SV Hohenzell: "Um die Statuten zu ändern, braucht man die richtigen Personen"

Der SV Hohenzell absolvierte eine solide Hinrunde und überwinterte in der 1. Klasse Mitte-West als Vierter im oberen Drittel der Tabelle. Die seit acht Spielen ungeschlagene Sickinger-Elf wollte im Frühjahr ihren guten Lauf fortsetzen, doch der ÖFB beendete in der vergangenen Woche vorzeitig die Saison. Trainer und Sportchef Werner Sickinger nahm sich für Ligaportal Zeit für ein Interview und beantwortete aktuell interessante Fragen.

 

Herr Sickinger, in der vergangenen Woche hat das ÖFB-Präsidium beschlossen, die Saison mit sofortiger Wirkung zu beenden und nicht zu werten. Können Sie diese Entscheidung nachvollziehen oder hätten Sie eine andere Option gewählt?

"Es war jedem klar, dass im Frühjahr nicht gespielt werden kann, demzufolge war der Abbruch der Meisterschaft abzusehen. Ich kann aber nicht nachvollziehen, warum die Saison komplett annulliert wurde. Denn mit diesem Beschluss wurde das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt und hat die Falschen belohnt bzw. bestraft. Rund 90 Prozent der Vereine, vielleicht sogar noch mehr, hätten sich eine Mitnahme der Punkte in die nächste Saison gewünscht. Meiner Meinung nach wäre diese Lösung in der aktuellen Situation  die einzig faire gewesen. Umso mehr kann ich nicht verstehen, warum die Verantwortlichen sich nicht für diese Option entschieden haben". 

Haben Sie das Gefühl, dass der OÖFV die Vereine in der ungemein schwierigen Situation begleitet und unterstützt, oder lässt der Verband die Klubs im Regen stehen?

"Ich kann nicht behaupten, dass wir im Regen stehen, weiß aber, dass niemand für die Vereine kämpft. Dabei wäre es aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten ein Kinderspiel, die Meinungen der Klubs zu erfahren bzw. Umfragen zu starten. In einer Zeit wie dieser, sollte man die Kräfte bündeln, doch schon vor der Corona-Krise gab es kein gemeinsames Miteinander".

Sind Sie der Meinung, dass die derzeitige Krise für den ÖFB der richtige Zeitpunkt wäre, seine Statuten zu durchforsten und sie der aktuellen Situation anzupassen – bzw. Strukturen zu ändern und realitätsnah zu gestalten?

"Das ist seit Jahren überfällig. Aber um Statuten zu ändern, braucht man die richtigen Personen. Ein Expertengremium, bestehend aus fußballaffinen und kompetenten Funktionären bzw. Trainern, müsste eine zeitgemäße, solide Grundlage erarbeiten, ehe Juristen das Arbeitspapier in Worte kleiden. Derzeit ist es eher umgekehrt, sind für die Statuten in erster Linie die Juristen zuständig".

Wann glauben Sie, darf das Training wieder aufgenommen werden bzw. wann wird wieder um Meisterschaftspunkte gekämpft?

"Wir alle hoffen, dass im Herbst die neue Saison startet. Doch nach der Aussage von Sportminister Kogler, wonach der Sport, wie wir ihn kennen, erst dann möglich ist, wenn gegen Corona ein Medikament oder Impfstoff gefunden wird, ist das Schlimmste zu befürchten. Es muss zunächst ein erster Schritt, in Form eines erlaubten Trainings, gesetzt werden. Mitte Mai werden die Schulen sukzessive geöffnet, demzufolge könnte man auch die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes, wenn auch in beschränktem Maß, erlauben. Doch bei der heutigen Ankündigung wurde über eine mögliche Öffnung der Sportplätze kein Wort erwähnt". 

Wird der Amateurfußball nach einer längeren Pause so sein, wie wir ihn kennen?

"Diese Frage ist schwer zu beantworten, da aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage große finanzielle Probleme zu erwarten sind. Umso länger die Pause dauert, desto mehr Vereine sind davon betroffen".

Wie ist die aktuelle Situation in ihrem Verein? Gibt es ein Trainingsprogramm, ist die Kaderplanung für die nächste Saison schon angelaufen bzw. gibt es bereits Veränderungen?

"Die Spieler befolgen einen Trainingsplan, der jede Woche erneuert bzw. aktualisiert wird. Die Kicker ziehen allesamt voll mit und sind topfit. Aber man merkt inzwischen, dass es zusehends zäher wird. Um den Spielern eine Perspektive zu geben, wär die Terminiserung des Meisterschaftsauftaktes sinnvoll. Ich hoffe, dass alle Spieler bleiben und erwarte demnach im Sommer keine großen Veränderungen".

 

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