50 Jahre nach der Aufhebung des Verbots von Frauenfußball in Deutschland sieht die frühere Nationalspielerin Inka Grings die Situation ihres Sports kritisch. "Man darf sich nicht belügen und muss klar festhalten: Die Wertschätzung für den Frauenfußball ist in Deutschland nicht überall vorhanden", sagte die zweimalige Europameisterin im Interview mit t-online.de.
Grings mit Kritik an der Situation des Frauenfußballs

Grings mit Kritik an der Situation des Frauenfußballs

Grings begründete ihre Haltung mit weiterhin klaren Unterschieden zum Männerbereich: "Spiele zu attraktiven Sendezeiten zu zeigen, sie groß anzukündigen - das hat mit Wertschätzung zu tun. Es ist alles noch ausbaufähig. Es kann nicht sein, dass man in Köln lebt, aber nichts davon mitbekommt, dass das Pokalfinale der Frauen in der Stadt stattfindet. Das ist doch irrsinnig."

Für Fortschritte im "Kampf der Überzeugung und der Intelligenz" sind nach Ansicht der 42-Jährigen neben dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) auch Vereine, Medien und die Gesellschaft gefordert. "Unsere Gesellschaft ist lange noch nicht so tolerant und freundlich, wie einige denken. Was die Gleichberechtigung angeht, sind wir im Vergleich zu anderen Ländern ganz weit unten in der Tabelle", sagte Grings. Der Wille zu Investitionen in den Frauenfußball sei in mehreren Ländern größer und deswegen die Arbeit auch professioneller: "Gute Qualität kostet."

Die Klubs sieht die gebürtige Düsseldorferin in mehrfacher Hinsicht in der Pflicht. In diesem Zusammenhang plädierte Grings nachdrücklich für die Einbindung früherer Spielerinnen in die Arbeit der Vereine: "Mehr Identifikation geht nicht."

Andererseits wünscht sich die Ex-Stürmerin, die 2019 als erste Frau beim Regionalligisten SV Straelen den Trainer-Posten bei einem Männer-Team aus den vier höchsten Ligen in Deutschland übernommen hatte, weitere Fusionen nach dem Vorbild des früheren Topvereins 1. FFC Frankfurt mit Männer-Bundesligist Eintracht Frankfurt: "Die ganzen Möglichkeiten, die ein Männer-Klub zu bieten hat, steigern die Attraktivität des Klubs und der Liga enorm. Solche Partnerschaften sind fantastische Signale für den Frauenfußball, weil dadurch auch die Qualität und das Niveau innerhalb des Vereins zunimmt."

 

SID