Die beinahe dreimonatige Winterpause neigt sich auch in der Erste Liga langsam ihrem Ende zu. Die zehn Teams der Liga befinden sich allesamt im Testbetrieb und bereiten sich schon munter auf den Frühjahrsauftakt am 23. Februar vor. In den nächsten 16 Runden ist die Tabelle dabei zweigeteilt. Es geht für vier bis fünf Teams um den Klassenerhalt und ebenso vier bis fünf Teams um den Aufstieg in die Bundesliga.

Wir geben nun im Rahmen einer dreiteiligen Serie einen kurzen Überblick über die diesjährigen einmaligen Neuerungen im Auf- und Abstiegsmodus, sowie über die Aussichten, Transfers und Testspiele der zehn Mannschaften.

Die Kandidaten 

Im ersten Teil unserer Serie haben wir uns mit der grundlegenden Situation des diesjährigen Modus auseinandergesetzt. Nun beschäftigen wir uns im zweiten Teil mit der unteren Tabellenhälfte, in der sich von unten beginnend momentan der FC Blau-Weiß Linz, der Floridsdorfer AC, WSG Wattens, der KSV 1919 und die Austria aus Lustenau befinden. Exakt zehn Punkte liegen zwischen dem Tabellenschlusslicht Blau-Weiß Linz und dem derzeit Sechsten Austria Lustenau. Zwischen den Vorarlbergern und der oberen Tabellenhälfte liegt dann schon wieder ein Respektabstand von zwölf Punkten. 

Austria Lustenau 

Alle Jahre wieder startete Austria Lustenau als einer der Titelfavoriten in die neue Saison und einmal mehr konnten die Vorarlberger ihren Favoritenstatus nicht auf den grünen Rasen bringen. Der Herbst verlief bestenfalls durchwachsen und auch jetzt im Winter kehrte kaum Ruhe in den gebeutelten Verein. Die Unruhe durch die nicht vorhandene A-Lizenz bei Trainer Gernot Plassnegger ist immer wieder Thema, denn nun ist den Lustenauern auch noch der Lizenzhalter Michael Kopf abhanden gekommen. Eine ruhige Vorbereitung sieht anders aus. Das zeigte sich auch an den bisherigen Ergebnissen. Ein Remis gegen den FC Wil und zwei Niederlagen gegen den FC Heidenheim, sowie den FC St. Gallen zeigen eine Tendenz nach unten, am vergangenen Wochende konnte gegen Höchst und Hard aber zumindest zwei Siege eingefahren werden. Rund eineinhalb Wochen vor dem Frühjahrsauftakt ist große Nervosität angesagt im Ländle, hat man sich doch auch auf dem Transfermarkt zurückgehalten. Mit Simon Pirkl gelang nur eine namhafte Verpflichtung. Nichtsdestotrotz, Austria Lustenau hat in der Vergangenheit immer wieder für Überraschungen gesorgt und darf trotz dem eklatanten Rückstand von 13 Punkten auf den Bundesliga-Relegationsplatz noch Möglichkeiten, muss aber auf jeden Fall darauf hoffen, dass die momentanen Aufstiegsfavoriten schwächeln. Zudem brauchen die Vorarlberger ein glänzendes Frühjahr. Ein solides Frühjahr wird für den Klassenerhalt jedenfalls reichen, aber nicht für mehr. 

KSV 1919

Kapfenberg hat sich nach einem dürftigen Saisonstart im Sommer nach dem Wechsel hin zu Trainer Rapp etwas erfangen und hat sich damit auch einen guten Abstand zum Relegations-Abstiegsplatz erwirtschaftet, neun Punkte liegen die roten Falken jetzt vor Blau-Weiß Linz. Im Winter ließen die Verantwortlichen beim KSV den Kader weitestgehend unverändert. Kontinuität soll zum Klassenerhalt verhelfen. In der bisherigen Vorbereitung zeigten die Falken aber doch die eine oder andere Schwäche im Defensivverbund. Weiz (zwei Tore) und Bad Gleichenberg (drei Tore) schenkten der Elf von Trainer Rapp ordentlich ein. An der Defensive muss in den letzten Tagen vor dem Frühjahrsauftakt also noch einmal ordentlich geschraubt werden. Gelingt dies nicht könnte es für Kapfenberg im Abstiegskampf doch noch einmal spannend werden, besonders da das erste Match gleich beim direkten Konkurrenten in Wattens stattfindet. 

WSG Wattens

Die WSG Wattens spielt die wie erwartet sehr schwierige zweite Saison als Aufsteiger. Es fehlt die Aufstiegseuphorie aus der ersten Saison, zudem kamen einige Verletzungen und natürlich das gute alte Pech dazu. Schlussendlich müssen sich die Wattener jetzt auf ihre alten Tugenden besinnen. Denn anders als Lustenau und Kapfenberg, deren Vorsprung doch deutlicher ist, hat die "Werkself" nur fünf Punkte Guthaben auf Blau-Weiß Linz. Umso wichtiger ist demnach natürlich ein voller Erfolg im ersten Meisterschaftsspiel gegen die roten Falken aus Kapfenberg. Geht die Partie verloren, könnte es schon leicht kriseln im Tiroler Alpenland. Trotz teilweise nicht überzeugender Leistungen im Herbst setzt Trainer Thomas Silberberger beim Personal weiter auf angestammte Kräfte und schlug nicht großartig auf dem Transfermarkt zu. Oumar Toure darf als wohl bekannteste Neuverpflichtung von Juventus Turin genannt werden. Die Vorbereitung der Elf von Thomas Silberberger verlief reibungslos und konnte beinahe ohne Niederlage bestritten werden, einzig der Test gegen Bundesligist Altach ging mit 1:3 verloren. Ansonsten sahnten die Wattener voll ab. Ein guter Start in die Rückrunde wird auf jeden Fall benötigt. Mit Kapfenberg, dem FAC und Austria Lustenau warten gleich drei Gegner die ebenfalls um den Abstieg mitspielen könnten in den ersten vier Runden. Punktet Wattens hier nicht oder nur dürftig wird es ein schwerer Gang im Frühjahr werden. 

Floridsdorfer AC

Der FAC dagegen war auf dem Transfermarkt etwas aktiver und holte unter Anderen Ex-Topscorer Marco Sahanek in die Bundeshauptstadt zurück. Dem Mittelfeldmotor dürfte Malta nicht bekommen sein, sein Wechsel in die Heimat soll dem FAC nun den Klassenerhalt sichern. Trotzdem mussten die Wiener aber auch einen schmerzhaften Abgang hinnehmen. Flügelflitzer Flavio wechselte zu Titelaspirant Ried. Eben genau gegen jene Rieder geht es bereits im ersten Meisterschaftsspiel nach der Winterpause und das wird eine gewohnt harte Nuss. Vielleicht ist aber nach der annehmbaren Vorbereitung Ried zu einem frühen Zeitpunkt des Frühjahrs ein guter Gegner, möglicherweise sind die Rieder noch nicht zu 100 Prozent im Tritt. Eine Überraschung ist dem FAC unter Regie von Marco Sahanek allemal zuzutrauen, auch wenn die Wiener nicht Favorit sind. Fortgesetzt wird das Programm dann mit einem direkten Konkurrenten um den Abstiegsplatz, der WSG Wattens. Danach folgen mit Wiener Neustadt der dem FC Liefering weitere harte Brocken. Punktet der FAC hier fleißig darf dem Klassenerhalt ebenfalls optimistisch entgegen geblickt werden. 

FC Blau-Weiß Linz

Blau-Weiß Linz hat wieder einen neuen Trainer, diese Nachricht vorweg. Mit Thomas Sageder hat David Wimleitner als Sportvorstand einen Coup vollbracht. Der Erfolgscoach kommt von Wallern und legte dort besonderen Wert auf eine standhafte Defensivreihe. Diese Ausrichtung zeigte sich zum Teil auch bei den Transfers. Mit dem Brasilianer Rodnei wurde ein echter Abwehrroutinier verpflichtet, der schon in der Bundesliga für RB Salzburg am Feld stand. Bei Blau-Weiß soll er nun die Abwehr stabilisieren, ebenso wie Juhani Pikkarainen der ebenfalls aus der Bullenschmiede stammt und Denis Omic der leihweise von der AS Rom kommt. Doch auch in der Offensive wurden die Linzer tätig und holten mit Koita (Liefering) und Lüchinger (Ried) treffsichere Offensivspieler.

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Die neue Truppe vom FC Blau-Weiß Linz! (Foto: FC Blau-Weiß Linz)

Beide konnten in einer überzeugenden Vorbereitung nochmal aus der Mannschaft herausstechen. Fürs Frühjahr zeigt die Formkurve bei den Linzern klar nach oben, wie bei den anderen Teams ist aber auch bei den Königsblauen wichtig, dass sie gut starten. Besonders da die Elf von Thomas Sageder mit einem Handicap von fünf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer starten muss. Ganz leicht wird der Start aber nicht werden. Mit drei Teams aus der oberen Tabellenhälfte in den ersten vier Spielen wären mehr als sechs Punkte eine faustdicke Überraschung. Es geht gegen Liefering, Kapfenberg, Ried und Hartberg. Die drei Matches gegen die Aufstiegsaspiranten finden aber allesamt zuhause auf der Gugl statt. Es wird also Unterstützung von den Rängen benötigen, damit man den Klassenerhalt nicht bereits von vornherein abschreiben kann.