um. James Holland agierte als einziger Sechser, Holzhauser rückte ins offensive Mittelfeld auf, wo er immer wieder seine Position variierte, den Ball forderte und mit guten Dribblings überzeugte. Rapid hielt jedoch gut dagegen. Trotzdem kam wieder eine altbekannte Schwäche der Hüttelforder ans Licht: die mangelhafte Chancenverwertung. Das sollte sich schließlich rächen. Die Austria wurde für ihr couragiertes Auftreten in der zweiten Halbzeit belohnt: Sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit war erzielte Shikov das Siegestor zum 2:1 – abermals nach einem Freistoß des stark aufspielenden Raphael Holzhausers, der sich für regelmäßige Einsätze in der Startelf empfiehl.