Vor dem Sonntagsschlager der 6. Bundesliga-Runde zwischen Sturm Graz und Rapid Wien war für Brisanz gesorgt, kehrten doch die beiden Ex-Blackys Deni Alar und Marvin Potzmann an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Während der Wechsel von Potzmann ohne großartigen Nebengeräuschen über die Bühne ging, sorgte der spontane Transfer von Alar nach Wien-Hütteldorf für Unverständnis bei den Verantwortlichen der Grazer und großen Unmut bei den Fans des SK Sturm. Wie im Vorfeld erwartet wurde Alar vor dem Anpfiff und während des Spiels mit Pfiffen und Schmährufen bedacht. Der lieferte im Schlagerspiel eine perfekte Antwort und erzielte in der 79. Minute den 1:1-Ausgleich. Peter Zulj hatte die Grazer vor 14.487 Zuschauern in der Merkur-Arena per Elfmeter in Führung gebracht.  

 

Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Deni Alar antwortete mit einem Tor auf die Schmähgesänge der Sturm-Fans. 

Sturm-Coach Heiko Vogel nahm gegenüber dem 1:1-Remis gegen den WAC zwei Wechsel vor. Markus Lackner und Philipp Huspek rotierten in die Startelf, Sandi Lovric und Philipp Hosiner blieb nur die Reservistenrolle. 

Sein Gegenüber Goran Djuricin änderte die Rapid-Startelf im Vergleich zum 1:2 gegen FCSB auf zwei Positionen. Mateo Barac stand heute nicht im Kader der Wiener, ihn ersetzte in der Innenverteidigung Maximilian Hofmann. Außerdem bekam Neuzugang Andrei Ivan eine Pause. An seiner Stelle spielte Veton Berisha von Beginn an.  

Fragwürdige Elfmeterentscheidung bringt Sturm in Führung

Die Grazer starteten eher verhalten und überließen den Gästen aus Wien zunächst das Spielgerät. Rapid kombinierte gefällig und hatte nach einer Standardsituation die erste Top-Chance der Partie: Christoph Knasmüllner zirkelte einen Freistoß in den Strafraum, wo Kapitän Stefan Schwab in zentraler Position zum Abschluss kam, aber nur die Latte traf (7.). Rapid agierte zwar gefällig, im Angriffsdrittel fehlte es letztendlich aber des Öfteren an der Präzision. Von einem mitreißenden Schlagerspiel war man in Graz-Liebenau allerdings weit entfernt. Außerdem durften sich die Hütteldorfer glücklich schätzen, dass ihr Kapitän Stefan Schwab nicht schon nach 25 Minuten vorzeitig unter die Dusche geschickt wurde. Nach einem Ballverlust ging Schwab gegen Grozurek viel zu hart zu Werke, säbelte den Grazer mit gestrecktem Bein nieder. Da hätte Referee Schüttengruber durchaus über glatt Rot nachdenken dürfen. 

Wenig später stand der Unparteiische erneut im Mittelpunkt des Geschehens. Nach einem Foul von Hofmann an Huspek, das klar außerhalb des Strafraums stattgefunden hatte, zeigte Schüttengruber nach kurzer Rücksprache mit seinem Assistenten fälschlicherweise auf den Elfmeterpunkt. Peter Zulj nahm dieses Geschenk dankend an und knallte das Spielgerät selbstbewusst ins linke Kreuzeck - 1:0 (37.). In den darauffolgenden Minuten hatten die Grazer klar Oberwasser und durch Huspek die Riesenchance auf den zweiten Treffer der Partie, doch sein Schuss ging nur an die Stange (41.). 

Peter Zulj brachte die Grazer kurz vor der Pause per Elfmeter in Führung. 

Ausgerechnet Deni Alar gleicht zum 1:1 aus 

Nach dem Seitenwechsel waren die Gäste aus Wien gefordert. Die Angriffsbemühungen seitens der Grün-Weißen waren zwar da, die Chancenverwertung ließ allerdings stark zu wünschen übrig. Nach einer traumhaften Kombination über Knasmüllner und Murg tauchte Alar plötzlich völlig alleine vor Siebenhandl auf, zielte aber zu hoch und vergab kläglich (60.). Der von den Sturm-Fans heftig angefeindete Rapid-Stürmer übersah zudem den völlig freistehenden Veton Berisha, der nur mehr einschieben hätte müssen. Die Gäste waren in der Folge darum bemüht eine Lücke in der Grazer Hintermannschaft zu finden. Djuricin reagierte und brachte den wieselflinken Andrei Ivan ins Spiel. 

