Der FC Salzburg hat die Sensation perfekt gemacht und den von Peter Stöger betreuten deutschen Spitzenclub Borussia Dortmund aus der UEFA Europa League geworfen. Eine Woche nach dem spektakulären 2:1-Auswärtssieg in Dortmund reichte den Mozartstädtern ein torloses Remis in der mit 29.520 Zuschauern restlos ausverkauften Red-Bull-Arena um den erstmaligen Aufstieg in ein Europa-League-Viertelfinale zu fixieren. Der Viertelfinal-Gegner der Salzburger wird am morgigen Freitag, den 16. März um 13 Uhr im schweizerischen Nyon ausgelost.

 

Die Salzburger feiern den hochverdienten Einzug ins EL-Viertelfinale. 

Rose vertraut siegreicher Mannschaft vom Hinspiel – Zwei Umstellungen beim BVB 

Salzburg-Coach Marco Rose sah sich gegenüber dem sensationellen Auswärtssieg im Hinspiel vor einer Woche zu keiner Veränderung gezwungen und schickte jene elf Männer auf den Platz, die am vergangenen Donnerstag den ersten österreichischen Europacup-Sieg auf deutschem Boden eingefahren haben. Sein Pendant Peter Stöger nahm im Vergleich zum Hinspiel zwei personelle Änderungen vor. Ömer Toprak (nicht im Kader) sowie Julian Weigl (Bank) mussten für Dan-Axel Zagadou und Lukasz Piszczek weichen. Gonzalo Castro, der im Hinspiel den angeschlagenen Piszczek ersetzt hatte, kehrte auf seine Stammposition im zentralen Mittelfeld zurück.

Drückend überlegene Salzburger scheitern am überragenden Dortmund-Keeper Roman Bürki

„Ich kann sagen, dass wir sicherlich nicht verwalten werden“, betonte Marco Rose im Vorfeld der Partie. Und genau so traten die Salzburger von der ersten Minute an auf: Aggressives Pressing und schnelle Kombinationen in der Offensive führten beinahe schon in der Anfangsphase zum Erfolg: Munas Dabbur setzte nahe des gegnerischen Sechzehners entscheidend gegen Zagadou nach und brachte den freistehenden Hwang in Position, der aus kürzester Distanz an Bürki scheiterte (6.). Die Anfangsphase gestaltete sich allerdings sehr ausgeglichen, da auch die Gäste aus Dortmund gewillt waren in der Offensiv präsent zu sein. Die Salzburger Hintermannschaft stand aber sehr kompakt und ließ in der ersten Viertelstunde keine gefährliche Chance der Stöger-Elf zu. Die Defensive der Deutsche präsentierte sich hingegen alles andere als kompakt und sattelfest: Hwang fing einen katastrophalen Querpass von Sokratis ab und sprintete völlig alleine auf das BVB-Tor zu. Der Koreaner probierte es mit einem scharfen Schuss aufs kurze Eck, doch Bürki war wachsam und konnte diesen entschärfen (21.).

Dortmunds bester Mann: BVB-Keeper Bürki machte einige Top-Chancen der Bullen zunichte. 

Der schnelle Hwang bereitete den Dortmundern wie schon im Hinspiel gewaltige Probleme. Man hätte fast meinen können, dass Salzburg einem Rückstand hinterhergelaufen wäre, denn die Bullen drückten auf das 1:0. Hwang spielte Dabbur frei, der sofort auf Xaver Schlager weiterleitete. Der Youngster feuerte im Strafraum einen gezielten Schuss aufs lange Eck ab, doch Bürki verhinderte mit einer hervorragenden Parade den bereits sicher geglaubten Führungstreffer der Bullen (31.). Von den Gästen kam weiterhin so wenig, dass der völlig unterbeschäftigte Walke keinen einzigen Ball halten musste. Erst wenige Minuten vor dem Pausenpfiff musste Walke bei einem harmlosen Batshuayi-Schuss zupacken. So endete eine flotte und spannende erste Halbzeit torlos.

Der pfeilschnelle Hwang stellte die Abwehr der Dortmunder vor große Probleme. 

