Der FK Austria Wien hat nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge den nächsten Rückschlag im Kampf um einen Europacup-Platz hinnehmen müssen. Die Veilchen verloren zum Auftakt der 32. Bundesliga-Runde zuhause gegen den SV Mattersburg mit 2:3 und können sich damit wohl endgültig aus dem Rennen um Europa verabschieden. Beide Mannschaften ließen es in den ersten 45 Minuten ordentlich krachen und boten den 5.420 Zusehern ein Spektakel. Die Veilchen führten nach Treffern von Prokop und Grünwald gleich zweimal, doch Mattersburg schlug durch Okugawa und Prevljak ebenso oft zurück. In der zweiten Halbzeit lauerten die Burgenländer auf Konter und kamen dadurch spät zum Erfolg. Andreas Gruber erzielte in der 92. Minute den späten 3:2-Siegtreffer. Der SV Mattersburg zog damit in der Tabelle an den Veilchen vorbei und konnte den Rückstand auf die fünftplatzierte Admira vorerst auf vier Punkte reduzieren. 

 

Wieder grün-weißer Jubel im Praterstadion: Mattersburg begräbt Austrias Europacup-Träume. 

Thomas Letsch baut kräftig um – Spielmacher Raphael Holzhauser fehlt wegen Rückenproblemen 

Austria-Trainer Thomas Letsch veränderte seine Mannschaft im Vergleich zur Niederlage gegen den LASK vor einer Woche gleich auf fünf Positionen. Alexander Borkovic und Spielmacher Raphael Holzhauser standen verletzungsbedingt nicht im Kader. Für sie rückten Patrizio Stronati und Lucas Venuto in die Startelf der Veilchen. Zudem wurden Thomas Salamon, Vesel Demaku und Kevin Friesenbichler von Dominik Prokop, Felipe Pires und Christoph Monschein auf die Bank verdrängt. Sein Gegenüber Gerald Baumgartner nahm gegenüber dem 1:1 gegen St. Pölten drei Umstellungen vor. Der zuletzt gelbgesperrte Malic, Rath und Perlak spielten anstelle von Ortiz, Lercher und Seidl von Beginn an. 

Munteres Scheibenschießen im Wiener Prater 

Es dauerte keine Minute, ehe es im Happel-Stadion erstmals richtig gefährlich wurde. Wenige Sekunden nach Anpfiff gab es ein Abstimmungsproblem zwischen Stronati und Serbest, der den Ball unfreiwillig in den Lauf von Prevljak verlängerte. Der Bosnier zog relativ ungehindert aufs Tor, scheiterte aber an Pentz (1.). In der Folge übernahmen die Hausherren jedoch das Kommando und gingen verdient in Führung: Venuto ließ mit einem schönen Solo seine Gegenspieler stehen und bediente Prokop, der aufs lange Eck schoss. Kuster war zwar dran, konnte das Gegentor aber nicht mehr verhindern – 1:0 (7.). Die Antwort der Burgenländer folgte aber prompt: Nach einem Einwurf brachte Prevljak Okugawa in Position, der Stronati sehr alt aussehen ließ und Pentz mit einem Flachschuss keine Chance ließ – 1:1 (9.). Und das Scheibenschießen im Wiener Prater ging munter weiter: Nach einer sehenswerten Kombination zwischen Prokop und Serbest, bediente Letzterer mit einer flachen Hereingabe den völlig blanken Alexander Grünwald, der flach zum 2:1 einschob (14.). Es war das erste Saisontor für Grünwald, der aufgrund eines Knorpelschadens von August 2017 bis April 2018 kein Spiel absolvieren konnte.

Erstes Tor nach Verletzungspause: Alexander Grünwald sorgte für die zwischenzeitliche 2:1-Führung. 

In der Folge flachte das Spiel etwas ab, da beide Mannschaften in der Defensive etwas aufmerksamer agierten als noch in der Anfangsphase. Die Führung hätten die Gastgeber dennoch ausbauen müssen: Nach einem Steilpass von Grünwald legte Prokop auf Monschein quer, der überrascht wirkte und das Leder nicht im leeren Tor versenken konnte (25.). Mattersburg ließ sich jedoch nicht abschütteln und kam aus dem Nichts zum erneuten Ausgleich: Gleich drei Austrianer bestaunten Okugawas technische Fähigkeiten und attackierten den Japaner nicht, dessen flache Hereingabe an Freund und Feind vorbeirollte und bei Goalgetter Smail Prevljak landete. Der Bosnier bedankte sich artig und schob aus kurzer Distanz mühelos ein – 2:2 (28.). 15. Saisontor für die Leihgabe des FC Red Bull Salzburg. Und die ohnehin schon spektakuläre Partie ging schwungvoll weiter: Nach einem völligen Blackout von Stangl, der das Leder einfach mal blind in Richtung Pentz gespielt hatte, stand Prevljak plötzlich völlig blank vor dem Austria-Goalie, traf aber nur die Stange (36.). Das hätte die erstmalige Führung des SVM sein müssen. Folgerichtig ging eine trefferreiche erste Halbzeit mit einem 2:2-Remis zu Ende. 

