Schon seit dem Aufstieg in die Bundesliga vor fünfeinhalb Jahren geht es für den SC Wiener Neustadt in erster Linie um eines: Überleben. Die Niederösterreicher sind Dauergast im Abstiegskampf, den sie bisher aber jedesmal erfolgreich gemeistert haben. So ernst wie in dieser Saison war die Lage für Wiener Neustadt in der Winterpause aber noch nie. Erstmals seit dem Aufstieg überwintern sie auf dem Abstiegsplatz - es wird ein hartes Frühjahr.

Der Rückstand auf Admira Wacker (Saisonvorschau Admira) beträgt drei Punkte - das ist nicht viel. Andererseits stehen insgesamt nur 15 Punkte zu Buche, so schlecht stand Wiener Neustadt nach 19 Runden erst einmal da: In der Saison 2012/13, als der Klassenerhalt erst am letzten Spieltag gelang. Wollen die Wiener Neustädter auch in dieser Saison unabsteigbar bleiben, müssen sie vor allem ihre Problemzone beheben: die Defensive. Mit 49 Gegentoren in 19 Spielen hatten die Blau-Weißen im Herbst mit Abstand die löchrigste Abwehr der Bundesliga. In sechs Spielen kassierten die Niederösterreicher vier Tore oder mehr. Eines davon, das direkte Duell mit Kontrahent Admira, gewannen sie sogar mit 5:4. Das blieb aber die Ausnahme.

Freitag

Kommt Wiener Neustadt noch an der Admira vorbei?

Die Abwehr ist Kolvidssons größte Baustelle

Auch Neo-Trainer Helgi Kolvidsson - im Herbst die letzten drei Spiele auf der Bank - holte sich mit Wiener Neustadt schon eine richtige Packung ab. Am letzten Spieltag vor Weihnachten setzte es in Ried ein 0:6. Dieses Spiel war auch in anderer Hinsicht ein trauriger Rekord: Ganze 31 Schüsse der Rieder ließ die Neustädter Defensive zu. Dabei könnte Kolvidsson genau der richtige Mann gegen die Abwehrschwäche sein. Bei seinen bisherigen Trainerstationen Pfullendorf und Austria Lustenau zeichneten sich die Mannschaften nie als große Tormaschinen aber stets durch eine gesicherte Defensive aus. In der Winterpause hatte Kolvidsson genug Zeit, dem Bundesliga-Schlusslicht defensive Stabilität zu verleihen.

SC Wiener Neustadt vs. SCR Altach 20141206 075

Helgi Kolvidsson steht vor einem schwierigen Frühjahr.

Er muss das freilich weitgehend mit jenen Spielern tun, die auch Vorgänger Heimo Pfeifenberger zur Verfügung standen. Auf einen großen Kaderumbau im Winter verzichteten die Wiener Neustädter. In der Defensive wurde lediglich Christian Deutschmann (verliehen an Wacker Innsbruck) durch Sebastian Wimmer (ausgeliehen von Austria Wien) ersetzt. Der U21-Nationalspieler Wimmer bringt vielleicht etwas mehr Qualität mit, ist aber jedenfalls variabeler einsetzbar (defensives Mittelfeld, Innenverteidigung). Geht man nach den Testspielen, dürfte der erst im Oktober verpflichtete Kroate Adam Susac gute Chancen auf ein Stammleiberl in der Verteidigung haben.

Ansonsten gab es bei Wiener Neustadt in der Offensive zwei Rochaden: Mario Ebenhofer wurde an St. Pölten verliehen, für ihn kam Dominik Hofbauer aus St. Pölten. Auch das könnte einen Gewinn an Qualität bedeuten. Ob der Schweden-Import Philip Hellquist Stefan Maierhofer ersetzen kann, muss abgewartet werden. Wobei sich die Verpflichtung Maierhofers im Herbst vor allem als moralische Verstärkung erwies. Hellquist hat in den Testspielen jedenfalls schon bewiesen, dass er treffen kann. Dass ihm das auch gegen höherklassige Gegner regelmäßig gelingt, muss der Schwede erst beweisen.

Fotos: Steindy/Wikipedia