Ende Jänner hat Ex-LASK-Keeper Pavao Pervan beim deutschen Bundesligisten VfL Wolfsburg für zwei weitere Jahre seinen im Sommer auslaufenden Kontrakt vorzeitig verlängert. Der 34-jährige, am 13. November 1987 in Livno im ehemaligen Jugoslawien geborene, siebenmalige ÖFB-Team-Torhüter wechselte im Sommer 2018 vom LASK zu den "Wölfen" und kam bisher hinter Kapitän Koen Casteels als "Nr. 2" auf bisher 31 Pflichtspieleinsätze. Im Ligaportal "Give-me-Five"-Interview gab der sympathische Schlussmann, dessen Jugendvereine Favoritner AC Wien und SC Team Wiener Linien waren, fünf Antworten zum Besten und blieb dabei gewohnt authentisch. 

 

Ligaportal: Hallo Pavo, aus früherer gemeinsamer LASK-Zeit, auch wenn du damals bei den Juniors warst, bleiben wir beim du. Seit deinem Weggang beim LASK zum VfL Wolfsburg in 2018 hast du nach fast vier Jahren deinen im Sommer auslaufenden Kontrakt für zwei weitere Jahre verlängert. Sechs Jahre beim VfL! Du hast ja schon beim LASK für Kontinuität gestanden, was sind deine Beweggründe bei den Wölfen zu verlängern, obwohl du hinter Koen Casteels die "Nr. 2" bist und ja auch die sportliche Situation in punkto Bundesliga-Verbleib in Anbetracht von Rang 15 und der Negativ-Spirale der letzten Spiele kritisch zu sehen ist?

Pavao Pervan: Natürlich ist die momentane Tabellensituation nicht unser Anspruch. Wir sind alle unzufrieden mit dieser Situation, aber wir wissen auch, dass wir genug Qualität haben, um aus eigener Kraft da unten wieder rauszukommen. Diese angesprochene Qualität ist unter anderem auch ein Grund dafür, warum ich mich für einen Verbleib beim VfL Wolfsburg entschieden habe. Ich kann mich hier auf hohem Niveau weiterentwickeln und merke, welche ambitionierten Ziele der Verein verfolgt.

Ligaportal: Beim LASK warst du über viele Jahre die unumstrittene Nr. 1, gar Kapitän. Beim VfL Wolfsburg bist du hinter Koen Casteels die Nr. 2, wie motivierst du dich da und reizt es dich gar nicht, wieder permanent zu spielen, die Nr. 1 zu sein, ggf. bei einem Klub in der 2. Deutschen Bundesliga oder in Österreich, da gibt es doch sicher Interessenten?

Pavao Pervan: Nach 8 Jahren beim LASK habe ich bewusst meine „Komfortzone“ verlassen und habe eine neue Herausforderung angenommen. Ich gehe jeden Tag mit dem Ziel auf den Platz, besser zu werden und regelmäßig spielen zu dürfen. Dennoch muss ich auch ehrlich zu mir selbst sein und eingestehen, dass mein Konkurrent konstant sehr gute Leistungen bringt. Als Ersatztorwart habe ich trotzdem 31 Pflichtspiele machen dürfen (Bundesliga, Pokal, Europa League & Champions League). Es waren viele unvergessliche Momente dabei und ich habe definitiv Lust auf noch mehr. 

Championsleague-Einsatz war Lohn für harte Arbeit und Geduld

Ligaportal: Am 23. November, zehn Tage nach deinem 34. Geburtstag, hast du deine Feuertaufe in der Championsleague erlebt im Auswärtsspiel des VfL in der Königsklasse beim FC Sevilla (Foto). Obwohl der VfL mit 0:2 verloren hat, hast du im Kicker Sportmagazin von allen "Wölfen" die Bestnote erhalten und überzeugt. Nimm uns mit in dein Seelenleben, wie hast du deine Königsklassen-Premiere emotional erlebt?

Pavao Pervan: Das erste Spiel in der Champions League wird mir immer in Erinnerung bleiben. Die Hymne auf dem Platz hören zu dürfen, war der Lohn für all die harte Arbeit und die Geduld, die ich in meiner Karriere aufbringen musste. Trotz der Niederlage überwiegt der Stolz und die Dankbarkeit, dass ein Kindheitstraum wahr geworden ist. 

Ligaportal: Seit neun Spielen ist der VfL Wolfsburg sieglos, kassierte dabei sieben Niederlagen bei nur zwei remis, ist von Rang 6 im freien Fall auf Rang 15. Wie erklärst du dir die Talfahrt und wie siehst du die Perspektiven, im nächsten Spiel geht es gegen Schlusslicht Greuther Fürth, dann auswärts zu Eintracht Frankfurt mit deinem Ex-Trainer beim VfL und LASK, Oliver Glasner?

Pavao Pervan: Wir sind in dieser Saison mit der Zeit von unserem eingeschlagenen Weg abgekommen. Es hat sich nach der erfolgreichen Saison 20/21 vielleicht auch eine gewisse Gemütlichkeit eingeschlichen. Dafür sind wir eiskalt bestraft worden. Das Positive an der ganzen Sache ist, dass wir das selbst erkannt und die Dinge intern offen angesprochen haben. Jetzt gilt es, den Glauben an unsere Philosophie und Qualität nicht zu verlieren. Dann kommen wir auch wieder zusammen aus dieser Situation heraus. Wenn wir das schaffen, bin ich mir sicher, wird unser Teamgeist und Zusammenhalt enorm davon profitieren.

Ligaportal: Dein erster Verein war der traditionelle FavAC, deinen steilen Aufstieg in Österreich samt ÖFB-Team und Quantensprung in die Deutsche Bundesliga erlebtest du beim LASK. Welche Verbindungen hast du noch zu beiden Vereinen, wie weit verfolgst du das fußballerische Geschehen beim LASK und welche Pläne hast du für deine berufliche Zukunft, auch wenn 34 Jahre ja für einen Tormann noch kein Fußball-Alter sind?

Pavao Pervan: Ich bin nach wie vor mit vielen meiner Wegbegleiter in Kontakt. Gerade mit dem LASK habe ich sehr viele Höhen und Tiefen erleben dürfen. Diese Erfahrungen haben mich zu dem Menschen und Sportler gemacht, der ich heute bin. Ich behaupte auch, dass ich ohne diese Erfahrungen nicht in der deutschen Bundesliga wäre. Nach der Karriere möchte ich dem Sport erhalten bleiben, weil es das ist, was mich im Leben ausserhalb meiner Familie am glücklichsten macht. In welcher Funktion und an welchem Ort das sein wird, werden wir zum gegebenen Zeitpunkt sehen. Ich habe immer gute Entscheidungen getroffen, wenn ich auf mein Bauchgefühl gehört habe und so wird es auch in diesem Fall sein.

Das Interview führte Herbert Pumann / Ligaportal

Fotos: VfL Wolfsburg + IMAGO / regios24