Mattersburg kontert sich zum Sieg

Ohne personelle Veränderungen kehrten beide Mannschaften aus der Kabine zurück. Und beide Teams machten nach Seitenwechsel dort weiter, wo sie kurz vor der Pause aufgehört hatten. Die erste Torchance nach Wiederbeginn hatten die Gäste: Perlak tankte sich in den Strafraum und bediente Okugawa, dessen Schuss aufs kurze Eck Pentz entschärfen konnte (48.). Mattersburg kam engagierter aus der Pause und konnte sich phasenweise in der Hälfte der Veilchen festsetzen. Auf der anderen Seite probierte sich Stefan Stangl als Distanzschütze und machte das gar nicht schlecht. Sein Gewaltschuss aus 25 Metern prallte an die Stange (55.). Die zweite Halbzeit konnte mit dem Spektakel in Durchgang eins nicht mithalten. 

Chancen gab es dennoch: Auf der einen Seite scheiterte Grünwald mit einem Schuss an Kuster (67.), auf der anderen hatte Prevljak wie schon in Halbzeit eins die Top-Chance auf die Führung, setzte die Kugel jedoch völlig freistehend am Tor vorbei (68.). 10 Minuten später war der Bosnier nach einem weiteren Konter auf und davon, scheiterte aber einmal mehr am starken Pentz (78.). Die Austria war in der Schlussphase am Drücker, Mattersburg lauerte logischerweise auf Konter. Und einer dieser Konter führte zur Entscheidung: Seidl eroberte energisch den Ball, Hart schickte Gruber auf die Reise, der im Eins gegen Eins mit Pentz cool blieb und zum 2:3 einschob - Unfassbar (90.+2). 

Die Entscheidung: Andreas Gruber schloss einen Konter perfekt zum 3:2-Siegtreffer ab. 

Stimmen zum Spiel

Thomas Letsch, Trainer Austria Wien, gegenüber Sky: „In der ersten Halbzeit war es ein Spiel, wo man als Trainer durchdreht. Wir haben katastrophal verteidigt, hatten viele Torchancen, aber haben viel zu viel zugelassen. In der zweiten Halbzeit war es ein Spiel mit offenem Visier. Verantwortlich für die Niederlage ist nicht der Schiedsrichter, sondern wir. Wir wollten das Spiel gewinnen. Zum Schluss geht es um die Punkte und die hat Mattersburg. Es ist müßig, es ist wie es ist. Selbst wenn es ein Elfmeter war, er hat nicht gepfiffen. Nach so einem Spiel über internationale Plätze zu reden, verbietet sich.“

Gerald Baumgartner, Trainer SV Mattersburg, am Sky-Mikro: „Wir freuen uns das Spiel auswärts gegen eine starke Austria zu gewinnen. Es war ein Spitzenspiel, in dem beide Seiten mit offenem Visier gespielt haben. Der Sieg ist nicht unverdient. Es ist viel Qualität und Moral in der Mannschaft. Ob wir Fünfter werden können, werden wir sehen, wenn die Spiele gespielt sind.“

FK Austria Wien – SV Mattersburg 2:3 (2:2)

Ernst-Happel-Stadion, 5.420 Zuschauer, SR Harkam

Tore: Prokop (7.), Grünwald (14.) bzw. Okugawa (9.), Prevljak (28.), Gruber (90.+2)

Austria: Pentz – Klein (81./Fitz), Madl (39./Blauensteiner), Stronati, Stangl – Serbest, Prokop, Grünwald – Venuto, Monschein (74./Friesenbichler), Pires 

Mattersburg: Kuster – Novak, Malic, Mahrer, Rath – Hart, Jano – Okugawa (74./Renner), Perlak (74./Seidl), Gruber – Prevljak (83./Maierhofer)

 

Fotos: Josef Parak

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth