Die Freude über den Sieg in der Europa League ist schon wieder verflogen: Drei Tage nach dem furiosen 4:1-Auswärtssieg gegen HNK Rijeka kassierte der FK Austria Wien in der 14. Runde der Tipico Bundesliga eine empfindlich 1:3-Heimniederlage gegen den SV Mattersburg. Damit beendeten die Burgenländer auch die Negativserie gegen ihren Angstgegner: Für Mattersburg war es nämlich der erste Sieg gegen die Wiener Austria seit mehr als fünfeinhalb Jahren. Die Veilchen warten hingegen seit mittlerweile vier Bundesligaspielen auf einen vollen Erfolg. 

Thorsten Fink vertraut seiner siegreichen Elf

Thorsten Fink nahm im Vergleich zum Sieg in der Europa League am vergangenen Donnerstag keine Änderung vor und schickte wenig überraschend die siegreiche Elf auf den Platz. Gäste-Coach Gerald Baumgartner stellte seine Mannschaft im Vergleich zum Unentschieden gegen St. Pölten vor einer Woche auf zwei Positionen um. Andreas Gruber und Patrick Bürger mussten zunächst auf der Bank Platz nehmen. Für sie rotierten Markus Pink und Stefan Maierhofer in die Startelf der Burgenländer.

Aggressive Mattersburger bieten Austria lange Paroli 

Das Vorhaben der Gäste, die Austria so früh wie möglich im Spielaufbau zu stören, war von der ersten Minute an klar erkennbar. Die Veilchen mussten sich auf die aggressive Spielweise der Mattersburger erst einstellen und brachten in der Anfangsphase keinen geregelten Spielaufbau zustande. Nachdem sich das Spielgeschehen in den ersten zehn Minuten beinahe ausschließlich in der Hälfte der Veilchen abgespielt hat, starteten die Hausherren einen Konter: Der flinke Pires spielte den mitgelaufenen Gluhakovic frei, der gerade noch von Perlak abgelaufen werden konnte (13.). Nennenswerte Torszenen gab es in den ersten 20 Minuten jedoch keine. Richtig gefährlich wurde es in der 24. Minute: Zuerst klärte Kadiri in allerhöchster Not vor dem einschussbereiten Pink und nur wenige Sekunden später staubte Maierhofer nach einer zu kurzen Abwehr von Pentz ab. Der Treffer des baumlangen Stürmers zählte allerdings aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht. Eine Fehlentscheidung wie sich später herausstellte – Glück für die Austria. Doppelt bitter für die Gäste: Rene Renner konnte verletzungsbedingt nicht mehr weiterspielen. Für ihn kam Andreas Gruber ins Spiel (26.).

Die Austria-Defensive hatte gegen aggressive Burgenländer alle Hände voll zu tun. Foto: Josef Parak

Mit Fortdauer der ersten Halbzeit wurden die Gastgeber immer stärker und kamen durch eine abgerissene Flanke von Gluhakovic zu einer guten Torchance. Mattersburgs Schlussmann Kuster konnte das Gegentor nur mit Mühe verhindern (34.). Kurz vor der Pause hatten die Gäste Glück: Holzhauser versuchte es mit einem direkten Eckball, traf allerdings nur die Stange. Der überraschte Kuster hätte hier wohl nicht mehr eingreifen können (43.). Die letzte Aktion in Halbzeit eins sollte die Austria aber doch noch in Führung bringen: Raphael Holzhauser zirkelte eine Freistoßflanke gefühlvoll in den Strafraum, wo Friesenbichler völlig unbedrängt einköpfen konnte – 1:0 (45.+2). Markus Kuster sah bei diesem Gegentreffer alles andere als gut aus. Somit gingen die Veilchen mit einer knappen Führung in die Halbzeitpause.

Mattersburg dreht Partie und feiert zweiten Saisonsieg

Beide Trainer nahmen zur Pause einen Wechsel vor: Bei der Austria kam Marko Pejic für den angeschlagenen Thomas Salamon in die Partie. Der 22-jährige Kroate feierte damit sein Bundesliga-Debüt. Bei den Mattersburgern blieb Stefan Maierhofer in der Kabine. Für ihn kam die Red-Bull-Leihgabe Smail Prevljak. Und Prevljak wäre nur wenige Augenblicke nach Wiederbeginn beinahe zu einer guten Chance gekommen, verpasste eine Hereingabe von Gruber aber haarscharf (49.). Die Mattersburger starteten wesentlich aktiver in den zweiten Spielabschnitt und wurden dafür schnell belohnt: Pejic vertendelte leichtfertig den Ball, Pink bediente Perlak, der aus spitzem Winkel zum 1:1 traf (53.). Die Hausherren versuchten zwar schnell zu antworten, Holzhauser traf per Volley aber nur das Außennetz (56.). Mit Fortdauer der Partie wurden die Violetten wieder aktiver und waren vor allem bei Standards von Holzhauser gefährlich: Der heute nicht immer sattelfeste Kuster segelte an einer Freistoßhereingabe vorbei, an die Friesenbichler jedoch knapp nicht mehr herankam (68.).

