Der SK Rapid Wien verhinderte am Samstagabend mit einem fulminanten Finish ein weiteres Negativerlebnis in der Altacher Cashpoint-Arena. Die Hütteldorfer holten gegen den SCR Altach einen 0:2-Rückstand auf und durften sich am Ende über einen Punkt freuen, mit dem während des Spiels wohl keiner mehr gerechnet hatte. Thomas Murg (89.) und Andrija Pavlovic (92.) egalisierten in der absoluten Schlussphase die Altacher Führung.  Mergim Berisha und Marco Meilinger erzielten die Treffer für die Vorarlberger. Rapid blieb damit auch im vierten Spiel in der Qualifikationsgruppe der Bundesliga ungeschlagen. 

Joker Andrija Pavlovic besorgte in der 92. Minute den späten Ausgleich. Foto: GEPA/Wien Energie

Rapid muss auf gesperrten Bolingoli verzichten 

Alex Pastoor musste nach dem 1:0-Auswärtserfolg gegen Hartberg eine Änderung vornehmen. Emanuel Schreiner rückte für Linksverteidiger Emir Karic in die Startformation der Vorarlberger. Pastoor begründete diese Entscheidung im Sky-Interview wie folgt: „Das hat wenig mit Karic zu tun. Wir brauchen für dieses Spiel Erfahrung.“ 

Rapid-Coach Didi Kühbauer hingegen nahm gegenüber dem 2:1-Sieg vor einer Woche gegen Mattersburg drei personelle Umstellungen vor. Der zuletzt gesperrte Max Hofmann kehrte in die Innenverteidigung zurück und verdrängte Routinier Mario Sonnleitner auf die Bank. Marvin Potzmann stand erstmals seit dem Auswärtsspiel gegen Inter (21.2) wieder in der Startelf der Wiener, ersetzte den gelbgesperrten Linksverteidiger Boli Bolingoli. Außerdem rotierte Dejan Ljubicic für Srdjan Grahovac in die Anfangsformation der Grün-Weißen. 

Altacher Abwehrbollwerk bringt Wiener zur Verzweiflung 

Es entwickelte sich das erwartete Spiel: Altach stand in den ersten Minuten extrem tief, praktizierte also jenes Konzept, mit dem sie den Hütteldorfern in den vergangenen Jahren stets den Zahn ziehen konnten. Die erste Chance des Spiels gehörte den Gästen aus Wien: Murg konnte von der Strafraumgrenze relativ unbedrängt abziehen, doch Altach-Keeper Kobras war auf dem Posten und sicherte den Ball (7.). In den ersten 15 Minuten hatte der Rekordmeister deutlich über 70 Prozent Ballbesitz und gewann auch zwei Drittel aller Zweikämpfe. Nichtsdestotrotz standen die Altacher sehr kompakt und ließen kaum gefährliche Abschlüsse der in rot gekleideten Rapidler zu. Die Qualität des Spiels ließ allerdings stark zu wünschen übrig: Während Rapid kaum einen Weg durch die massive Altacher Defensive fand, konnte die Vorarlberger kaum Nadelstiche setzen. 

Erst nach einer halben Stunde stieg Netzer bei einem Eckball hoch, setzte das Leder aber freistehend neben das Tor (30.). Es folgte so etwas wie eine kleine Drangperiode der Hausherren: Zunächst konnte Dibon den völlig blanken Berisha gerade noch am Abschluss hindern, ehe Strebinger einen Schuss des Kosovaren aus kürzester Distanz stark parierte (32.). Mitten in dieser starken Phase musste Pastoor erstmals wechseln: Für Lienhart ging es nicht mehr weiter. Er wurde durch Simon Piesinger ersetzt. Rapid spielte weiterhin gegen die Altacher Mauer an, ehe es Stefan Schwab zu bunt wurde: Der Rapid-Kapitän zog aus 30 Metern einfach mal ab - knapp drüber (40.). 

Rapid erkämpft in der Schlussphase ein Remis  

Unmittelbar nach dem Seitenwechsel fanden die Gäste aus Wien eine Riesenchance vor: Zunächst prallte ein Kopfball von Max Hofmann von der Stange zur Müldür, der im letzten Moment von Zech am Torerfolg gehindert werden konnte (48.). Wenig später gingen jedoch die Altacher in Führung: Meilinger tankte sich von rechts ins Zentrum, wo er einen wuchtigen Schuss abfeuerte. Diesen konnte Strebinger zwar abwehren, doch der Ball landete genau vor den Füßen von Mergim Berisha, der die Kugel im verwaisten Tor unterbrachte - 1:0 (51.). 

Ab diesem Zeitpunkt hatten die Altacher das Spielgeschehen im Griff. Die Hausherren waren in der Folge drauf und dran, den zweiten Treffer nachzulegen, doch Strebinger war ein ums andere Mal auf seinem Posten. Rapid hingegen war zwar bemüht, doch die Altacher Hintermannschaft kam praktisch nie ernsthaft in Gefahr. Dafür machten die Hausherren in der 79. Minute alles klar: Gebauer zündete bei einem Konter den Turbo und brachte mit einem präzisen Pass Meilinger in Szene, der aus kurzer Distanz Strebinger bezwang und auf 2:0 erhöhte (79.). Es sollte eine spektakuläre Schlussphase folgen, in der Rapid tatsächlich die Partie zurückkam. Zunächst vollendete Thomas Murg eine schöne Kombination mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck (89.), ehe der eingewechselte Andrija Pavlovic in der zweiten Minute der Nachspielzeit per Kopf den Ausgleich besorgte (90.+2).  

Stimmen zum Spiel

Alex Pastoor, Trainer Cashpoint SCR Altach: „Die Spieler und Fans haben nun das Gefühl, dass wir verloren haben. Aber man muss ehrlich sein: Erste Halbzeit hatten wir das Spiel überhaupt nicht unter Kontrolle und haben nach vorne viel zu wenig gebracht. Wenn es zur Pause 2:0 für Rapid steht, hätten wir nichts sagen können. Es war nur unser Glück, dass es 0:0 stand – wir waren schlecht. Wenn man am Schluss diese Gegentore kriegt, dann fühlt sich das wie eine Niederlage an, ist es aber nicht.“

Dietmar Kühbauer, Trainer SK Rapid Wien: „Wenn man 2:0 hinten ist und dann noch 2:2 spielt – wer da nicht happy wäre, der lügt. Aber wir haben es uns selbst schwer gemacht. Mit dem 2:1 war es dann so, dass Altach zu flippen anfing. Und sie sind dann auch dafür bestraft worden. Das Unentschieden ist sowieso gerechter – weil vom Spiel her wäre ein Sieg der Altacher übertrieben gewesen.“

Thomas Murg, SK Rapid Wien: „Erste Halbzeit hatten wir viel den Ball, haben im letzten Drittel aber nicht genug Lösungen gefunden. Altach ist sehr tief gestanden. Am Ende haben wir noch alles was geht probiert und sind heute dafür belohnt worden. Ich denke, dass es im Grunde – auch wenn es für Altach jetzt bitter ist und für uns etwas glücklich – trotzdem ein verdienter Punkt ist.“

Quelle: Sky

Tipico Bundesliga, Qualifikationsgruppe, 26. Runde

Cashpoint SCR Altach - SK Rapid Wien 2:2 (0:0)

Cashpoint-Arena; 5.900 Zuschauer; SR Drachta

Tore: M. Berisha (51.), Meilinger (79.) bzw. Murg (89.), Pavlovic (90.+2)

Altach: Kobras - Lienhart (36./Piesinger), Zech, Netzer, Schreiner - Meilinger, Zwischenbrugger, Oum Gouet, Fischer - Gebauer (81./Karic), M. Berisha 

Rapid: Strebinger - Müldür, Dibon, M. Hofmann, Potzmann - Schwab, Ljubicic - Murg, Knasmüllner (60./Thurnwald), Schobesberger (83./Alar) - Badji (60./Pavlovic)

Geschrieben von Daniel Ringsmuth