Keinen Sieger brachte das sonntägliche Spitzenspiel der 11. Bundesliga-Runde zwischen dem FK Austria Wien und SK Sturm Graz hervor. In einer rasanten, emotionalen und kurzweiligen Partien trennten sich beide Mannschaften mit einem 1:1-Remis.

Peter Zulj brachte die von Beginn an sehr mutig auftretenden Grazer vor 11.265 Zuschauern in der Generali-Arena früh in Führung (8.). Kevin Friesenbichler sorgte unmittelbar nach dem Seitenwechsel für den Ausgleich (48.).

Die letzten 35 Minuten musste der SK Sturm Graz aufgrund des Ausschlusses von Kapitän Stefan Hierländer zu zehnt bestreiten. Bitter für die Austria: Kapitän Alexander Grünwald musste in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte mit einer Schulterverletzung ausgewechselt werden. "Es schaut schlecht aus", meinte Thomas Letsch über die Verletzung seines Kapitäns im Interview mit Sky

Umkämpfter Schlager zwischen Austria und Sturm endet mit einem 1:1-Remis. 

Startelf-Debütant bei der Austria - Vogel tauscht zwei Mal 

Austria-Trainer Thomas Letsch nahm gegenüber der 0:2-Niederlage vor der Länderspielpause gegen Altach nur eine Änderung vor. Ewandro feierte heute sein Startelf-Debüt, agierte an vorderster Front mit Friesenbichler und Prokop. Thomas Ebner blieb dafür nur ein Platz auf der Ersatzbank. 

Sein Gegenüber Heiko Vogel stellte seine Mannschaft im Vergleich zum 1:2 gegen Salzburg auf zwei Positionen um. Lovric und Avlonitis blieb heute zunächst nur ein Platz auf der Ersatzbank. Dafür rotierten Lukas Grozurek und Philipp Hosiner in die Startformation der Blackys. 

Mutige Grazer dominieren die erste Hälfte des Schlagers 

Die temporeiche Anfangsphase war eines Spitzenspiels absolut würdig. Nach nicht einmal 20 Sekunden prüfte Otar Kiteshvili die Aufmerksamkeit von Austria-Goalie Pentz, ehe es nur eine Minute später auf der anderen Seite brandgefährlich wurde. Eine abgefälschte Flanke von Ewandro landete genau vor den Füßen von Grünwald, der vom wachsamen Siebenhandel gerade noch am Torabschluss gehindert werden konnte (2.). Sturm machte in den ersten Minuten einen frischeren, engagierteren Eindruck und fand die erste Top-Chance in diesem Spitzenspiel vor: Hosiner setzte sich auf der rechten Seite stark durch und bediente Zulj, dessen Schuss haarscharf am Tor vorbei rauschte (7.). Eine Minute später machte es der ÖFB-Teamkicker besser: Kiteishvili setzte mit einem feinen Pass Huspek in Szene, der das Spielgerät scharf ins Zentrum spielte. Zulj rauschte heran und drückte das Leder gekonnt über die Linie - 0:1 (8.). 

4. Saisontor: Peter Zulj brachte den SK Sturm in der 8. Minute in Führung. 

Die Austria wirkte ob der aggressiven und mutigen Herangehensweise der Grazer überrascht und sogleich überrumpelt, fand in den ersten Minuten überhaupt nicht ins Spiel. Bei den Standardsituationen der Hausherren brannte es im Grazer Strafraum allerdings lichterloh: Zunächst scheiterte Grünwald nach einer gefühlvollen Freistoßhereingabe von Matic per Kopf an Siebenhandl (20.), ehe Friesenbichler nur wenige Zeigerumdrehungen später einen gefinkelten Freistoßtrick fast perfekt abschloss, mit seiner wuchtigen Direktabnahme aber nur das Außennetz traf (26.). In der Folge entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem Sturm aber weiterhin einen Tick gefährlicher wirkte und den willigeren Eindruck machte. Wenige Minuten vor der Pause bot sich für die Grazer eine Top-Chance auf den zweiten Treffer: Kiteishvili war nach einem Konter auf und davon, scheiterte aber im Eins gegen Eins an Pentz, der in der Nachspielzeit noch einmal eingreifen musste und einen Kopfball von Grozurek entschärfte. 

Rasante Partie in Wien-Favoriten bringt keinen Sieger hervor 

Thomas Letsch reagierte auf die fehlerhafte Vorstellung von Linksverteidiger Cristian Cuevas, nahm den Chilenen zur Halbzeit raus und brachte Thomas Ebner ins Spiel. Unmittelbar nach Wiederbeginn tauchte Friesenbichler nach einem Steilpass völlig freistehend vor Siebenhandl auf, zögerte aber zu lange und vertändelte die Chance. Keine Minute später klappte es für den Stürmer mit seinem ersten Bundesliga-Tor in dieser Saison: Nach einem feinen Diagonalpass von Schoissengeyr auf den eingewechselten Ebner ließ Koch dem Joker zu viel Platz. Die darauffolgende Flanke landete beim Friesenbichler, der nur mehr einnicken musste - 1:1 (48.).