Und der bereitete den Grazern Probleme. Zunächst holte der Rumäne einen Freistoß heraus, den Murg aus gut 18 Metern knapp über das Tor setzte (72.), ehe Ivan nur wenige Augenblicke später seine Schnelligkeit ausspielte, sich in den Strafraum tankte und einen Querpass Richtung Alar spielte, der aber zu spät reagierte und die Großchance ausließ. Kurz darauf machte es der ehemalige Grazer besser: Knasmüllner brachte mit einem herrlichen Chip in den Strafraum Alar in Position, der direkt draufhielt und Siebenhandl keine Abwehrchance ließ - 1:1 (79.).

Ausgleich: Deni Alar traf bei seiner Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte zum 1:1-Ausgleich.  

Lukas Spendlhofer hätte die Grazer erneut in Führung bringen müssen, doch Stefan Schwab rettete den bereits geschlagenen Richard Strebinger mit einer spektakulären Rettungstat (86.). In der Nachspielzeit blieb den Sturm-Fans kurz das Herz stehen, als ein Schuss von Murg nur Zentimeter am langen Eck vorbei ging (90.+2). Letztendlich mussten sich beide Mannschaften mit einem Punkt zufrieden geben. 

Nach der Länderspielpause ist Sturm Graz am Samstag, den 15. September, um 17 Uhr bei der Admira zu Gast. Rapid trifft einen Tag später, am 16. September, ebenso um 17 Uhr auf Stadtrivale Austria Wien. 

Stimmen zum Spiel

Heiko Vogel, Trainer Sturm Graz: „Beiden Seiten hatten Chancen das Spiel zu entscheiden, es war über 90 Minuten ein super Spiel für die Zuschauer, in der zweiten Hälfte haben beide alles rausgeholt was möglich ist. Wir haben Chancen gehabt, es ist aber ein leistungsgerechtes Unentschieden. Wir haben gewusst, dass wir mit Huspek Unruhe reinbringen können und er hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Es freut mich für Zulj, dass er mit dem Tor, auch wenn es ein unberechtigter Elfmeter war, den hat er super verwandelt. Den hätte kein Torwart der Welt gehalten. Das tut ihm sehr gut. Er wird in den nächsten Spielen zeigen, dass seine Formkurve dorthin geht, wo sie in der letzten Saison war. Wir hatten auch mental eine sehr turbulente Zeit, von dem her kommt die Pause richtig.“
 
Goran Djuricin, Trainer SK Rapid: „Ich habe sie (die „Gogo raus“-Rufe, Anm.) nicht gehört, ich habe andere Sorgen, muss mich auf das Sportliche konzentrieren. Jeder kann denken und sagen, was er will. Nach zwei Minuten haben wir mit dem Lattenschuss von Schwab eine hundertprozentige Chance vergeben. Dann bekommen wir durch den Fehler einen Elfmeter gegen uns – der Schiedsrichter hat sich entschuldigt und Charakter gezeigt. Wir haben uns in der zweiten Hälfte von Minute zu Minute gesteigert, ein schönes Tor von Deni erzielt. Wir nehmen den Punkt gerne mit. Gratulation an die Mannschaft, den Trainer-Staff und den medizinischen Staff, wir haben gesehen, dass wir zum Schluss fitter waren als Sturm, obwohl wir in den letzten Wochen so eine Belastung gehabt haben. Das freut mich, dass die Trainingssteuerung sehr in Ordnung war. Wir haben auf der einen Seite das gehabt und auf der anderen das – es gleicht sich aus. Der Aufstieg in die Gruppenphase war sensationell, in der Meisterschaft hinken wir hinten nach. Damit sind wir alle nicht zufrieden. In der Länderspielpause werden wir ruhig Kraft tanken, gut trainieren und dann im Derby versuchen drei Punkte zu holen. Bei Rapid ist es nie ruhig.“
 
Deni Alar, Torschütze SK Rapid: „Ein wichtiger Treffer, davor muss ich die Riesenchance machen, im Großen und Ganzen ein gerechtes Unentschieden. Mit ein bisschen mehr Glück können wir am Schluss das 2:1 machen. Natürlich war es ein besonderes Spiel für mich, wichtig, dass wir noch das 1:1 gemacht haben. Die Woche war nicht so schlecht. Es war heute natürlich mehr Nervosität dabei, zu Beginn war es ein bisschen schwerer, dann ist es in der 2. Halbzeit besser gegangen und mir ist das Tor gelungen.“
 
Quell: Sky

SK Sturm Graz - SK Rapid Wien 1:1 (1:0)

Merkur-Arena; 14.487 Zuschauer; SR Schüttengruber

Tore: Zulj (37.) bzw. Alar (79.)

Sturm: Siebenhandl - Spendlhofer, Avlonitis, Maresic - Koch, Lackner, Kiteishvili, Zulj, Hierländer - Huspek (81./Eze), Grozurek (87./Pink)

Rapid: Strebinger - Müldür, Sonnleitner, M. Hofmann (60./Auer), Potzmann - D. Ljubicic, Schwab - Murg, Knasmüllner, Vet. Berisha (64./Ivan) - Alar

 

Fotos: Richard Purgstaller

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth