2. Landesliga West

Zvijerac: "Habe mir sportlich nichts vorzuwerfen"

Es ober-grafendorf atsvist unglaublich, aber wahr und zeigt, wie brutal das Fußballgeschäft mitunter abläuft: Spielertrainer Goran Zvijerac ist drauf und dran, mit dem ATSV Ober-Grafendorf den Meistertitel in der 2. Landesliga West einzufahren. Zwei Spieltage vor Schluss beträgt der Vorsprung drei Punkte. Doch nun platzte die Bombe: Ober-Grafendorf trennt sich mit Saisonende von seinem Spielertrainer. Nach dem freitägigen Spiel in Schrems bezog Zvijerac zu seiner Ablöse Stellung.

 

Über die Gründe für die Trennung ist vorerst nichts bekannt. Zvijerac bestätigte auf Anfrage von unterhaus.at seine Ablöse, Details gab er vorerst nicht preis: "Ich konzentriere mich mit meiner Mannschaft ausschließlich auf das immens wichtige Spiel Freitag Abend in Schrems, werde erst nach Spielschluss zu meiner Ablöse Stellung beziehen." Der vollzogene Schritt seitens der Vereinsführung verwundert umso mehr, zumal Zvijerac mit dem Klub eine Zwei-Jahres-Vereinbarung abgeschlossen hatte.

 

Zwei Spiele vom Titel entfernt

Diese Vereinbarung besäße auch noch für die kommende Saison Gültigkeit, das Ziel Meistertitel war ursprünglich auch erst für 2012/13 das erklärte Saisonziel. Doch die hervorragende Arbeit von Zvijerac gemeinsam mit dem Team könnte schon in dieser Saison im Aufstieg gipfeln. Mit dem letztwöchigen 2:1-Sieg im Hit gegen Melk übernahm Ober-Grafendorf die Tabellenspitze der 2. Landesliga West, muss diese nun nur noch nächsten Donnerstag zu Hause gegen Eggenburg (7. Juni, 18 Uhr) über die Ziellinie bringen.

Zvijerac, der als Spieler im Dress von VSE St. Pölten und von FCN St. Pölten Erfahrung in der zweithöchsten österreichischen Spieiklasse sammelte, war im Winter 2010 als Spieler zu Ober-Grafendorf gestoßen. Nach zwei Niederlagen zum Auftakt der Saison 2010/11 löste der 38-Jährige Trainer Michael Scheibenpflug ab, schlüpfte vorerst interimistisch in die Rolle als Spielertrainer.

 

Folgt Werner Ruttensteiner auf Zvijerac?

Das Experiment ging auf, Zvijerac beendete die Saison 2010/11 mit Ober-Grafendorf an der 7. Stelle. Im Sommer 2011 zog der Verein mit Johannes Reiter, Matthias Dengg und Martin Pulkert Top-Neuerwerbungen an Land, es ging mit der Mannschaft unter Zvijerac weiter bergauf. Zeitweilig bereits Erster, schloss Ober-Grafendorf die Hinrunde punktegleich mit Melk an der 2. Stelle ab. Im Frühjahr zog Melk zunächst bis auf fünf Punkte davon, doch mit einer grandiosen Aufholjagd und dem letztwöchigen 2:1 im direkten Duell setzte sich Ober-Grafendorf nun an die Spitze.

Der Nachfolger von Zvijerac soll bereits nächste Woche präsentiert werden. Gerüchten zufolge handelt es sich um Werner Ruttensteiner (Bruder von Willi Rutteinsteiner, dem technischen Direktor des ÖFB), der in der Saison 2009/10 St. Peter/Au zum Meistertitel in der 2. Landesliga West geführt hatte. Zvijerac soll die Mannschaft bereits über seine Ablöse in Kenntnis gesetzt haben. Ob der Trainerwechsel weitere personelle Konsequenzen nach sich ziehen wird, bleibt abzuwarten.

 

Zvijerac: "Ich lasse mir in nichts dreinreden"

DIe Mannschaft ließ sich auf dem Spielfeld die Unruhe nicht anmerken, landete gestern in Schrems einen 3:0-Erfolg und geht damit mit einem Vorsprung von drei Punkten in die letzte Runde. Das heißt, am kommenden Donnerstag genügt zu Hause gegen Eggenburg ein Remis zum Meistertitel. Zvijerac nahm nach dem Spiel in Schrems zu seiner Ablöse Stellung: "Ich habe mir sportlich nichts vorzuwerfen", erklärte der Spielertrainer auf die Frage nach den Gründen seiner Ablöse. "Ich habe einst in der 2. österreichischen Bundesliga gespielt, andere kamen über die 2. Klasse nicht hinaus. Doch offenbar haben letztere mehr Ahnung als ich."

Zvijerac hatte gegenüber den Klub-Funktionären immer wieder betont, sportlich das alleinige Sagen zu haben: "Ich muss ja auch den Kopf hinhalten, wenn es nicht läuft. Ich lasse mir weder in die Aufstellung dreinreden noch lasse ich mir Spieler vorsetzen, mit deren Verpflichtung ich nicht einverstanden bin. Wer das nicht einsehen will, bekommt Probleme mit mir." In diversen Auffassungs-Unterschieden scheint auch der Grund für seine Ablöse zu liegen. Kommende Saison sind in Ober-Grafendorf auch personell einige Änderungen geplant, die Abgänge von Pulkert und Balaz gelten intern bereits als beschlossene Sache.

 

"Ich musste 38 Jahre alt werden, um so etwas zu erleben"

Zvijerac ist davon nichts bekannt, über die Art und Weise seiner Absetzung kann er nur den Kopf schütteln: "Ich musste 38 Jahre alt werden, um so etwas zu erleben." Doch er ist Profi genug, um mit der Situation umgehen zu können: "Wir arbeiten nach wie vor fest entschlossen auf das Ziel Meistertitel hin, wollen diesen Titel für Ober-Grafendorf unbedingt einfahren. Das haben heute alle in Schrems gesehen."

 

Christian Reichel

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