Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen glaubt an eine politische Instrumentalisierung der Causa Mesut Özil vor der Vergabe der Fußball-EM 2024 durch die Türkei. "Ich nehme an, dass die Vorgänge um Mesut Özil von der türkischen Seite - weil Mesut ja tatsächlich auch ein unnachgiebiger Erdogan-Propagandist ist - instrumentalisiert wurden für eine Debatte über Ausgrenzung und Rassismus innerhalb des Sports", sagte die 43-Jährige, unter anderem Mitglied des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, dem SID. Jetzt Fußballreise buchen!

Vor der Vergabe der EM am 27. September an Deutschland oder die Türkei ist das angespannte politische Verhältnis beider Länder ein großes Thema. Dagdelen sieht darin Kalkül des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. "Wer mit der Affäre Mesut Özil einen Schatten auf die großartige Integrationsleistung des Sports in Deutschland werfen will, der hat ein bestimmtes Ziel im Auge. Und das ist natürlich auch die EM-Vergabe", so die Vize-Fraktionschefin der Linken.

Sollte die Türkei tatsächlich vom Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) den Zuschlag bekommen, nützt dies laut Dagdelen vor allem Erdogan: "Ich glaube, wenn sich die UEFA bei Vergabe der EM tatsächlich für die Türkei ausspricht, wird Erdogan dies als einen persönlichen Pokalsieg für sich politisch ausschlachten. Dabei müsste man diesem Foulspieler eigentlich mal die Rote Karte zeigen."

Der Rücktritt von Özil aus der Nationalmannschaft hatte die Stimmung nach der verpatzten WM weiter angeheizt, nachdem der Weltmeister von 2014 dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Zuge der Erdogan-Affäre um ein Foto des Spielmachers mit dem Machthaber einen rassistischen Umgang mit ihm vorgeworfen hatte. Türkische Politiker hatten in der Folge Özils Entscheidung gefeiert.

Politisch steht die Türkei unter anderem wegen ihres Einmarsches in Syrien und Verstößen gegen Meinungs- und Pressefreiheit stark in der Kritik. Die UEFA hatte derweil für die EM-Vergabe die Einhaltung der Menschenrechte als Kriterium für den Gastgeber ganz oben auf die Agenda gesetzt. Insgesamt glaubt Dagdelen, gebürtige Duisburgerin mit kurdisch-alevitischen Wurzeln, "dass wir die besseren Chancen haben als die Türkei".

 

SID