Der SK Sturm Graz konnte am Sonntagnachmittag im Bundesliga-Hit gegen den SK Rapid Wien einen Angriff der Hütteldorfer auf Platz zwei abwehren und einen weiteren Schritt in Richtung Vizemeisterschaft machen. Das Spitzenspiel wurde seinem Namen absolut gerecht, bekamen die 14.573 Zuseher in der Merkur-Arena doch eine intensive und packende Partie zu sehen. Ein Doppelpack von Emeka Eze brachte die Grazer zwischenzeitlich 2:0 in Führung, ehe Giorgi Kvilitaia kurz vor der Pause per Kopf verkürzte. Nach dem Seitenwechsel sorgten Peter Zulj (62.) und James Jeggo (72.) für die Vorentscheidung, bevor Thomas Murg nochmals verkürzen konnte und den 4:2-Endstand markierte. Die Grazer konnten damit den zweiten Tabellenplatz festigen, liegen weiterhin sechs Punkte vor dem LASK und nun acht vor Rapid. 

Akrobatisch: Emeka Eze bejubelte seinen ersten Doppelpack für Sturm. 

Personalsorgen in der Rapid-Abwehr

Sturm-Trainer Heiko Vogel nahm im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Wolfsberg vier Wechsel in seiner Startelf vor: Christian Schulz, Thomas Schrammel, Sandi Lovric (alle auf der Bank) sowie Jakob Jantscher (Muskelverletzung) mussten für Dario Maresic, Marvin Potzmann, Stefan Hierländer und James Jeggo Platz machen. Sein Gegenüber Goran Djuricin musste verletzungsbedingt gleich auf zwei wichtige Stützen in der Vierer-Abwehrkette verzichten. Lucas Galvao, der sich im Heimspiel gegen die Admira leicht verletzt hatte sowie Boli Bolingoli (Saisonaus nach Syndesmoseriss im Sprunggelenk) wurden durch Mario Sonnleitner und Stephan Auer ersetzt. 

Spitzenspiel wird seinem Namen gerecht

Das Top-Spiel hätte für den Tabellenzweiten nicht besser beginnen können. Jeggo bediente mit einem langen Ball Hierländer der sich gegen Auer durchsetzte. Deni Alar schnappte sich das Leder und chippte selbiges in den Strafraum, wo Röcher das Auge für Eze hatte und querlegte. Der Nigerianer ließ sich die Chance nicht entgehen und knallte den Ball ins leere Tor – 1:0 (3.). Zu diesem Zeitpunkt waren erst 120 Sekunden gespielt. Die Gäste wirkten jedoch nicht geschockt und übernahmen in der Folge das Kommando. Nach einem Ballverlust von Zulj gelangte das Spielgerät über Umwege zu Murg, dessen Schuss von der Strafraumgrenze haarscharf über das Tor zischte (7.). Rapid kombinierte gefällig und kam postwendend zur nächsten Chance: Schwab mit viel Übersicht auf Berisha, dessen Abschluss keine Gefahr für das Sturm-Tor darstellte (13.). Die Hausherren agierten abwartend und lauerten auf Fehler der Wiener. Und die Konter der Grazer waren brandgefährlich: Eze leitete einen schnellen Siebenhandl-Abschlag weiter auf Zulj, der völlig alleine auf Strebinger zulief und den Rapid-Goalie überlupfte – Zentimeter daneben (23.).

Führungstreffer: Eze setzte sich im Kopfballduell gegen Sonnleitner durch und köpfte ein. 

Wenige Augenblicke später machte es Eze besser: Der Nigerianer setzte sich bei einer Zulj-Ecke gegen den schläfrigen Sonnleitner durch und köpfte zum 2:0 ein (27.). Saisontor Nummer vier sowie erster Doppelpack für Eze. Und mitten in der Phase, als sich beide Mannschaften mit dem Herausspielen von klaren Möglichkeiten schwer taten, schlug Rapid aus dem Nichts zu: Nach einer robusten Balleroberung von Sonnleitner gegen Eze gelangte das Spielgerät über Hofmann und Berisha zum Murg, der mit einer idealen Flanke Kvilitaia bediente. Der Georgier musste nur mehr den Kopf hinhalten und verkürzte – 2:1 (40.). Kurz vor der Pause wurde es ruppig und Rapid hatte Glück, dass zwei klare Gelbfouls von M. Hofmann und Auer unbestraft blieben. So ging eine spannende erste Halbzeit mit viel Emotion zu Ende. 

Intensiv: Beide Mannschaften schenkten einander nichts. 

