Die Krise der Wiener Austria hält an. Die Veilchen kommen auch unter Neo-Interimstrainer Andreas Ogris nicht in Fahrt und warten seit mittlerweile sechs Bundesliga-Spielen auf einen Sieg. Im Spiel gegen den SCR Altach musste die Austria den nächsten Dämpfer hinnehmen, die Partie wurde 0:2 verloren. Ligaportal-Experte Helge Payer nimmt das Sonntagspiel der 30. Runde unter die Lupe.

Kein Trainereffekt bei der Austria

Nach dem Abgang von Peter Stöger zum 1. FC Köln läuft es bei der Wiener Austria nicht mehr ganz rund. Egal, was von welchem Trainer ausprobiert wurde, Erfolge wollten sich keine mehr einstellen –auch unter dem neuen Interimstrainer Andreas Ogris nicht. Bei den Wienern gibt es keinen Trainereffekt, sondern vielmehr einen Trainerdefekt. Ich finde, Franz Wohlfahrt hat am Wochenende die richtigen Worte gefunden: Mit dem Kuschelkurs muss ab sofort Schluss sein.

Jedem Spieler muss spätestens jetzt klar werden, dass es nicht nur um eine Platzverbesserung in der Tabelle, sondern ebenso um seinen Stammplatz in der Mannschaft geht. Einen autoritären Führungsstil zu führen ist heutzutage eine heikle Angelegenheit, man muss mit den Spielern gut umgehen, damit sie auf dem Platz gute Leistungen zeigen. Ich habe aber das Gefühl, dass es bei der Austria Spieler gibt, die glauben in einer Glaskugel zu sitzen, in der sie sich unanfechtbar fühlen. Das kann nicht gut gehen.

Wiener Angsthasenfußball

Ich habe selten eine Bundesliga-Mannschaft gesehen, deren Körpersprache so negativ war und die so leidenschaftslos und mit so viel Angst aufgetreten ist, wie die Austria im Spiel gegen Altach – das war purer Angsthasenfußball. Einige Spieler wie Markus Suttner, Alexander Gorgon und Alexander Grünwald wirkten zwar bemüht, der Mannschaft fehlt es derzeit trotzdem an Typen.

Altach spielt gruppentaktisch hervorragend

Nach 15 Minuten mit 0:2 im Rückstand zu sein ist für ein dermaßen verunsichertes Team, wie es die Wiener Austria derzeit ist, natürlich ein Genickbruch. Es ist bekannt, dass Altach defensiv sehr gut spielt und auf Konter lauert – diesen Spielstil verfolgen die Vorarlberger ja schon seit vielen Runden. Trainer Damir Canadi leistet da hervorragende Arbeit. Er stellt seine Mannschaft nicht nur gruppentaktisch von Spiel zu Spiel perfekt ein, sondern beherrscht auch die Sprache der Spieler und weiß, wie er mit ihnen umgehen soll.

Bei Ballverlust ziehen sich die Vorarlberger in eine enge 4-4-2-Formation zurück und arbeiten sehr kompakt gegen den Ball. Die gruppentaktischen Abläufe, wie bestimmte Verschiebemechanismen, funktionieren einwandfrei. Jeder Spieler weiß, was er auf dem Platz zu tun hat. Wenn du gegen eine so kompakte Defensive nicht schnell in die Spitze spielst, hast du keine Chance.

Austria agierte zu defensiv

Das hat die Austria aber nicht gemacht. Im Gegenteil: Der erste Pass wurde oft nach hinten gespielt, selbst nach dem 0:2-Rückstand haben die Wiener mit vier Verteidigern und einem defensiven Mittelfeldspieler gegen einen Stürmer gespielt. Altach hat vor eigenem Publikum erst elf Gegentore bekommen – das ist absoluter Liga-Spitzenwert. Zum Vergleich: Der Tabellenführer Red Bull Salzburg kassierte in den Heimspielen bereits 19 Gegentreffer. Die Altacher werden den Fans der Liga in den kommenden Spielen noch viel Freude bereiten.

"No balls, no games" - Euer Helge.