Gallspach: Spielabbruch nach Handgreiflichkeiten

Emotionen und Leidenschaft gehören im Fußball einfach dazu. Sie sind das „Salz in der Suppe“ einer jeden Partie und auch unbedingt nötig, um die Akteure auf dem Platz über sich hinauswachsen zu lassen, beziehungsweise die Zuschauer in den Bann des Spieles zu ziehen. Was sich jedoch in der 2. Klasse Mitte-Ost, in der Begegnung SK Ford Danner Gallspach gegen Union Buchkirchen nach der 89. Minute auf dem  Rasen abspielte, hatte damit in keinster Weise etwas zu tun. Letztendlich wurde die Partie, nachdem es zu Handgreiflichkeiten zwischen den Spielern beider Mannschaften kam, beim Spielstand von 1:2 abgebrochen.

Bevor es soweit kam, wurde zunächst aber einmal Fußball gespielt. Die Gäste aus Buchkirchen wollten mit einem vollen Erfolg ihre Spitzenposition in der Liga verteidigen. Als stärkstes Team der Rückrunde und beste Auswärts-Mannschaft standen die Chancen gut, dieses Ziel auch zu erreichen. Aber auch der Gegner aus Gallspach präsentierte sich zuletzt in guter Verfassung, konnte man doch die letzten vier Begegnungen allesamt gewinnen. Gewürzt wurde diese Partie mit der Tatsache, dass Gallspachs Neo-Trainer Wolfgang Wagner vor wenigen Wochen noch die Mannschaft des Tabellenführers betreut hat.

Hausherren in Front
Die Anfangsphase im Spiel gestaltete sich zunächst ausgeglichen. In der neunten Minute konnte Murselj Dakaj die Hausherrn, nach einer Hereingabe von der linken Seite, unter Mithilfe der Buchkirchener Abwehr, mit einem schönen Schuss ins lange Eck in Führung bringen. Gallspach zeigte sich von dem frühen Treffer beflügelt und blieb gegen die zu favorisierenden Gäste stets gefährlich. Ein weiterer Treffer wollte in den ersten 45 Minuten aber nicht mehr gelingen.

Favorit gleicht aus
Die zweite Halbzeit stand dann aber zunächst ganz klar im Zeichen des Tabellenführers. In der 57. Minute gelang der Bräuer-Elf schließlich der Ausgleich. Nach einem Freistoß war die heimische Abwehr nicht auf ihrem Posten, was Buchkirchens Jürgen Domainko zum 1:1 nutzen konnte. Durch dieses Gegentor scheinbar wieder wachgerüttelt, fanden in der letzten halben Stunde auch die Gastgeber wieder zurück ins Spiel und konnten so vor allem im Konter immer wieder Gefahr erzeugen. Es entwickelte sich eine spannende Schlussphase.

Wilde Szenen nach Last-Minute-Tor
Als das Spiel auf die Zielgerade einbog und die Zuschauer im Gallspacher Waldstadion schon alle mit einer Punkteteilung rechneten, passierte die spielentscheidende Situation. Nach einem langen Pass, konnte abermals Buchkirchens Stürmer Domainko seinen Gegenspielern enteilen und  alleine auf Gallspachs Tormann Pascal Keinrath zulaufen, welchen er zum 1:2 in der vorletzten Spielminute überwinden konnte. Die Hausherren wollten aber bereits vor dem langen Zuspiel ein Handspiel gesehen haben und stellten daher, auf den Pfiff wartend, bereits vorzeitig ab, was sich letztendlich mit einem Gegentreffer rächen sollte. Dieses für Buchkirchen so wichtige Tor bezüglich des angestrebten Meisterschaftsgewinnes wurde von den Spielern im Anschluss auch dementsprechend gefeiert. Mitten in diesem Jubelreigen hinein kam es aber zu einer folgenschweren Auseinandersetzung zwischen Gallspachs Beniamin Chiorean und Buchkirchens Amir Kljajic an der Mittelauflage. Als die restlichen Spieler auf dieses Handgemenge aufmerksam wurden, kam es zu einer Rudelbildung, welcher Schiedsrichter Spießberger nicht mehr Herr wurde. Betreuer und Funktionäre beider Mannschaften versuchten schließlich die aufgebrachten Akteure voneinander zu trennen, was nach rund fünf Minuten auch gelingen sollte. Das Spiel wurde vom Unparteiischen dennoch nicht wieder angepfiffen. Die einzige Rote Karte im Anschluss an dieses heillose Durcheinander erhielt übrigens Kljajic, welchen der Referee scheinbar als Übeltäter für diese Misere identifiziert hatte. Für den 19-jährigen Chiorean endete dieser Zwischenfall übrigens im Krankenhaus, mit Schmerzen im Bereich des Kiefers und der Zähne.  

