Dem Wolfsberger AC ist ein Traumstart in die neue Bundesligasaison geglückt. Nachdem die Truppe von Didi Kühbauer bereits ihr Auftaktspiel gegen die Admira mit 4:1 relativ hoch gewonnen hatte, gelang ihr gegen die Wiener Austria ein 5:0-Kantersieg. Sechs Punkte aus zwei Spielen und ein Torverhältnis von 8:1 lautet die stolze Ausbeute. Und trotzdem führt der WAC nicht die Tabelle an. Ein anderes Team spielt derzeit noch besser Fußball: Die Salzburger fertigten nach dem spektakulären 6:1-Sieg gegen Rapid, Wiener Neustadt mit 5:0 ab und befinden sich dort, wo sie die vergangene Spielzeit beendet hatten: An der Tabellenspitze. Auf der anderen Seite stehen so manchem Trainer bereits die ersten Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben: Die Austria legte den schlechtesten Saisonstart seit 2006 hin, Sturm Graz verlor gegen Grödig das zweie Spiel in Folge. Das Spiel Altach - Admira musste aufgrund starker Regenfälle abgesagt werden. Ligaportal-Experte Helge Payer analysiert die einzelnen Spiele:

 

RZ Pellets WAC - FK Austria Wien: 4:0

austria-wien

wolfsberger-acHelge Payer: „Der Sieg des WAC gegen Austria Wien ist überraschend hoch ausgefallen. Trotzdem möchte ich dieses Spiel nicht überbewerten. Denn der Spielverlauf war für die Austria alles andere als glücklich. Zum einen hat Vance Sikov schon in der sechsten Minute die rote Karte gesehen. Die Wiener haben gewusst, dass sie im ersten Saisonspiel gegen Grödig nicht gerade gut waren und dass der WAC eine gute Leistung gegen die Admira abgerufen hat. Nach der roten Karte war ihnen bewusst, dass sie gegen einen guten Gegner lange in Unterzahl spielen müssen – das war für die mentale Verfassung der Mannschaft nicht gerade optimal. Die Austria hat sich trotzdem nicht aufgeben. Aber immer, als sie ein bisschen besser ins Spiel gekommen ist, hat sie ein Gegentor kassiert. Damit möchte ich die Leistung der Wolfsberger aber nicht schmälern, sie haben in den vergangenen Monaten vieles richtig gemacht. Der WAC hat viele neue Spieler verpflichtet, viele Transfers sind aber schon im März/April festgestanden. Es handelt sich also um sehr durchdachte Wechsel. Im Spiel gegen die Austria haben die Wolfsberger spielerisch überzeugt. Sie sind kompakt gestanden und waren vor dem Tor sehr effizient. Ich denke, dass Wolfsberg in dieser Saison um die Europacup-Plätze spielen wird.“

 

SC Wiener Neustadt - FC Red Bull Salzburg: 0:5

red-bull-salzburg

sc-wiener-neustadtHelge Payer: „Die Salzburger haben gegen Wiener Neustadt ihr typisches Spiel durchgezogen: Sie haben aggressives Gegenpressing betrieben, schnell umgeschaltet und schön kombiniert. Durch das frühe Attackieren des ballführenden Spielers haben sie Wiener Neustadt zu vielen langen Bällen in die Spitze gezwungen, die meistens zu ungenau waren und daher keinen Abnehmer gefunden haben. Durch das starke Gegenpressing der Salzburger, hat Wiener Neustadt auch keine Spielkontrolle im Zentrum gehabt, weshalb auch kein Spielfluss entstanden ist. Die Mannschaft von Heimo Pfeifenberger hat gegen Salzburg sehr defensiv gespielt und über weite Strecken des Spiels mit einer tiefstehenden Fünferkette verteidigt. Trotzdem haben die Salzburger durch ihre Spielintelligenz, Passgenauigkeit und ihre abgestimmten Laufwege immer wieder Räume gefunden – auch als sie einen Mann weniger auf dem Spielfeld hatten. Wiener Neustadt ist einfach noch zu unerfahren, um aus einer nummerischen Überlegenheit gegen ein Topteam wie Salzburg Kapital zu schlagen. Ich glaube, dass Salzburg in dieser Saison nur schwer zu stoppen sein wird, am ehesten vielleicht noch von Rapid. Im Moment sind sie aber eine Klasse für sich.“

 

SK Rapid Wien - SV Josko Ried: 1:0

sv-ried

rapid-wienHelge Payer: „Ich habe ein passables bis gutes Spiel von Rapid gesehen. Rapid hat sich  von der 1:6-Niederlage gegen Salzburg überraschend schnell erholt. Ein Grund dafür war natürlich der 3:1-Sieg im Freundschaftsspiel gegen Galatasaray Istanbul. Dass Galatasaray mit einer B-Elf gespielt hat war völlig egal, ein Sieg gegen einen großen Klub gibt einem Spieler immer Selbstvertrauen. Das größte Manko im Spiel der Hütteldorfer gegen Ried war ihre Chancenauswertung: In der ersten Halbzeit ist etwa Louis Schaub alleine vor dem Tor der Rieder gestanden. In dieser Situation hätte er auf Robert Beric spielen müssen, der viel besser platziert war. In solchen Aktionen sollte sich Schaub ein Vorbild an Steffen Hofmann nehmen, der immer den bestplatzierten Spieler sucht. Man darf aber nicht vergessen, dass Louis Schaub noch ein sehr junger Spieler ist, der einen großen Druck verspürt die Nummer 10 zu tragen. Hier ist auch der Verein gefordert, um ihm die nötige Stütze zu geben. Für die schlechte Chancenauswertung von Rapid war auch Thomas Gebauer mitverantwortlich, der einige gute Paraden gehabt hat. Im Großen und Ganzen war Rapid aggressiver und spielerisch überlegen. Sie versuchten den Spielaufbau der Rieder früh zu stören. Ried hat auch zu ängstlich agiert und sich im Spiel nach vorne zu wenig zugetraut.“

 

SV Scholz Grödig - SK Sturm Graz: 2:1

sturm-graz

sv-groedigHelge Payer: „Dass Grödig dieses Spiel gewinnt und dann auch noch kurz vor Schluss ein Kontertor schießt, hätte ich nicht gedacht. Immerhin haben die Grödiger in den vergangenen elf Tagen vier Spiele absolviert. Es ist beeindruckend, wie leicht diese doch eher unerfahrene Mannschaft die Doppelbelastung weggesteckt hat. Das zeugt von körperlicher und mentaler Stärke. Trotzdem entspricht das Ergebnis nicht dem Spielverlauf. Sturm hat über weite Strecken der Partie das Spiel gemacht und sich einige gute Chancen erspielt. Die Grazer sind vor allem an der schlechten Chancenauswertung gescheitert. Dafür war zum einen Cican Stankovic verantwortlich. Der Grödig-Keeper hat seine Mannschaft durch einige gute Paraden im Spiel gehalten. Zum anderen haben die Grazer ihre Angriffe nicht konsequent genug zu Ende gespielt. Der letzte Pass fiel oft zu ungenau aus. Beide Mannschaften haben den Spielaufbau des Gegners früh gestört und die Räume dicht gemacht. Sturm hat auch seine Spielanlage verändert: In der vergangenen Saison haben die Grazer versucht in der Defensive kompakt zu stehen und vorwiegend durch Konter zum Erfolg zu kommen. Mittlerweile setzen sie auf Gegenpressing und kombinieren auch wieder etwas besser.“

 

Nähere Informationen zu Helge Payer: http://www.helgepayer.com

"No balls, no games" – Euer Helge.