Die Burgenländer versteckten sich aber weiterhin nicht, spielten mutig nach vorne und drehten in der 79. Minute die Partie: Der eingewechselte Okugawa narrte Pejic mit einem Dribbling, zog zur Mitte und zirkelte in Robben-Manier die Kugel ins lange Eck – 1:2 (79.). Für die Gastgeber kam es aber noch schlimmer: Smail Prevljak fasste sich aus großer Distanz ein Herz und knallte einen direkten Freistoß via Innenstange ins Tor – 1:3 (81.). Damit drehten die Mattersburger mit zwei Traumtoren innerhalb von wenigen Minuten die Partie. Die Austria kam in der Schlussphase lediglich durch einen Schuss von Alhassan zur Chance auf den Anschlusstreffer (89.). Damit feierten die Burgenländer den ersten Sieg gegen die Wiener Austria seit dem 20. März 2012. 

Jubeltraube: Die Mattersburger feierten den ersten Liga-Sieg seit Ende Juli. Foto: Josef Parak

Stimmen zum Spiel

Austria-Trainer Thorsten Fink bei Sky: „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu wenig gemacht. Ich denke, dass wir insgesamt in der ersten Halbzeit viel für das Spiel gemacht haben, gerade für den Spielaufbau und die Offensive. Es ist leider nicht viel dabei rausgekommen außer einem Freistoßtor. Ich denke, dass wir fußballerisch trotzdem die bessere Mannschaft waren, aber am Ende hat die Mannschaft, die die Tore schießt, verdient gewonnen. Das haben wir nicht gemacht. Mattersburg hat gezeigt, dass sie nicht unbedingt ganz unten drinstehen wollen und, dass sie weiter nach oben wollen. Es ist immer gefährlich gegen so eine Mannschaft zu spielen. Sie haben in der zweiten Halbzeit eine tolle Moral gezeigt und daher verdient gewonnen.“

Mattersburg-Coach Gerald Baumgartner bei Sky: „Auswärts gegen die Austria ist es nie leicht. Wir freuen uns natürlich in erster Linie über die drei sehr wichtigen Punkte für uns. Wir haben es über weite Strecken sehr gut gemacht. Wir haben der Austria aber auch in der einen oder anderen Situation zu viel Raum gegeben. Da ist es auch gleich gefährlich geworden. Wir wussten, dass wir gegen eine spielerisch sehr gute Mannschaft auf einem sehr großen Platz viel laufen müssen. Das haben wir heute gemacht. Wir haben wenig zugelassen und die Dinge, die wir zugelassen haben, gut verteidigt. Somit sind wir auch, denke ich, als verdienter Sieger vom Platz gegangen.“

Mattersburg-Torschütze Michael Perlak bei Sky: „Es ist ein bisschen ein befremdliches Gefühl, aber ich glaube wir können uns daran gewöhnen. Die Austria spielt unglaublich gut im Ballbesitz und wir haben es nicht wirklich gut geschafft das anzupressen. Dann haben wir das abgestellt, uns ein bisschen weiter hinten aufgestellt und haben nur verschoben. Das war zwar sehr intensiv und hat wenig Spaß gemacht, aber es war zum Glück erfolgreich. Ich glaube mit dem Schlusspfiff der ersten Halbzeit das Tor zu bekommen ist psychologisch eine Katastrophe. Aber wir haben uns dann vorgenommen, dass wir gleich ein Tor machen und schauen was noch geht. Das hat gut funktioniert.“

FK Austria Wien – SV Mattersburg 1:3 (0:0)

Ernst-Happel-Stadion, 5.900 Zuschauer, SR Gishamer

Tore: Friesenbichler (45.+2) bzw. Perlak (53.), Okugawa (79.), Prevljak (81.)

Austria: Pentz – Salamon (46./Pejic), Westermann, Kadiri, Gluhakovic – Holzhauser (80./Monschein), Serbest – Pires, Prokop (62./Alhassan), Tajouri – Friesenbichler

Mattersburg: Kuster – Rath, Mahrer, Malic, Höller – Erhardt, Jano – Renner (26./Gruber), Perlak, Pink (76./Okugawa) – Maierhofer (46./Prevljak)

 

Tabelle Tipico Bundesliga