6. April 2002. Im Stadion der Freundschaft ist die Hölle los. Energie Cottbus führt gegen Borussia Mönchengladbach mit 3:2, der Sieg ist in der 85. Minute zum Greifen nah. Er würde den fast sicheren Klassenerhalt für das "Gallische Dorf" bedeuten. Doch Gladbach drängt auf das Tor von Tomislav Piplica, die aufgeregten Fans pfeifen und schreien - und verstummen dann.
Ein Eigentor für die Geschichtsbücher: Tomislav Piplica

Ein Eigentor für die Geschichtsbücher: Tomislav Piplica

Der Ball liegt plötzlich im Netz - und Piplica verschämt am Boden. Der Cottbuser Torhüter hatte eine völlig harmlose Bogenlampe von Marcel Witeczek mit dem Hinterkopf selbst ins Tor befördert. Das Eigentor zählt zu den kuriosesten Aktionen in der Bundesliga-Geschichte, sogar TV-Moderator Stefan Raab lud Piplica in seine Sendung ein.

Auf den Ruhm hätte der Torhüter, der auch wegen seines Pferdeschwanzes und seiner riskanten Ausflüge Kultstatus erlangte, gerne verzichtet. "Ich habe den Ball unterschätzt", sagte Piplica dem SID rückblickend: "Ich habe unter der Latte gestanden und gedacht, dass der Ball rüber geht. Zu dieser Zeit war so viel Wind gewesen, und auf einmal hat der Ball meinen Hinterkopf getroffen."

Sportliche Folgen hatte der Fauxpas für Energie keine: Eine Woche später machte Cottbus beim 0:0 in Stuttgart den Klassenerhalt perfekt. Bester Mann auf dem Platz: Piplica - trotz eines gebrochenen Fingers. "Ich habe viele gute Spiele gemacht, bin zweimal mit diesem kleinen Verein aufgestiegen", sagte der Bosnier: "Das macht mich stolz, und dieses Tor gehört auch dazu."

Mit dem Spott konnte Piplica gut leben, aber die Spekulationen über eine mögliche Manipulation trafen ihn hart. "Ich kann jeden Morgen ins Bad gehen und in den Spiegel schauen, das ist das Wichtigste für mich", sagte Piplica.

 

SID