Kevin Friesenbichler erzielte sein erstes Bundesliga-Tor seit November 2017. 

Es entwickelte sich eine rasante Partie mit zahlreichen Chancen auf beiden Seiten. Auf der einen rettete Pentz mit einem sensationellen Reflex gegen Kiteishvili (50.), auf der anderen bereinigte Siebenhandl in letzter Sekunde einen sehenswerten Querpass von Ewandro (56.). Bitter für Sturm: Stefan Hierländer kassierte nach einem unabsichtlichen Schlag ins Gesicht von Friesenbichler seine zweite Gelbe in diesem Spiel und flog folgerichtig vom Platz (61.). 

Ab diesem Zeitpunkt kontrollierten die Veilchen das Spielgeschehen, hatten gegen die tiefstehenden Grazer nun deutlich mehr Ballbesitz. Zwingende Torchancen konnten sich die Hausherren allerdings kaum erarbeiten. Bei einem direkten Freistoß von Grünwald, der haarscharf über die Latte zischte, hatten die Hausherren Pech (78.). Wenig später brachte der Austria-Kapitän Klein in Position, der aus halbrechter Position völlig freistehend an Siebenhandl scheiterte (85.). Extrem bitter für die Veilchen: Kapitän Alexander Grünwald musste in der Nachspielzeit verletzt vom Feld getragen werden (Schulterverletzung). Die Hausherren warfen in den letzten Spielminuten alles nach vorne, konnten die numerische Überzahl aber nicht in einen Sieg ummünzen. 

Bitter: Austria-Kapitän Alexander Grünwald erlitt in der Nachspielzeit eine Schulterverletzung und könnte länger ausfallen. 

Stimmen zum Spiel

Thomas Letsch, Trainer FK Austria Wien: „Die erste Halbzeit hatten wir Null Komma Null Zugriff. Wir sind nur hinterher gelaufen. Wir haben dann auch in der Halbzeit auf ein 4-4-2 umgestellt, mit Raute. Wenn man da so ein frühes Tor macht in der zweiten Halbzeit muss man das Spiel auch gewinnen. Über die erste Halbzeit will ich gar nicht reden. Ich bin aber eigentlich enttäuscht, dass wir das zweite nicht gemacht haben und dann am Schluss viel zu kompliziert gespielt haben. Erste Halbzeit war, da brauchen wir nichts schönreden, eine Katastrophe. Wir sind einzeln angelaufen, überhaupt nie kollektiv. Von all dem, was wir uns vorgenommen haben, haben wir gar nichts umgesetzt.“

Kevin Friesenbichler, FK Austria Wien: „Wir haben heute über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht und hätten uns in der zweiten Halbzeit belohnen müssen. Trotz allem habe ich meine Torsperre durchbrochen, aber trotzdem sind wir mit dem einen Punkt nicht zufrieden. Ich hätte lieber kein Tor gemacht und wir hätten 1:0 gewonnen. Die Mannschaft steht da natürlich schon im Vordergrund. Einen Punkt nehmen wir mit. Nach der ersten Halbzeit hätte das Spiel natürlich auch anders verlaufen können, aber ich glaube aufgrund der zweiten Halbzeit geht das Unentschieden dann in Ordnung. Ich glaube wir stehen jetzt nicht so schlecht da. Es war natürlich eine Steigerung zum Altach Spiel.“

Heiko Vogel, Trainer SK Puntigamer Sturm Graz: „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, vor allem als wir noch zu elft waren. Wie im Pokalspiel, klar dominierend. Wir gehen 1:0 in Führung, versäumen es dann aber in der ersten Halbzeit das 2:0, eventuell sogar das 3:0 nachzulegen. Da haben wir die Austria so gut wie gar nicht zum Torabschluss kommen lassen. Zweite Halbzeit haben wir wieder einen desaströsen Start, kriegen das 1:1, haben uns danach aber auch wieder gefangen. Klarer Sieger müssten wir gewesen sein. Die gelb – rote Karte hat unsere Dominanz gebrochen. Es ist klar, dass dann die Austria das Spieldiktat übernimmt. Ich glaube es war ein sehr heißsporniges Spiel. Es sind zwei exzellente Mannschaften, die sich heute Unentschieden getrennt haben.“

Quelle: Sky

FK Austria Wien - SK Sturm Graz 1:1 (0:1)

Generali-Arena; 11.265 Zuschauer; SR Schüttengruber 

Tore: Friesenbichler (48.) bzw. Zulj (8.)

Gelb-Rot: Hierländer (61.)

Austria: Pentz - Klein, Schoissengeyr, Igor, Cuevas (46./Ebner) - Grünwald (90.+3/Sarkaria), Jeggo, Matic - Ewandro (72./Monschein), Friesenbichler, Prokop 

Sturm: Siebenhandl - Koch, Spendlhofer, Maresic, Hierländer - Lackner - Huspek (90.+6/Lovric), Zulj, Kiteishvili (65./Schrammel), Grozurek - Hosiner (72./Eze)

 

Fotos: Josef Parak

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth