Für Christian Ilzer kam es am Samstag in der 9. Runde der Tipico Bundesligazu einem ganz besonderen Match, traf er doch mit dem RZ Pellets WAC auf seinen ehemaligen Arbeitgeber TSV Prolactal Hartberg, den er in der vergangenen Saison eindrucksvoll in Österreichs höchste Spielklasse geführt hatte. Dem Spiel blickte der gebürtige Steirer recht nüchtern entgegen: „Es waren schöne Zeiten, prägend für meine Trainerkarriere, aber es ist ein Match wie jedes andere. Hartberg ist einer von elf Gegnern.“ Und das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber entwickelte sich zu einem absoluten Spektakel. Sage und schreibe sieben Treffer fielen vor 3.200 Zuschauern in der Wolfsberger Lavanttal-Arena. Das bessere Ende erwischte der Aufsteiger, der sich mit 4:3 durchsetzte und damit den ersten Auswärtssieg in dieser Saison bejubelte. 

 

Christian Ilzer musste sich seinem ehemaligen Arbeitgeber Hartberg mit 3:4 geschlagen geben. Foto: fodo.media/Harald Dostal

Beide Mannschaften müssen auf ihren etatmäßigen Einser-Goalie verzichten

WAC-Coach Christian Ilzer veränderte seine Anfangsformation gegenüber der klaren Heimniederlage gegen Salzburg auf drei Positionen. Christian Dobnik hütete anstelle des rotgesperrten Alexander Kofler das Tor der Kärntner. Außerdem durften Manfred Gollner und Dever Orgill statt Michael Sollbauer und Christopher Wernitznig von Beginn an ran. 

Sein Gegenüber Markus Schopp überraschte in der Offensive, ließ Dario Tadic überraschend auf der Bank und begann mit Florian Flecker an vorderster Front. Auch die Steirer mussten ihren etatmäßigen Einser-Tormann Rene Swete, der wegen Sprunggelenksproblemen passen musste, vorgeben. Dafür feierte Florian Faist sein Startelf-Debüt in der Bundesliga. 

Turbulente Anfangsphase 

Die Hausherren erwischten in einer von vielen Ballverlusten und unnötigen Fehlern geprägten Anfangsphase den besseren Start und gingen früh in Führung: Swete-Ersatz Faist wirkte bei seinem Bundesliga-Debüt nervös, ließ einen Weitschuss von Liendl zur Seite prallen, wo Schmerböck an den Ball kam und nach einem schnellen Haken sofort abzog. Faist konnte das Leder erneut nicht sichern, Orgill profitierte und staubte im zweiten Versuch per Kopf ab - 1:0 (12.). Wenig später legten die Mannen von Christian Ilzer nach: Blauensteiner konnte eine Hereingabe von Ritzmaier nicht entscheidend klären, der mitgelaufene Schmitz fackelte nicht lange und zog aus gut 18 Metern direkt ab. Sein wuchtiger Versuch prallte von der Stange genau vor die Füße von Schmerböck, der aus kurzer Distanz problemlos einschob - 2:0 (20.). 

Die Antwort der Gäste in diesem verrückten Spiel folgte allerdings auf dem Fuß: Sanogo spielte auf der linken Seite Kapitän Rasswalder frei, der das Auge für Rep hatte. Der 28-jährige Slowene brachte sich mit einer schnellen Drehung in Position und schoss das Spielgerät sehenswert ins lange Eck - 2:1 (24.). Hartberg wirkte in der Folge zielstrebiger, kombinierte sich ein ums andere Mal stark ins Angriffsdrittel, doch die Abwehrreihe der Kärntner ließ kaum etwas zu. Kurz vor der Pause hatte Liendl den vierten Treffer der Partie auf dem Fuß, setzte das Leder nach einer Hereingabe von Novak allerdings knapp vorbei (39.). Nichtsdestotrotz hatten die ersten 45 Minuten einiges zu bieten. 

Hartberg entscheidet irres Torfestival für sich 

Schopp reagierte zur Pause, brachte Dario Tadic für den angeschlagenen Siegfried Rasswalder in die Partie. Und der neue Mann fand gleich wenige Minuten nach Wiederbeginn eine gute Einschussmöglichkeit vor, zog aus halbrechter Position ab und zwang Dobnik zu einer wichtigen Parade (47.). Hartberg begann aggressiv, gab sich noch lange nicht geschlagen und kam in der 58. Minute zum verdienten Ausgleich: Nach einem schweren Patzer von Rnic schaltete Rep am schnellsten und bediente den völlig blanken Tadic, der nur mehr einschieben musste - 2:2 (58.). Wenige Augenblicke später bekamen die 3.200 Zuschauer in der Lavanttal-Arena einen wahrlich sehenswerten Treffer zu sehen: Ausgerechnet der ehemalige Wolfsberger Florian Flecker fasste sich bei einem Freistoß ein Herz, wuchtete den ruhenden Ball aus gut 30 Metern über die Mauer ins Tor. Dobnik war zwar noch dran, konnte die Führung der Hartberger aber nicht mehr verhindern - 2:3 (61.). 

