Der SK Puntigamer Sturm Graz hat am Samstag vorerst die Tabellenführung in der Tipico Bundesliga zurückerobert. Die Grazer setzten sich zum Auftakt der 16. Runde zu Hause gegen den LASK mit 1:0 durch und überholten damit den FC Red Bull Salzburg, der erst morgen in Wien-Hütteldorf gastiert. Die Linzer wurden für die leichtfertig vergebenen Top-Chancen in Halbzeit eins sehr spät bestraft: Charalampos Lykogiannis gelang in Minute 93 der Siegtreffer. Mit dem heutigen Heimsieg konnten sich die Steirer auch für die knappe 1:2-Niederlage im ersten Aufeinandertreffen revanchieren. 

 

Franco Foda muss auf den rotgesperrten Kapitän Christian Schulz verzichten

Sturm-Trainer Franco Foda veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum 0:5-Debakel gegen Salzburg auf zwei Positionen. Christian Schoissengeyr rückte für den rotgesperrten Christian Schulz in die Startelf. Zudem durfte James Jeggo anstelle von Philipp Huspek von Beginn an ran. Nur eine Veränderung gab es beim LASK im Vergleich zur 1:2-Heimniederlage gegen Rapid vor einer Woche. Christian Ramsebner kehrte in die Dreierabwehrkette zurück. Dafür nahm Rene Gartler zunächst nur auf der Bank Platz.

Die Gäste aus Linz dominieren nach Belieben, vergeben jedoch zahlreiche Top-Chancen

Die Gäste aus Linz starteten sehr aggressiv und überraschten die schläfrige Defensive der Hausherren mit schnellen Kombinationen. Nur wenige Sekunden nach Spielbeginn zappelte das Spielgerät auch schon im Netz der Grazer, Schiedsrichter Gishamer hatte Mergim Berisha allerdings richtigerweise im Abseits gesehen (1.). Wenig später spielte Michorl einen sehenswerten Lochpass auf Goiginger, der völlig alleine vor Siebenhandel auftauchte, die Kugel aber knapp am langen Eck vorbei schob (4.). Die Gastgeber kamen mit dem aggressiven Pressing der Gäste überhaupt nicht zurecht und liefen der Kugel zumeist nur hinterher. In der Offensive waren die Steirer so gut wie nicht präsent. Bis zur 25. Minute: Da fasste sich Peter Zulj ein Herz und feuerte einen scharfen Volley aus großer Distanz ab. Sein Versuch landete jedoch deutlich neben dem Kasten von Pervan.

Wesentlich gefährlicher wurde es auf der anderen Seite: Lykogiannis verlängerte eine hohe Hereingabe unfreiwillig in den Lauf von Goiginger, der nicht lange fackelte und sofort abzog. Die Latte war allerdings gegen den Führungstreffer der Gäste (30.). Wenige Augenblicke später hätten die Athletiker den längst überfälligen Führungstreffer erzielen müssen: Goiginger setzte mit einem Traumpass Berisha in Szene, der Sturm-Schlussmann Siebenhandel umkurvte und sofort abzog. Lykogiannis konnte den Schuss gerade noch abblocken. Zudem scheiterte Goiginger im Nachschuss an Siebenhandel (32.). Die Linzer gingen mit ihren Torchancen grob fahrlässig um: Bruno kam nach einer Maßflanke völlig freistehend zum Kopfball, setzte diesen aber aus wenigen Metern neben das Tor – Unfassbar (40.). Keine Minute später ließ Bruno Schoissengeyr stehen, der den flinken Brasilianer am Weiterlaufen hinderte und diesen umriss. Schiedsrichter Gishamer zeigte zurecht auf den Punkt. Peter Michorl übernahm die Verantwortung, scheiterte allerdings an Siebenhandel (42.). Eine Szene, die perfekt zur katastrophalen Chancenauswertung der Oberösterreicher passte. So ging es mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause.

Fassungslos: Oliver Glasner musste zusehen, wie seine Mannschaft zahlreiche Top-Chancen leichtfertig vergeben hat. Foto: Harald Dostal

Last-Second-Tor von Lykogiannis versetzt die Grazer in Ekstase 

Franco Foda veränderte in der Pause das System und schickte seine Mannschaft in einem 4-4-2 zurück auf das Feld. Die zweite Sturmspitze gab Philipp Zulechner, der für den angeschlagenen Potzmann ins Spiel gekommen war. Nach Seitenwechsel zeigten die Grazer ein anderes Gesicht und versuchten das Spiel zu kontrollieren. Gefährliche Torchancen konnten sie sich gegen die dicht gestaffelte Defensive der Linzer allerdings kaum herausspielen. Nach etwas mehr als einer Stunde probierte es der eingewechselte Zulechner mit einem Weitschuss, den LASK-Goalie Pervan aber locker parieren konnte (62.).

Von einer chancenreichen zweiten Halbzeit war man weit entfernt. Das Spielgeschehen spielte sich so gut wie ausschließlich im Mittelfeld ab. So musste eine Standardsituation für Gefahr sorgen: Eine Hierländer-Ecke wurde immer länger und landete letztendlich bei Zulechner, der aus kurzer Distanz daneben köpfte (79.). Wenig später kam Zulechner zu einer neuerlichen Kopfballchance, setzte die Kugel aber weit neben das Tor (83.). Als alle schon mit dem torlosen Remis gerechnet haben, schlugen die Grazer doch noch zu: Hierländer brachte einen zu kurz geratenen Klärungsversuch von Wiesinger hoch in den Strafraum, wo Lykogiannis lauerte und per Volley zum viel umjubelten Goldtor einnetzte - 1:0 (93.). 

Stimmen zum Spiel

Jörg Siebenhandel, Tormann Sturm Graz, bei "Sky": „Für mich ist es jetzt einfach mal schön die Früchte der harten Arbeit zu ernten. Ich bin halt froh, dass wir dann noch die drei Punkte mitgenommen haben. Wir haben unser Spiel nicht wirklich auf den Platz gebracht. Wir haben uns hinten einschnüren lassen und hatten dann auch viele Abspielfehler. Da haben wir dem LASK, die darauf warten, halt gut reingespielt. Letztendlich haben wir es dann erste Halbzeit mit dem 0:0 noch gut rübergebracht. In der zweiten Halbzeit, glaube ich, haben wir dann gezeigt wie wir spielen können und ich glaube da waren wir dann die dominante Mannschaft.“

Oliver Glasner, Trainer LASK, bei "Sky": „Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren LASK Trainer, aber das war die beste Halbzeit die die Mannschaft gespielt hat seit ich in der Verantwortung stehe. Und das da, auswärts bei Sturm Graz. Das haben sie wirklich überragend gemacht. Leider haben wir uns dann nicht belohnt und zweite Halbzeit wussten wir, dass Sturm da alles probieren wird, aber wir waren sehr kompakt und haben wenig zugelassen. Umso bitterer ist es, dass wir jetzt als Verlierer vom Platz gehen, weil das haben sich vor allem die Burschen heute nicht verdient.“

SK Sturm Graz – LASK 1:0 (0:0)

Merkur-Arena, 10.536 Zuschauer, SR Gishamer

Tor: Lykogiannis (90.+3)

Sturm: Siebenhandel – Lykogiannis, Maresic, Schoissengeyr – Potzmann (46./Zulechner), Zulj, Jeggo, Koch – Röcher (67./Filip), Alar (76./Eze), Hierländer

LASK: Pervan – Pogatetz, Trauner, Ramsebner – Ullmann, Michorl, Wiesinger, Ranftl – Bruno (67./Reiter), Mergim Berisha (87./Gartler), Goiginger (82./Riemann)