Wir haben Halbzeit. Am vergangenen Wochenende wurde mit der 11. Runde die erste Hälfte des Grunddurchgangs in der Tipico Bundesliga abgeschlossen. Es ist also Zeit, um ein erstes Zwischenfazit der Bundesliga-Saison 2018/19 zu ziehen.

Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer der bisherigen Saison? Wer ist unter den Erwartungen geblieben? Und wer konnte entgegen aller Erwartungen überraschen? Ligaportal.at liefert die Antworten.

Same procedure as every year: Red Bull Salzburg dominiert die Liga

Eigentlich ist eh alles wie immer. Der FC Red Bull Salzburg ist in Österreichs höchster Spielklasse weiterhin das Maß aller Dinge, thront zur Halbzeit des Grunddurchganges mit 31 Punkten auf dem ersten Tabellenplatz und scheint schier unbezwingbar zu sein. In den ersten zehn Runde waren die Bullen nicht zu stoppen, feierten zehn Siege am Stück. Einen ähnlichen Erfolgslauf wie jenen der Salzburger, nämlich zehn Liga-Siege in Folge, konnte zuvor noch keine österreichische Mannschaft hinlegen. „Das ist schon außergewöhnlich“, jubelte Marco Rose. Erst in der elften Runde am vergangenen Samstag gaben die Mozartstädter beim 1:1 im Westderby gegen Innsbruck erstmals in dieser Saison Punkte ab. 

Nicht zu stoppen: Salzburg gewann als erstes Team in der Bundesliga zehn Spiele in Serie. Foto: GEPA pictures/Red Bull Media

Auch in der Gruppenphase der Europa League läuft es für die Salzburger wie am Schnürchen. Auf den fulminanten und nervenaufreibenden Last-Minute-Sieg gegen RB Leipzig am ersten Spieltag folgte ein ungefährdeter 3:1-Heimsieg gegen den schottischen Traditionsklub Celtic Glasgow. Längst wird die Europa League in Salzburg als „#UnserBewerb“ bezeichnet. Und das völlig zu Recht: Denn kein anderes Team nahm so oft an diesem Europacupbewerb teil wie Red Bull Salzburg, das bereits fünfmal den Einzug in die K.o.-Phase schaffte, bei 101 Toren in diesem Bewerb hält und seit unglaublichen 14 Europacup-Heimspielen ungeschlagen ist. 

So gut es im zweitwichtigsten europäischen Klubbewerb auch laufen mag, die Europa League hätten sich die Mozartstädter in dieser Saison gerne erspart. Der Einzug in die Gruppenphase der Champions League blieb den Bullen bekanntlich auch in diesem Jahr verwehrt - zum insgesamt 11. Mal in der Klubgeschichte. Dabei hätte dieser heuer gelingen können, ja sogar müssen. Doch im alles entscheidenden Playoff-Rückspiel gegen Roter Stern Belgrad sorgte ein Blackout der Bullen, das ingesamt 77 Sekunden angedauert hatte, für blankes Entsetzen und das erneute Scheitern in der Quali für die Königsklasse. 

Sollte Red Bull Salzburg allerdings die Dominanz in der Liga prolongieren und auch in dieser Saison den Meistertitel erringen, steht dem erstmaligen Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse nichts mehr im Wege. Österreichs Meister wird in der Saison 2019/20 nämlich fix in der Champions League vertreten sein, sofern sich der Titelverteidiger der Champions League auch über die Liga für die Königsklasse qualifiziert. Das war in den letzten Jahren so gut wie immer der Fall. 

Großklubs schwächeln

Weit hinter den eigenen Erwartungen blieben die drei Großklubs Rapid, Austria und Sturm. Während die Wiener Austria, die im Sommer einen totalen Kaderumbruch vollzogen hat, mit 17 geholten Punkten noch den besten Eindruck hinterließ, steht Sturm als Tabellensechster gerade noch über dem sogenannten Strich, der die Meistergruppe von der Qualifikationsgruppe trennt. Rapid hingegen wäre nach derzeitigem Tabellenstand nicht einmal für die Meistergruppe qualifiziert, liegt mit nur 12 Punkten auf dem 9. Tabellenplatz.

Historischer Tiefpunkt: Noch nie rangierte Rapid nach elf Runden auf Platz neun. Foto: GEPA/Wien Energie

„Wir sind wirklich alle gefordert und das sollte jetzt der Hinterste und Letzte gemerkt haben, dass es einfach mehr braucht, wenn du so in der, entschuldigen Sie den Ausdruck, Scheiße bist, damit du auch wieder rauskommst“, schimpfte Rapids Sportdirektor Fredy Bickel nach dem peinlichen 0:3 gegen Hartberg letzten Samstag im Sky-Interview.

Mit der Freistellung von Goran Djuricin und der damit einhergehenden Verpflichtung von Didi Kühbauer konnte man in Hütteldorf zumindest die mächtigen Fans besänftigen. Sportlich hat sich der Trainerwechsel noch nicht ausgezahlt. Zugegebenermaßen hatte der Neo-Coach des Rekordmeisters auch noch nicht allzu viel Zeit, mit seinen Spielern an der Taktik oder sonstigen Neuerungen zu arbeiten. „Es war mir bewusst, dass ich jetzt nicht herkomme und den Zauberstab auspacke und wir nur mehr auf die Gewinnerschiene kommen“, betonte Kühbauer nach der Hartberg-Pleite. 

Zeit zum Durchschnaufen haben die Grün-Weißen jedenfalls nicht, geht es doch schon am kommenden Donnerstag am 3. Spieltag der Europa League gegen den spanischen Top-Klub FC Villareal. 

Außenseiter mischen im Rennen um die Plätze in der Meistergruppe mit

Die wohl größte Überraschung in der aktuellen Spielzeit ist der SKN St. Pölten. In der letzten Saison noch fast abgestiegen mischen die Niederösterreicher in der aktuellen Spielzeit ganz oben mit, liegen zur Halbzeit des Grunddurchganges auf dem sensationellen zweiten Tabellenplatz. Die Leistungen der Niederösterreicher unter Ex-Coach Didi Kühbauer waren derart überragend, dass man in Hütteldorf bereit war, eine Ablöse von rund 400.000 Euro an den SKN zu überweisen, um den Burgenländer loszueisen und zu seinem Traumklub zu lotsen. 

Sein Nachfolger Ranko Popovic verkündete bei seiner Präsentation, dass das neue Ziel des SKN St. Pölten ein Platz in der Meistergruppe sei. Man darf also gespannt sein, wie sich die Wölfe unter Ranko Popovic entwickeln und ob sie den Platz in der oberen Tabellenhälfte bis zum Ende des Grunddurchgangs halten können. Das Debüt des 51-Jährigen ist jedenfalls nicht geglückt. Gegen Mattersburg setzte es für den SKN eine 0:2-Niederlage.  

Punktgleich mit dem SKN auf Platz drei liegt der LASK. Nach einer 1:3-Niederlage gegen Salzburg in der ersten Runde starteten die Linzer in der Tipico Bundesliga eine imposante Serie, blieben acht Spiele in Serie ungeschlagen (davon sechs Siege in Serie). Der wohl beeindruckendste Bundesliga-Sieg der Athletiker in der bisherigen Saison war jener am 8. Spieltag auswärts gegen die Wiener Austria (3:0). Das Ziel der Oberösterreicher ist klar: „Wir haben es schon so formuliert, dass wir nach der Reform in die Meisterrunde einziehen wollen“, erklärte LASK-Coach Oliver Glasner bereits vor der Saison. 

Starker LASK: Die Oberösterreicher sind ein heißer Anwärter auf einen Platz in der Meistergruppe. Foto: Harald Dostal/fodo.media

Auf einen sehr passablen Saisonstart kann auch der RZ Pellets WAC zurückblicken. Die Kärntner rangieren nach elf Runden mit 15 Punkten auf dem starken fünften Platz, wären nach derzeitigem Stand also auch in der Meistergruppe vertreten. Der größte Trumpf des WAC in dieser Saison ist die starke Offensive. Mit 19 erzielten Toren in den ersten elf Spielen stellt der WAC derzeit die zweistärkste Offensive der Liga. Dafür kassierten die Mannen von Christian Ilzer zu viele Gegentore. Insgesamt 16 Stück waren es in den ersten elf Liga-Spielen. Nichtsdestotrotz gab Christian Ilzer bereits vor dem Saisonstart zu Protokoll, dass man sich zutrauen müsse, um den sechsten Platz mitzukämpfen. Derzeit sind Liendl, Schmerböck und Co auf einem guten Weg, die Worte ihres Trainers mit entsprechenden Leistungen zu bestätigen. 

Hochspannung in der unteren Tabellenhälfte

Zwischen dem Tabellensiebenten Mattersburg und dem Tabellenletzten Admira liegen lediglich vier Punkte. Es herrscht also Hochspannung in den unteren Tabellenregionen. 

„Ruhe“ war beim SV Mattersburg zu Beginn dieser Saison ein Fremdwort. Nach einem 0:6-Debakel gegen den WAC, das gleichbedeutend mit der dritten Niederlage in Folge war, zog SVM-Obmann Martin Pucher die Reißleine und beurlaubte Trainer Gerald Baumgartner. Unter seinem Nachfolger Klaus Schmidt wollte sich zunächst kein Erfolg einstellen, mittlerweile kletterte der SVM allerdings auf Platz sieben und liegt nur mehr einen Punkt hinter dem Sechsten Sturm Graz. Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte liegt demnach in greifbarer Nähe. 

Das gilt etwas überraschend auch für Aufsteiger TSV Hartberg. Die Oststeirer  zeigten vom ersten Spieltag an guten und mutigen Fußball, verpassten es allerdings, die nötigen Punkte einzufahren. Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Auf den turbulenten 4:3-Auswärtssieg gegen den WAC folgte am vergangenen Wochenende ein fulminanter 3:0-Heimsieg gegen Rapid. Der achte Tabellenplatz ist für die Spieler von Markus Schopp aber lediglich eine Momentaufnahme: „Aber wir genießen natürlich den Moment“, erklärte Florian Sittsam. Passend zur Bescheidenheit der Hartberger fügte Präsidentin Brigitte Annerl hinzu: „Wir gehen unseren Weg, gehen einfach Schritt für Schritt, wissen wo wir herkommen und strecken uns nach der Decke.“ 

Aufsteiger im Hoch: Hartberg feierte zuletzt zwei Siege in Serie und liegt aktuell auf Platz acht. Foto: Richard Purgstaller

Für die Nachzügler Wacker Innsbruck (10.), Altach (11.) und die Admira (12.) wird es in den kommenden Wochen darum gehen, Konstanz ins eigene Spiel zu bringen. Wobei man zumindest bei den Altachern, die von den ersten acht Meisterschaftsspielen keines gewinnen konnten, nach zuletzt drei Partien in Folge ohne Niederlage von einem Aufwärtstrend sprechen kann. Auch der FC Wacker Innsbruck sollte mit den letzten Erfolgserlebnissen (1:0-Heimsieg gegen LASK, 1:1 gegen Red Bull Salzburg) Selbstvertrauen getankt haben. „Wir müssen uns nach der Decke strecken und einfach Ergebnisse einfahren“, weiß Karl Daxbacher. 

Ergebnisse braucht auch der FC Flyeralarm Admira. Der Tabellenletzte konnte in der laufenden Saison erst zwei Siege einfahren, wartet in der heimischen BSFZ-Arena noch auf den ersten vollen Erfolg. Unruhig wird man in Maria-Enzersdorf deshalb aber nicht: „Es dauert ein bisschen und da muss man Geduld haben. Das Gute ist, dass die Mannschaft, ich und mein Trainerstab noch ruhig sind und nicht die Nerven weghauen. Es ist kein Grund dafür da. Wir sind, glaube ich, vier oder fünf Punkte hinter dem Siebenten. Nervös muss ich werden, wenn ich drei Runden vor Schluss sechs Punkte hinter dem Vorletzten bin“, erklärt Admira-Coach Ernst Baumeister. 

Für Ernst Baumeister und den FC Flyeralarm Admira könnte es in dieser Saison eng werden. Foto: Josef Parak

 

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Von Daniel Ringsmuth