Harmlose Dortmunder finden gegen aggressive Bullen kein Rezept

Dortmund-Coach Peter Stöger reagierte auf die erschreckend schwache Darbietung seiner Mannschaft in Hälfte eins und brachte mit Philipp und Isak gleich zwei neue Spieler. Dafür waren die beiden Weltmeister Marco Reus und Mario Götze nicht mehr mit von der Partie. Außerdem veränderte Stöger die Grundformation von 4-2-3-1 auf 4-4-2. Isak und Batshuayi bildeten nun die Doppelspitze. Richtig besser wurden die Gäste allerdings nicht. Ganz im Gegenteil. Salzburg drückte weiter und hatte nur wenige Minuten nach Wiederbeginn die nächste Top-Chance: Schlager schickte Berisha auf die Reise, dessen Schuss BVB-Verteidiger Zagadou gerade noch blocken konnte (58.). Wenige Augenblicke später war der starke Bürki bei einem Dabbur-Schuss neuerlich zur Stelle (61.).

Sauer: Peter Stöger scheidet mit Dortmund aus der Europa League aus. 

Die bis dahin beste Torchance der Gäste vergab Kapitän Marcel Schmelzer aus kürzerster Distanz per Kopf – Walke reagierte stark (65.). Dortmund riskierte und wurde dadurch stärker. Doch nicht nur Bürki hatte einen ausgezeichneten Tag erwischt, auch sein Gegenüber Alexander Walke machte einige Top-Chancen der Gäste zunichte: Einen Schuss des eingewechselten Isak konnte er per Fußabwehr entschärfen (70.). Wenige Sekunden später wären die Dortmunder beinahe in Führung gegangen: Piszczek bediente mit einem idealen Stanglpass Philipp, der den Ball aber über statt ins Tor schoss (73.). Die Schlussoffensive der Borussen blieb allerdings aus und so feierte Salzburg den erstmaligen Einzug in ein europäisches Viertelfinale. 

Stimmen zum Spiel

Salzburg-Coach Marco Rose am Sky-Mikro: „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, wie sie heute wieder aufgetreten ist. Wir hätten uns heute den Sieg verdient gehabt. Wir haben aggressiv verteidigt und hatten gute Kontersituationen, die wir leider nicht ausgespielt haben. Wir waren einfach richtig gut und haben der gegnerischen Mannschaft keine Luft zum Atmen gelassen. Dortmund hatte auch zwei, drei gefährliche Situationen, aber sie haben uns Räume gegeben und wir sind immer wieder gefährlich geworden. Wir können aber mit dem 0:0 leben und freuen uns auch für den österreichischen Fußball, weil es uns guttut.“

Valon Berisha gegenüber Sky: „Wir waren heute richtig gut und hatten unglaubliche Umschaltmomente, wo wir Tore hätten machen können. Respekt vor der Mannschaft, gegen so einen Verein so aufzutreten. Wir freuen uns auf den nächsten Gegner. Es war ein intensiver Fight, aber die Unterstützung war da durch die Leute im Stadion. Wir haben vor niemandem Angst. Wir haben Dortmund ganz verdient geschlagen. Es gibt gar keine Grenzen. Wir sind auch ein guter Verein, der richtig guten Fußball spielt.“

Salzburg-Kapitän Alexander Walke bei Sky: „Wir haben uns verdient aufgrund der zwei Spiele durchgesetzt. Es war auch heute wieder ein gutes Spiel. Mit dem Tor hat es nicht geklappt, aber mit dem 0:0 können wir leben. Dortmund ist ein Topverein, der internationale Klasse bewiesen hat. Für uns ist es ein großer Erfolg und es ist verdient, dass wir weiter sind.“

Dortmund-Coach Peter Stöger im Sky-Interview: „Es ist schwierig, aber auf der anderen Seite ist es verdient. Salzburg hat das richtig gut gemacht. Wir sind vor allem in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel gekommen. Wir haben uns viel zu sehr auf unsere Technik verlassen, aber in der Umsetzung war nichts davon zu sehen. In der zweiten Hälfte hätten wir vielleicht noch ein paar Möglichkeiten gehabt. Es ist enttäuschend, aber wenn es verdient ist, muss man das so akzeptieren. Wir haben uns nicht intelligent genug verhalten.“

UEFA Europa League, Achtelfinale, Rückspiel

FC Salzburg - Borussia Dortmund 0:0

Red-Bull-Arena, 29.520 Zuschauer (ausverkauft); SR Bastien (FRA)

Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer – Samassekou – Haidara (82./Yabo), Schlager (79./Wolf), Berisha – Hwang (66./Gulbrandsen), Dabbur

Dortmund: Bürki – Piszczek, Zagadou, Sokratis, Schmelzer – Dahoud, Castro (62./Guerreiro) – Schürrle, Reus (46./Isak), Götze (46./Philipp) – Batshuayi

 

Fotos: GEPA pictures/Red Bull Media

 

Aus Salzburg

Daniel Ringsmuth