Tor, Tor, Tor: Beim Länderspiel gegen Lettland hat Polens Manschaftskapitän und Bayern-Star Robert Lewandowski gleich drei Mal den Ball im Netz versenkt und damit seiner herausragenden Bilanz in dieser Saison einen seltenen und deshalb umso begehrteren Hattrick hinzugefügt. In vierzehn Spielen für seinen Heimatverein und die polnische Nationalmannschaft hat der 31 Jahre alte Ausnahmekicker 18 Tore geschossen. 60 Treffer gehen allein bei Länderspielen auf sein Konto.

Auch im Frauenfußball gab es jüngst einen Länderspiel-Hattrick. Norwegens Torjägerin Isabell Herlovsen lupfte gegen Faröer drei Mal den Ball ins Netz und etablierte sich damit als erfolgreichste Torjägerin des Landes. Allerdings gibt es gerade im Fußball heftige Debatten, wann ein Hattrick als unecht, echt oder gar perfekt gilt.

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Am höchsten schlugen die Hattrick-Wellen am 31. Januar 2015, als Freiburgs Stürmer Nils Petersen im Zweitligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg binnen gerade mal fünf Minuten zwei Elfmeter verwandelte und zudem ein drittes Tor schoss. Diese Höchstleistung ging für kurze Zeit als schnellster Hattrick in die Annalen der Bundesliga-Geschichte ein, ehe Robert Lewandowski in der nächsten Saison im Spiel Bayern München gegen den VfL Wolfsburg in der zweiten Halbzeit in nur drei Minuten und 22 Sekunden einen Hattrick herbeizauberte. Doch was für eine Art von Dreier hatten die beiden Schnellschützen hingelegt?

Für Puristen im deutschen Raum ist ein Hattrick nur dann lupenrein, wenn die Tore in einer Halbzeit fallen und kein anderer Spieler zwischendurch den Ball ins Netz bekommt. Das trifft sowohl auf Petersen wie auf Lewandowski zu. Sind die drei Treffer auf zwei Halbzeiten verteilt, bleiben sie ein Hattrick, aber ein unechter. Die Briten, aus deren Vokabular der Begriff stammt, haben die Fußballwelt außerdem mit dem perfekten Hattrick beglückt, bei dem je ein Treffer mit links, einer mit rechts und einer mit dem Kopf geschossen werden muss.

Dabei galten diese Feinheiten nicht, als die Wortschöpfung vor mehr als 160 Jahre ins sportliche Vokabular aufgenommen wurde. Der Begriff „hat-trick“ stammt nämlich ursprünglich aus dem Cricket, und das wird ausschließlich mit Ball und Schläger gespielt.

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Zurückzuführen ist der Hattrick auf den Briten Heathfield Harman Stephensen. Er vollbrachte im Jahr 1858 das Kunststück, drei so genannte Wickets hintereinander zu treffen. Die begeisterten Zuschauer sammelten daraufhin Geld ein und kauften ihm davon einen Hut – den „hat“ aus dem „Hattrick“. Während Cricket in erster Linie immer noch in Großbritannien und den Ländern des einstigen britischen Empires gespielt wird, trat das Wort Hattrick seinen Siegeszug um die Welt an und wird in den verschiedensten Sportarten und Wettbewerben benutzt.

Vielfach geht es dabei darum, drei bedeutende Siege zu kassieren. Im Poker wird zum Beispiel das Gewinnen der World Series of Poker in Las Vegas, ein Titel bei der World Poker Tour und ein Sieg bei der European Poker Tour binnen eines Jahres als Hattrick gefeiert, wobei auch Online-Poker einen Hattrick einbringen kann.

Der ist allerdings noch deutlich seltener als im Fußball. Den ersten Hattrick in der Geschichte der 1963 gegründeten Bundesliga erzielte Otto Geisert vom Karlsruher SC bereits am sechsten Spieltag der jungen Liga gegen den 1. FC Nürnberg. Geisert kickte den Ball in der 55. Minute zum 2:2, in der 65. Minute zum 3:2 und in der 90. Minute zum 4:2 ins Tor. Acht Wochen später machte es ihm Karl-Heinz Thielen vom 1. FC Köln ebenfalls mit einem echten Hattrick in der zweiten Halbzeit nach.

Seitdem gab es lediglich zehn Spielzeiten in der Bundesliga ohne Hattrick. Die erste war 1968/1969, und die jüngste war 2012/2013.

Als „König der Hattrick-Tore“ wurde Brasiliens legendärer Pele genannt. Mehr als 1000 Tore gingen im Laufe seiner Karriere auf sein Konto, davon 92 Hattricks. Dabei schoss er in 31 Spielen sogar vier Tore, und in sechs Begegnungen versenkte er den Ball sensationelle fünf Mal im Tor – Leistungen, für die es keinen eigenen Begriff gibt. Zieht man Turniersiege hinzu, ist Pele außerdem der König des Hattricks, was Weltmeistertitel anbelangt. Drei Mal holte er mit der brasilianischen Nationalmannschaft die höchste Auszeichnung in der Fußballwelt.

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So populär wie Hattricks im europäischen Fußball sind in Nordamerika die Dreier-Erfolge im Hockey, und auch hier spielte der Legende nach wieder ein Hut eine Rolle. Alex Kaleta von den Chicago Blackhawks soll in den 40er Jahren sein Auge auf einen grauen Hut geworfen haben, hatte aber nicht genug Geld dabei, um ihn dem Eigentümer abzukaufen. Der versprach ihm stattdessen das gute Stück als Geschenk, falls Kaleta drei Tore gegen die Toronto Maple Leafs erzielte. Kaleta traf sogar vier Mal und wurde mit dem Hut und einer noch heute überlieferten Anekdote belohnt.

In der Nachspielzeit im Hockey geschossene Tore werden übrigens im Normalfall nicht für den Hattrick gezählt. Um einen Hattrick beim Golf zu verbuchen, müssen drei Turniere in Folge gewonnen werden. Die Sportart, in der ein Hattrick zu langen Gesichtern bei Spielern und Fans führt, ist Baseball. Hier werden nämlich Strikeouts durch Fehlversuche und zu kurz geschlagene Bälle gezählt.

Die Zahl drei hat von jeher eine besondere, symbolhafte Bedeutung. Schon im alten Babylonien stand sie für die Dreiteilung des Kosmos in drei Sphären der Fixsterne, aber auch die Dreiteilung des irdischen Alls in Lufthimmel, Erde und Ozean. In der christlichen Geschichte ist die Heilige Dreifaltigkeit einer der Grundpfeiler des Glaubens.

Auch in Märchen spielt die Zahl drei eine besondere Rolle. Drei Wünsche, drei Fragen oder drei gute Feen sind immer wieder von großer Bedeutung. Aschenputtel tanzt an drei Abenden, ehe sie ihren Schuh verliert und ihr Glück findet. In der heutigen Gesellschaft bleibt den Hattrick ein geliebter Fußballbegriff.