Und das muntere Scheibenschießen im Lavanttal ging weiter: Michael Novak tankte sich auf seiner rechten Seite nach vorne und wollte ursprünglich ins Zentrum flanken. Sein Versuch riss ihm aber derart ab, dass der Ball über Faist hinweg ins Tor segelte - 3:3 (66.). Was für eine verrückte Partie im Lavanttal! Angetrieben vom Ausgleich hatten die Hausherren in der Folge die deutlich besseren Chancen, dem Aufsteiger schien langsam die Luft auszugehen. Dennoch waren es die Gäste, die beim „Torfestival von Wolfsberg“ das bessere Ende erwischten: Rajko Rep wurde an der Strafraumgrenze nicht attackiert, konnte ungehindert abziehen und bezwang Dobnik mit einem platzierten Schuss ins kurze Eck - 3:4 (87.). In den Schlussminuten schalteten die Kärntner auf volle Offensive, versuchten den neuerlichen Ausgleich zu erzielen, aber der Aufsteiger brachte den ersten Auswärtssieg in dieser Saison über die Zeit. 

Dominik Frieser und Co kassierten in den letzten zwei Partien acht Gegentore. Foto: fodo.media/Harald Dostal

Stimmen zum Spiel

Christian Ilzer, Trainer RZ Pellets WAC: „Es war von Anfang an eine schwere Partie. Wir kommen nicht in die Zweikämpfe, haben unnötige Ballverluste, gehen 2:0 in Führung, bekommen aber gleich das 2:1. Es war heute nichts drinnen. Erst nach dem 3:3 haben wir unser Spiel gezeigt und das hat nicht gereicht. Hartberg war heute der verdiente Sieger. Es ist an ganz elementaren Geschichten gelegen – fehlende Zweikampfbereitschaft und Laufarbeit. Es war von vorne bis hinten kein guter Auftritt.“

Michael Novak, RZ Pellets WAC: "Wir waren mit dem Kopf nicht da. Wir waren überall einen Schritt zu spät. Wir waren im Spiel sogar vorne, aber es war heute von allem ein Schritt zu wenig.“

Markus Schopp, Trainer TSV Prolactal Hartberg: „Die Zuseher haben ein tolles Spiel gesehen. Dass wir ein Tor mehr geschossen haben als der Gegner, freut mich besonders. Der Sieg ist verdient. Ich bin froh, dass sich die Mannschaft für ihre gute Leistung belohnt. Sie hat ihre unglaubliche Moral schon oft bewiesen.“

Florian Flecker, TSV Prolactal Hartberg: „Es ist eine Genugtuung. Wir haben in den ganzen letzten Spielen immer gut gespielt und uns heute belohnt. Wir sind durch zwei Unaufmerksamkeiten in Rückstand geraten, danach haben wir Willen und Zusammenhalt gezeigt und das ist nicht unverdient heute.“

Rajko Rep, TSV Prolactal Hartberg: „Es war ein sehr wichtiger Sieg heute. Ich hatte schon die Chance gegen die Austria, heute war ein wenig Glück dabei. Es war ein schöner Abend. Der Auswärtssieg war sehr wichtig.“

Quelle: Sky

RZ Pellets WAC - TSV Prolactal Hartberg 3:4 (2:1)

Lavanttal-Arena; 3.213 Zuschauer; SR Grobelnik 

Tore: Orgill (12.), Schmerböck (20.), Novak (66.) bzw. Rep (24., 87.), Tadic (58.), Flecker (61.)

WAC: Dobnik - Novak, Rnic, Gollner (88./Jovanovic), Schmitz - Sprangler (64./Wernitznig), M. Leitgeb, Ritzmaier - Liendl, Orgill (78./Gschweidl), Schmerböck

Hartberg: Faist - Blauensteiner, Huber, Siegl, Rasswalder (46./Tadic) - Ljubic, Diarra, Rep - Sanogo (78./Sittsam), Flecker, Kröpfl (88./Kainz)

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth