Bevor die heimische Bundesliga ins letzte Meisterschaftsviertel startet und es in der Europa-League für den FC Salzburg in die finale Phase geht, ist wieder einmal das Nationalteam an der Reihe. Die Testspiele gegen Slowenien und Luxemburg sollen dabei als zweiter erfolgreicher Testlauf in der Teamchef-Ära Foda dienen, nachdem sein persönlicher Auftakt im November des letzten Jahres gegen Uruguay ja mit 2:1 gewonnen werden konnte. „Er ist ein akribischer Arbeiter“ oder „Er ist unheimlich motiviert“ war in diversen Interviews von Spielern und Verantwortlichen über Franco Foda zu hören. Doch was diese akribische Arbeit und die Motivation bewirken sollte, steht in den Sternen. Spätestens im Sommer wird man erkennen können, wo man im Vergleich mit der Weltspitze steht. Nach den Tests unmittelbar vor der WM gegen Deutschland, Russland und Brasilien kann man ein erstes Fazit von der „Akribischen Arbeit“ unter Franco Foda ziehen. Dann ist auch die Nations-League nicht mehr weit, wo Foda mit seinem Team erstmals in Bewerbsspielen aufzeigen kann. Bis dahin gibt es noch viele Einzelteile aufzuarbeiten, die dann zum Großen Puzzle der oft angesprochenen „Taktischen Variabilität“ zusammengeführt werden sollen. Dadurch soll die Möglichkeit bestehen, während dem Spiel sowohl in Grundordnung als auch in Taktischen Prinzipien zu „switchen“. Doch wie gut ist das im Test gegen Slowenien bereits gelungen? Und auf welche Prinzipien setzt Foda, welche Koller nicht bespielt hat?

 

Eine Spiel-Analyse von Stefan Schoberer

Österreich begann mit einer 3-4-3 Grundordnung, die Slowenen im flachen 4-4-2. Zu Beginn war das Spiel sehr ausgeglichen. Es gab sehr viel Mittelfeldgeplänkel zu sehen, Offensivaktionen waren Mangelware. Das frühe 1:0 durch einen Alaba-Freistoß, der aus einem ungestümen Foul der Slowenen führte, sollte dem Spiel (vor allem der Österreicher) allerdings gut tun. Der Fokus in der Offensive der Österreicher lag vermehrt im Flügelspiel, was aufgrund der personellen Besetzung mit der Achse Alaba-Arnautovic links und Lainer-Lazaro rechts auch eine logische Schlussfolgerung war. Der Spielaufbau aus der Dreierkette gegen die beiden Slowenischen Stürmer verlief durchwegs gut, Baumgartlinger agierte als Ankerspieler und Schöpf öffnete als variabler 8er immer wieder Räume durch das Verschleppen seiner Gegenspieler. Die Außenstürmer Lazaro und Arnautovic suchten wiederholt die Halbräume, um die Flügel für Alaba und Lainer zu öffnen.

Abb. 1: Ilsanker kann wie so oft mit dem Ball ins Mittelfeld vorstoßen, Schöpf öffnet durch einen Diagonallauf den Raum für Baumgartlinger. Lazaro rückt sehr weit ein und ist in weiterer Folge von Baumgartlinger anspielbar. Österreich dominiert die wichtigsten Räume.

In der zweiten Halbzeit baute Sloweniens Teamchef Tomaz Kavcic die Grundstruktur in ein 4-2-3-1 um, was die Spieleröffnung ins Mittelfeld doch sehr erschweren sollte. Im Spielaufbau schoben die Außenspieler der Slowenen hoch, um mehr Druck auf die Abwehrkette ausüben zu können. Durch gezielte Flugbälle auf Alaba bzw. Lainer konnte die erste Pressinglinie der Slowenen allerdings zumeist einfach überspielt werden.

In der Defensive spielte Österreich wie erwartet im 5-4-1, baute im Mittelfeld auf die flache Variante. Durch das „aus der Kette attackieren“ der Österreichischen Fünferkette gab es auch wenig Raum zwischen den Linien, den die Slowenen bespielen hätten können.

Abb. 2: Fünferkette der Österreicher mit dem hinausattackierenden Hinteregger, der aber die Passoption auf den Stürmer gut zustellen kann. Durch das gebildete Abwehrdreieck ist es schwierig, einen Pass in die Schnittstelle zu bekommen.

Durch die oben genannte Umstellung der Slowenen nach dem Seitenwechsel waren aber auch im Defensivverbund noch Uneinigkeiten mit der Zuständigkeit zu sehen, vor allem was den 10er der Slowenen betraf. Foda reagierte allerdings darauf und zog Baumgartlinger vermehrt vor die Abwehr zurück, was den Raum zwischen den Ketten weiter verengte.

Das Pressing der Österreicher war nicht so hoch ausgelegt wie noch unter Marcel Koller. Burgstaller versuchte den ballführenden Abwehrspieler unter Druck zu setzen und nach außen zu lenken. Außen fand dann durch das rausrücken der zentralen Mittelfeldspielern Schöpf und Baumgartlinger der Raum überladen, um so bei Ballgewinn schnell Überzahl zu schaffen. Im weiteren Verlauf presste Österreich aus einem 4-4-2 heraus, indem der eingewechselte Gregoritsch von Arnautovic in der ersten Pressinglinie unterstützt wurde.

Fazit

Einige Ansätze von Teamchef Franco Foda waren bereits zu sehen, wenngleich der Spielverlauf den Österreichern sehr entgegen kam und die Slowenen nicht immer klar dominiert werden konnten. Die Austro-Legionäre konnten ihre Klasse zeigen und das Spiel so in die richtigen Bahnen lenken. Trotzdem darf man sehr zufrieden mit dem insgesamt doch souveränen 3:0 Sieg sein, das System mit dem Drei-Mann-Aufbau und den Offensiven Flügelspielern bleibt jedenfalls eine sehr gute Option. Weniger zu sehen war die Umstellung der Grundstruktur während des Spiels, es blieb doch über 90 Minuten bei der gleichen Grundordnung und es wurde nur gegen den Ball auf ein 4-4-2 umgestellt, was aber eben auch mit dem entgegenkommenden Spielverlauf zu tun hatte. Nach der Umstellung der Slowenen nach der Pause hätte man mit einem 4-4-2 mit Mittelfeldraute doch die perfekte Antwort liefern können, um dem Pressing der Slowenen entgegnen zu können. Durch eine 2-3 Aufbaustruktur wäre Slowenien nie so in die Pressingsituationen gekommen, wie es zu Beginn der zweiten Hälfte der Fall war. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass Franco Foda bereits ein erster guter Schritt gelungen ist, von der „taktischen Variabilität“ jedoch noch nicht viel zu sehen war.