Drückend überlegen, doch vor dem Tor katastrophal: RB Leipzig hat sich durch eine miserable Chancenverwertung um einen Erfolg gebracht und mit einer Enttäuschung aus dem Konzert der Großen verabschiedet. Im letzten Gruppenspiel seiner Premieren-Saison in der Champions League unterlag der deutsche Fußball-Vizemeister trotz deutlicher Überlegenheit Besikas Istanbul 1:2 (0:1), Leipzig zog im Fernduell mit dem FC Porto um den Einzug ins Achtelfinale den Kürzeren.

Die zuvor punktgleichen Portugiesen gewannen das Parallelspiel gegen die AS Monaco (5:2) und sicherten sich Rang zwei. Istanbul hatte bereits vor der Begegnung als Sieger der Gruppe G festgestanden.

Die frühe Führung der Gäste durch Alvaro Negredo (10., Foulelfmeter) glich Naby Keita kurz vor dem Spielende aus (87.). Kurz zuvor hatte Stefan Ilsanker wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot gesehen (82.). Für den Sieg der Türken sorgte Anderson Talisca (90.).

Statt bei der Achtelfinal-Auslosung am Montag in Nyon auf Knaller-Spiele gegen Top-Teams wie Paris St. Germain, Manchester United oder den FC Barcelona zu hoffen, muss sich RB mit dem Überwintern in der Europa League trösten.

Die Ausgangslage war angesichts der Tabellenkonstellation klar, für das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl galt vor Anpfiff: Verlieren verboten, der Sieg war im Grunde Pflicht.

Entsprechend schwer wirkte der Rückschlag, als Istanbuls Alvaro Negredo nach nur zehn Minuten für das Leipziger Worst-Case-Szenario sorgte: Besiktas einzige nominelle Spitze brachte die Gäste per Foulelfmeter in Führung, nachdem Kapitän Willi Orban zuvor Gegenspieler Jeremain Lens im Strafraum ungestüm von den Beinen geholt hatte.

Dabei waren die mit einer Dreierspitze offensiv eingestellten Leipziger in den ersten Minuten engagiert aufgetreten, auch wenn sich das Fehlen der Stammkräfte Emil Forsberg (Bauchmuskelprobleme) und Marcel Sabitzer (Schulterverletzung) in anfänglichen Abstimmungsfehlern bemerkbar machte.

An der Einstellung der Leipziger änderte der Rückstand nichts, im Gegenteil: RB reagierte mit wütenden Angriffen. Fünf Minuten nach seinem Patzer traf Orban freistehend nur den Außenpfosten (15.), als der enorm spielfreudige Nationalspieler Timo Werner kurz darauf den Ball ins Tor spitzelte, entschied der erfahrene Schiedsrichter Viktor Kassai (Ungarn) zurecht auf Abseits (21.).

In einer vor 42.558 Zuschauern immer emotionaler werdenden Begegnung spielten sich die Sachsen am gegnerischen Strafraum fest. Forsberg-Ersatz Bruma, Jean-Kevin Augustin und Werner kreierten Chancen im Minutentakt, fanden im starken Besiktas-Torhüter Tolga Zengin aber immer wieder ihren Meister. Auf der Gegenseite war Leipzigs Peter Gulacsi bei den wenigen Kontern der Gäste zur Stelle.

Den Schwung aus der ersten Halbzeit übertrug RB nahtlos in den zweiten Durchgang, mit ihm setzten sich jedoch auch die Nachlässigkeiten vor dem Tor fort. Werner (47./52.), Naby Keita (53.) und Kevin Kampl (57.) ließen beste Möglichkeiten teils kläglich ungenutzt, Augustins Tor zählte wegen einer erneuten Abseitsstellung nicht (64.).

Der Ausgleich war eine Frage der Zeit, Keita traf kurz vor dem Spielende. Zum Punktgewinn reichte es dennoch nicht, Istanbul schlug durch Talisca schnell zurück.

SID