Nach den zwei Siegen gegen die Wiener Austria und den Wolfsberger AC kassierte Sturm am 16. Spieltag der tipico Bundesliga wieder eine Niederlage. Die Grazer mussten sich Red Bull Salzburg mit 1:2 geschlagen geben. Die Salzburger kehrten damit nach der 1:4-Niederlage gegen Altach wieder auf die Siegesstraße zurück und führen mit 34 Punkten die Tabelle an. Ligaportal-Experte Helge Payer analysiert das Aufeinandertreffen zwischen Sturm Graz und Red Bull Salzburg.

 

"No balls, no games" - Euer Helge

"Sturm hat in den ersten 15 Minuten überhaupt nicht ins Spiel gefunden. Die Grazer haben zu passiv agiert, keinen Zugriff aufs Spiel gefunden und es in vielen Situationen verabsäumt Druck auf den ballführenden Spieler auszuüben. Deshalb konnte Sturm den Spielfluss der Salzburger nicht unterbinden. So ist in der 8. Minute auch das erste Tor entstanden: Massimo Bruno wurde nicht attackiert und hat viel zu viel Platz zum Abschluss gehabt.

Respekt, schlechtes Zweikampfverhalten und Fehlpässe

Sturm hat die letzten zwei Bundesligaspiele gewonnen und dabei gut gespielt. Der Respekt vor Salzburg war anscheinend aber doch etwas zu groß. Natürlich herrschte bei den Grazern durch die starken Leistungen in den vergangenen zwei Runden ein großer Erwartungsdruck – diesem sind sie nicht ganz gerecht geworden. Sturm ist zunächst schlecht in die Zweikämpfe gekommen und hat sich viele Fehlpässe geleistet. Diese sind deshalb entstanden, weil die Salzburger sehr früh gepresst haben. So hätte Salzburg vor der Pause deutlich höher führen können, Christian Gratzei hat aber – abgesehen von dem zweiten Gegentor – eine gute Partie gespielt, er hat seine Mannschaft mit guten Paraden im Spiel gehalten.

Individuelle Klasse der Salzburger

Salzburg war über weite Strecken spielerisch überlegen und hat viel Druck erzeugt. In den entscheidenden Situationen hat aber die individuelle Klasse der Einzelspieler den Unterschied ausgemacht. Wenn eine Partie auf Messers Schneide steht hat Salzburg eben sehr gute Spieler, die ein Spiel entscheiden können. Der Respekt war bei den Grazern phasenweise so groß, dass sie sich zu tief hinten hineindrängen haben lassen. Das ist tückisch. Man lässt sich immer weiter zurückdrängen und wägt sich in Sicherheit. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Der Gegner kommt immer näher ans Tor, Fouls werden dadurch immer gefährlicher, weil die Freistoßposition des Gegners besser wird. Wenn nur ein Spieler seine defensiven Hausaufgaben nicht macht, kann man gegen eine so starke Mannschaft, wie Salzburg nicht bestehen.

Sturm Salzburg05

Beim zweiten Gegentor sind mehrere Fehler passiert. Ehrenreich hat den entscheidenden Zweikampf verloren, Christian Gratzei ist zu weit herausgekommen, ohne dabei den Ball zu entschärfen. Er wird schon nach den ersten zwei Schritten gemerkt haben, dass das ein Fehler war. Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen mir das Gleiche passiert ist. Als der Ball an die Latte gegangen ist, hat Klem nicht schnell genug reagiert. In solchen Situationen sind die Stürmer etwas im Vorteil, weil Verteidiger erst kurz überlegen müssen, wie sie reagieren. 

Grazer Kombinationsfußball und Autoritätswechsel

Unter Franco Foda ist bei Sturm dennoch eine große Leistungssteigerung zu beobachten. Die Grazer haben phasenweise gut kombiniert, deshalb ist es zum Schluss noch einmal eng geworden. Das ist auch durch einen Autoritätswechsel zu erklären. Unter der Leitung von Franco Foda wissen die Spieler, dass sie nicht mehr einen Schritt zu wenig machen dürfen. Das Aufbäumen von Sturm ist im Spiel gegen Salzburg aber zu spät gekommen. Auch die Chancenauswertung war nicht gut. Ich bin von „Sturm neu“ unter Franco Foda trotzdem sehr überzeugt, für mich sind die Grazer ein heißer Anwärter auf einen Europacup-Platz."

Foto im Artikel: GEPA pictures/ Red Bull Salzburg

Slide-Foto: GEPA pictures/ Red Bull Salzburg