Bald geht sie wieder los, die Fußballsaison 2022/23, in den größten und bedeutendsten Ligen Europas. Und weiterhin toben die unterschiedlichsten Gefahren und Herausforderungen just auf jenem Kontinent, der diesen Sport erfunden hat. Hitzewellen und Waldbrände verwüsten viele Landstriche vor allem in Südeuropa, im Ukraine-Krieg gibt es so schnell auch keine Lösung und die Pandemie ist weiterhin nicht überstanden.

Real Madrid

Foto von @viennachanges Vienna Reyes auf Unsplash

In also einem Jahr voller Überraschungen (von denen die meisten unangenehme waren) hat auch ein ganz bestimmter Transfer nicht so ganz so funktioniert, wie sich das alle Beteiligten eigentlich erwartet hatten.

Als die Übertrittsperiode startete, war es fast beschlossene Sache, dass Real Madrid definitiv Kylian Mbappé dazu bringen würde, für die Madrilenen zu unterschreiben. Berichte kursierten durch die (sozialen) Medien, dass der französische Weltmeister bereits die spanische Hauptstadt besuchte habe, und andere Gerüchte besagten, dass er bereits einige luxuriöse Domizile besucht habe, in denen er sich während seiner Zeit als Profi für den Rekord-Champions-League-Sieger niederlassen könnte.

Als sich aber der Nebel in der Gerüchteküche legte, stand der frisch gebackene Double-Gewinner mit vollkommen leeren Händen dar, denn Real hatte nicht nur keinen Mbappé, sondern auch ein anderer, höchst talentierter Spieler, ein gewisser Herr Erling Haaland, hatte sich für einen anderen Verein entschieden. Er trägt nun bereits das Dress von Manchester City. Real hatte sich einfach zu viel Zeit gelassen und zu sehr auf die Verpflichtung des jungen Franzosen gehofft aber auch viel zu wenig Energie in das Werben um dem ehemaligen Salzburg und Dortmund-Star Haaland investiert.

Wie standen die Chancen eigentlich?

Mbappé befand sich einige Wochen lang im Zentrum eines zermürbenden, weil auch langwierigen Transferdramas. Lange Zeit wurde er mit dem Wechsel zu Real Madrid in Verbindung gebracht, dies war auch bereits im Bereich des Möglichen noch lange bevor er 2018 überhaupt zu Paris St. Germain wechselte. Aber besonders jetzt, in diesem heißen Sommer spitzten sich die Dinge zu, vor allem weil sein Vertrag in der französischen Hauptstadt am Ende der Saison 21/22 auslief, und er ablösefrei war.

Bei PSG fand sich der schnelle Stürmer sehr bald zurecht und hat schon im Februar 2022 den schwedischen Superstar Zlatan Ibrahimovic als zweitbester Vereinstorschütze überholt, das lediglich im Alter von 23 Jahren, und dies an der Seite eines anderen Weltstars, Neymar Jr. Nur mehr Edson Cavani liegt vor dem Franzosen mit in Summe 200 Treffern. Und so ganz nebenbei hat er in diesen vier Jahren in Paris drei Ligue 1-Titel und drei-mal den Coupe de France geholt und wurde 2018 in Russland Weltmeister mit Frankreich.

Obwohl er mit PSG bereits viel erreicht hat, steht eine Trophäe noch aus, die er gerne in Händen halten würde: den Champions-League-Pokal.

In einer Welt, in der es bereits üblich geworden ist, auf so gut wie alles zu wetten, von dezenten und farbenfrohen Online Casino Spielautomaten bis hin zu dem Gewinner des Oscars für die beste weibliche Schauspielerin des letzten Jahres, so konnte ganz selbstverständlich auch auf den Abgang oder Verbleib von Mbappé getippt werden. Bleibt er, oder geht er?

Das war die Frage, die viele Buchmacher weltweit beschäftigte, und die Einschätzungen waren geteilt, ob er zu seinem Traumteam (Real Madrid) gehen würde, oder doch einen Verbleib bei den Parisern in Betracht zog. Letzteres war mit hohen finanziellen Kosten für seinen Stammklub verbunden. Aber es wurde auch über einen Wechsel nach Liverpool spekuliert. Diese Gerüchte hielten aber nicht lange an, Kloppos-Klub fehlten dann doch einige Petro-Dollars, um im diesem Poker mitspielen zu können.

Ein wichtiges Argument für die Madrilenen war mit Sicherheit, dass dort die Chancen auf einen Sieg im wichtigsten internationalen Bewerb viel wahrscheinlicher ist, denn diese Trophäe hat Real in dieser Saison 2021/22 bereits zum 14. Mal gewinnen können. Keine Mannschaft brachte es auf annähernd so viele Titel. Paris St. Germain schaffte es bisher einmal in Finale, dort unterlagen sie aber 2021 dem FC Bayern 2021.

Eine brüskierende Entscheidung?

Gerade als Real Madrid freudig verkünden wollte, sie hätten einen geeigneten Nachfolger für Cristiano Ronaldo gefunden, ereilte die Fußballwelt die Nachricht, dass Kylian Mbappé von seinem Arbeitsgeber PSG ein unglaublich lukratives Angebot unterbreitet wurde, dass ihm es (finanziell) nicht mehr erlauben konnte, seinen Traum zu leben und in der Top-Mannschaft von La Liga zu spielen.

Wie lauteten nun die Details im Vertrag, den der Franzose unterschreiben soll?

PSG ist bekannt für seine extravagante und individualistische Mentalität, die mit wenig, bis gar keiner Struktur oder Methode geführt wird. Auch mit ein Grund, dass der Verein bislang sein größtes Ziel, den Gewinn der Champions League, nicht erreichen konnte. Es bewahrheitet sich immer wieder: „Geld schießt keine Tore“.

Daher scheint es die neue Strategie der Besitzer von PSG zu sein, einen talentierten zu einem exorbitanten hohen Preis zu halten, aber auch gute Miene zu seinen immer wieder auftretenden Launen zu machen.

Und die finanziellen Aufwände für den 2017 vom AS Monaco erworbenen Mbappé können als wirklich exorbitant bezeichnet werden, denn sein Gehalt soll nach Steuern während der gesamten Vertragsdauer mindestens 75 Millionen Euro betragen, pro Jahr wohlgemerkt. Auch ein „Golden Handshake“ in Höhe von 125 Millionen Euro wurde ebenfalls vereinbart. Dem französischen Meister hat diese Verlängerung des Vertrags fast 400 Millionen Euro gekostet, wenn man die umgerechnet 200 Millionen Euro hinzurechnet, die im letzten Sommer Real bereit gewesen wäre für den französischen Star zu bezahlen, aber von den PSG Verantwortlichen dankbar abgelehnt wurde.

Da auch vermutet wurde, dass Mbappé, PSG oder gar Man City eigentlich nur die Preise in die Höhe treiben wollten, sah sich „La Liga“ dazu gezwungen, sogar Anzeige gegen diese Transferpraktiken zu erstatten.

Die offizielle Beschwerde von La Liga

Paris Saint-Germain und Manchester City sehen sich gegenwärtig mit einer Beschwerde von La Liga konfrontiert, in der wiederholte Verstöße gegen die Financial-Fairplay-Regeln im Mittelpunkt stehen.

Sowohl PSG als auch City sollen Spieler verpflichtet haben, die Real Madrid in dieser Transferperiode kaufen wollte, aber anstatt zu Real zu wechseln, entschied sich Kylian Mbappé für eine Vertragsverlängerung in Paris, und der Guardiola-Club konnte Erling Haaland verpflichten.

In den jüngsten Anschuldigungen hat La Liga den beiden Mannschaften „unregelmäßige Finanzierung“ vorgeworfen und dies an die UEFA weitergeleitet. Während die Beschwerde gegenüber den Engländern bereits im April eingebracht wurde, wurde jene gegen den französischen Meister erst in jenem Moment ausgesprochen, als Mbappé sich entschieden hatte, für längere Zeit weiterhin mit dem Wappen des Eifelturms auf der Brust zu spielen.

Trotz dieser Unklarheiten, die im Moment herrschen, reichte letztes Jahr „La Liga“ jedoch nicht die gleiche Beschwerde an den europäischen Fußballverband wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ein, als es um das 200-Millionen-Euro-Angebot von Real Madrid für den Franzosen ging.

Und was passiert jetzt?

Jedes Mal, wenn die Einnahmen der Superstars steigen, erhöhen sich, zwar nicht sehr schnell, aber dennoch stetig, auch die aller anderen Spieler, wodurch der die Preisspirale des Sports sich schneller dreht.

Natürlich wird PSG in der Lage sein, damit umzugehen, wenn Mbappés Teamkollegen bei Gehaltsverhandlungen auftauchen und angesichts der neuen Normalität bessere Bedingungen fordern. Selbst 400 Millionen Euro werden Katar, wahrlich kein armes Land, nicht erschrecken.

Wenn Mohamed Salah, Kevin De Bruyne, Vinicius Junior oder Pedri ihre bevorstehende Gesprächsrunde beginnen, indem sie Mbappé als Ausgangspunkt nehmen, werden wahrscheinlich auch nicht viele Spitzenvereine in Europa zum Nachdenken beginnen.

Probleme in der Nahrungskette wird es erst dann geben, wenn einige Teams nicht mehr bereit sein werden, das Risiko und weitere Kosten in Kauf zu nehmen, um ihre besten Spieler zu halten, sondern sich dafür zu entscheiden, Profit zu machen und verdiente Spieler weiterzuverkaufen,

Bleibt der Fußball weiterhin standhaft?

Javier Tebas, der berühmt berüchtigte Präsident von La Liga, konnte nach Mbappés Entscheidung mit seine Enttäuschung nicht hinterm Berg halten und empörte sich mit seltsamen anmutenden Kommentaren. Aber all seine grundlegenden Überzeugungen, die er an den Tag legte, grenzten an Hinterlist und Unaufrichtigkeit.

Aber trotzdem hat Tebas Recht, wenn er feststellt, dass es für alle Klubs immer riskanter wird, die Gehälter, ohne jegliche finanzielle Beschränkungen, immer weiter zu erhöhen.

Unmäßigkeiten wie dieser können sich nur selbst korrigieren, vor allem dann, wenn die Dinge zu weit gehen und aus dem Ruder laufen. Eine Frage stellt sich noch für den Fußballsport: Werden die verschiedenen Fußballinstitutionen in der Lage sein, die finanzielle Unregelmäßigkeiten einzudämmen oder verkaufen sie Ihre eigene Seele und die Traditionen an den Meistbietenden? Nur die Zeit wird es uns weisen.