Wer sich jetzt aber als Erster etwas zu Schulden kommen ließ und was sich im Anschluss daran abspielte, dabei gehen die Meinungen von beiden Vereinen deutlich auseinander. Um den nicht anwesenden Fußballinteressierten einen bestmöglichen Überblick über die verschiedenen Standpunkte zu verschaffen, hier nun die Stimmen zum Spiel:

Erwin Wageneder (Sektionsleiter des SK Gallspach): „Bereits in der ersten Halbzeit wurde von Buchkirchen immer wieder mit versteckten Fouls gearbeitet. Im zweiten Durchgang lud sich das Spiel weiter auf, was dazu führte, dass der Schiedsrichter zunehmend die Kontrolle über das Geschehen verlor. Er hätte ohnedies die ganze Sache verhindern können, hätte er vor dem 1:2 bereits auf Hand entschieden. Unserer Ansicht nach kam es zur Eskalation nachdem Kljajic - der in unserer Liga mit seinem Bruder bezüglich solcher Vorfälle kein Unbekannter ist - gegenüber Chiorean handgreiflich wurde. Letztendlich ging dies soweit, dass der Buchkirchener auf unserem Jungendspieler lag und diesen würgte. Daraufhin entstand der Tumult, in dem jeder seine Leute schützen wollte. Von unserer Seite lag kein Versagen des Ordnerdienstes vor. Anders als in gewissen Printmedien berichtet, befanden sich auch nicht 30 Zuschauer auf dem Spielfeld, sondern lediglich Betreuer und Funktionäre von beiden Vereinen, die versuchten das Durcheinander zu ordnen. Es sei hier angemerkt, dass mich diese Falschmeldungen auch sehr ärgern, da hier einfach nur aufgrund von Sensationslust die ganze Sache noch zusätzlich aufgebauscht wird."

Franz Bräuer (Trainer der Union Buchkirchen): „Das Spiel war bis zur besagten Szene sicherlich emotional, aber keinesfalls gehässig. Kljajic hat mir die Situation so geschildert, dass er zunächst einen Ellbogencheck abbekommen hatte, worauf er sich zur Wehr setzte. Im Anschluss gingen die Emotionen hoch und es kam es zu einer Rudelbildung im Mittelkreis. Danach spielten sich unschöne Szenen ab, wobei auf einen meiner Spieler, welcher am Boden lag, sogar noch mit den Füßen getreten wurde. Vom Ordnerdienst der Gäste bin ich schwer enttäuscht. Anstelle die Konfliktparteien auseinander zubringen, provozierte dieser zusätzlich noch meine Spieler. Der Referee war mit den Geschehnissen komplett überfordert. Er hätte meines Erachtens nach, die Partie auch wieder anpfeifen können, um die letzte Minute noch über die Bühne zu bringen. Falls dieses Begegnung mit einem 0:0 ohne Punkte oder einem 3:0 gegen uns strafverifiziert werden sollte, werde ich die Sache sicherlich nicht auf mir sitzen lassen, könnte uns doch so, die Chance auf dem Titel auf dem grünen Tisch gestohlen werden. Scheinbar hat der Unparteiische Kljajic als Auslöser des Ganzen im Spielbericht festgehalten, was mich natürlich zu der Frage führt: Warum sollte sich ein Spieler von uns zu einer Tätlichkeit hinreißen lassen, wenn wir soeben das 2:1 in allerletzter Minute erzielt haben? Diese Frage sollte mir jemand beantworten.“

Beide Vereine waren sich zumindest darüber einig, dass solche Szenen auf dem Fussballplatz nichts verloren hätten und der ganze Vorfall mehr als ärgerlich sei. Trotz des Spielabbruchs bleibt die Union Buchkirchen vorerst Tabellenführer und steht zudem als Aufsteiger (fast) fest.


Michael Obrecht

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