Sturm nutzt katastrophale Rapid-Schnitzer eiskalt aus 

Goran Djuricin reagierte in der Pause und brachte den schnellen Philipp Schobesberger für den unauffälligen Veton Berisha ins Spiel. Nach Wiederbeginn hatten die Gäste aus Wien mehr Ballbesitz und übernahmen schnell die Initiative. Sturm agierte wie schon in Halbzeit eins zurückhaltend und wartete auf Fehler der Gäste. Torchancen gab es in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit jedoch keine zu bestaunen. Die erste Torchance nach Wiederbeginn sollte aber die Vorentscheidung bringen: Max Hofmann schätzte einen hohen Ball von Maresic völlig falsch ein und musste Zulj ziehen lassen, dessen Lupfer diesmal im Netz zappelte – 3:1 (62.). Vor allem die Innenverteidigung der Wiener wirkte völlig verunsichert und erwischte alles andere als einen guten Tag. Nach einem weiteren fatalen Schnitzer von Hofmann war die Partie endgültig entschieden: Der Innenverteidiger vertändelte einmal mehr leichtfertig den Ball, Alar nutzte dies und schickte Jeggo auf die Reise, der Strebinger keine Chance ließ – 4:1 (72.). Es war das erste Bundesligator im 69. Spiel für den Australier.

Wenig später konnte Rapid ein zweites Mal an diesem Nachmittag verkürzen: Eine flache Schobesberger-Ecke landete beim völlig blanken Murg, der das Leder von der Strafraumgrenze ins lange Kreuzeck lupfte – Sehenswerter Treffer von Thomas Murg zum 4:2 (75.). In der Schlussphase hatten die Gäste gleich mehrmals die Möglichkeit den Anschlusstreffer zu erzielen, doch sowohl Schobesberger, Kvilitaia und der eingewechselte Mujakic ließen Top-Chancen ungenützt. So kassierte Rapid nach zuletzt fünf Siegen in Folge die erste Niederlage und muss sich wohl von den Champions-League träumen verabschieden. 

Stimmen zum Spiel

Sturm-Trainer Heiko Vogel gegenüber Sky: „Es war unser bestes Spiel. Wir haben taktisch von der ersten bis zur letzten Minute absolut das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben und deswegen gehen wir auch als Sieger vom Platz. Wir haben kaum eine Chance zugelassen und Räume enggemacht. Wir können gut Konter ausspielen und das haben wir heute gemacht.“

Peter Zulj, SK Sturm Graz, im Sky-Interview: „Wir haben gegen Rapid 4:2 zuhause gewonnen - was will man mehr? Der Sieg ist richtig verdient. In der ersten Halbzeit wollte ich ein Tor machen, aber er ist danebengegangen, aber der Sieg ist wichtiger als mein Tor.“

Rapid-Coach Goran Djuricin am Sky-Mikro: „Es ist eine bittere, klare Niederlage und es ist traurig, dass wir in fast allen Belangen schlechter waren. Wir haben es in fast keiner Phase des Spiels geschafft, das zu machen, was wir wollten. Wir haben es nicht geschafft, sie zu schlagen. Wir sind nach dem 2:0 zurückgekommen, aber es war zu wenig Bewegung in die Tiefe und wir waren zu ungefährlich. Wir haben viele individuelle Fehler gemacht und dann musst du verlieren. Es tut weh, wenn Spieler fehlen, aber das gehört zum Fußball dazu.“

Rapid-Kapitän Stefan Schwab bei Sky: „Wir bekommen ein frühes Gegentor und Sturm hat das clever gemacht und schnell umgeschaltet. Wir haben uns naiv angestellt und laufen die ganze Zeit einem Rückstand nach. Wenn Sturm führt, haben sie das Selbstvertrauen, dass sie das nach Hause spielen. Es war allgemein zu wenig, von mir persönlich und von allen, wir brauchen nichts schönzureden.“

SK Sturm Graz – SK Rapid Wien 4:2 (2:0)

Merkur-Arena, 14.573 Zuschauer, SR Schüttengruber 

Tore: Eze (3., 27.), Zulj (62.), Jeggo (72.) bzw. Kvilitaia (40.), Murg (75.)

Sturm: Siebenhandl – Koch, Spendlhofer, Maresic, Potzmann – Hierländer, P. Zulj, Jeggo, Röcher (73./Lovric) – Alar (89./Schoissengeyr), Eze (79./Schubert)

Rapid: Strebinger – Thurnwald, M. Hofmann, Sonnleitner, Auer – Ljubicic, Schwab – Schaub (71./Mujakic), Murg, Veton Berisha (46./Schobesberger) – Kvilitaia

 

Fotos: Richard Purgstaller

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth