Beim Olympiaball in der Heimat waren die Goldkicker der DDR nur Statisten. Die Staatsführung um Erich Honecker inszenierte eine Feier, eine der siegreichen Schwimmerinnen durfte sogar neben dem Staatsratsvorsitzenden Platz nehmen. Für die Fußballer hingegen war nicht einmal Platz auf dem Erinnerungsfoto. Olympiasieger gab es nun mal viele, und der Fußball war einigen Funktionären ohnehin ein Dorn im Auge.
Die DDR gewann 1976 die Goldmedallie im Fußball (Foto: SID)

Die DDR gewann 1976 die Goldmedallie im Fußball (Foto: SID)

Dabei hatte die Mannschaft von Nationaltrainer Georg Buschner zum zweiten Mal binnen zwei Jahren für einen historischen Moment gesorgt. 25 Monate nach dem Sieg gegen die Bundesrepublik Deutschland bei deren Heim-WM gewann die DDR am 31. Juli 1976 in Montreal Olympiagold. Im Finale gab es einen 3:1-Erfolg gegen Polen, es sollte bis heute die letzte olympische Goldmedaille für eine deutsche Fußballmannschaft der Herren sein.

Dabei hätte es den Triumph der Legende nach fast gar nicht gegeben. Nach einem enttäuschenden 0:0 im Auftaktspiel gegen Brasilien, das nur mit Amateuren in Kanada angetreten war, soll Buschner eine Brandrede vor der Mannschaft gehalten und sogar mit der Heimfahrt gedroht haben. "Ganz so schlimm war es nicht, aber uns wurde gehörig der Kopf gewaschen. Und es hat gefruchtet", erzählte später Konrad Weise.

Tatsächlich verfehlten die Worte ihre Wirkung nicht. Spanien, Frankreich und sogar der große Bruder Sowjetunion wurden auf dem Weg ins Finale ausgeschaltet. Die Sowjets waren über den folgenden dritten Platz so ungehalten, dass Trainer Waleri Lobanowski nur zwei Funktionäre zur Siegerehrung schickte.

Die Zuschauer im Olympiastadion reagierten mit einem Pfeifkonzert, die siegreiche DDR hingegen wurde gefeiert. In der Heimat wartete anschließend auf die meisten Spieler ein Urlaub an der Ostsee.

 

SID