Die Querelen im Deutschen Fußball-Bund (DFB) sind Ex-Bundestrainer Berti Vogts ein Dorn im Auge. "Statt um den Titel zu spielen, gibt es nun Grabenkämpfe im DFB. Liebe Leute, lasst das doch sein", schrieb der 71-Jährige in seiner WM-Kolumne in der Rheinischen Post. Jetzt Fußballreise buchen!

Vogts schlägt vor: "Jeder sollte sich seine Gedanken machen, dann kann man nach und nach gemeinsam analysieren. Sich jetzt gegenseitig die Schuld zuzuweisen, ist weder hilfreich, noch des Deutschen Fußball-Bundes würdig."

Ihn ärgere immer noch das frühe WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft. "Es war ja leider verdient, weil wir es nicht geschafft haben, unsere Tugenden auf den Platz zu bringen. Aber ich bin mir sicher: Alle vier Teams, die im Halbfinale stehen, hätten wir besiegen können", resümierte der Weltmeister von 1974.

Vogts hat bei der WM-Endrunde in Russland einen klaren Trend bei den erfolgreichen Teams ausgemacht. "In meinen Augen hat sich in Russland gezeigt, dass der Fußball zurückkehrt zu seinen Wurzeln", analysierte der Europameister-Coach von 1996, "es ist im Grunde genommen ein ganz einfaches Spiel – und erfolgreich sind die Teams, die es einfach spielen."

Das große Ballgeschiebe habe keinen Effekt mehr, "es ist nicht das Turnier der Künstler und Superstars, sondern der Teams und der Teamplayer", so Vogts, der beim EM-Titelgewinn in England vor 22 Jahre mit seinem Credo der "Star ist die Mannschaft" triumphiert hatte.

Als Beispiele für Mannschaftsdienlichkeit nannte der langjährige Kapitän von Borussia Mönchengladbach Mario Mandzukic (Kroatien) und Harry Kane (England). Vogts: "Wie sich beide in den Viertelfinals für ihre Teams aufgerieben haben, hat mich beeindruckt. Das sind echte Typen, die eine Mannschaft anführen können."

Kroatiens Regisseur Luka Modric spiele ebenfalls eine tolle WM. Auch der Star von Real Madrid stelle sein Können in den Dienst der Mannschaft. "Leider haben wir solche Typen derzeit nicht in Deutschland: Spieler mit individueller Klasse, die auch Teamplayer sind", sinnierte Vogts.

Die Nachwuchsspieler in Deutschland seien in ihrer Spielweise zu ähnlich, "da müssen sich die Akademien Gedanken machen. Es bringt nichts, wenn ein Defensivspieler nur sichere Aufbaupässe über drei Meter spielen kann, um hohe Passquoten zu haben. Verteidiger müssen die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen, damit entscheiden sie Spiele", sagte Vogts.

 

SID