Ein Unglück kommt selten allein – Die kuriose Geschichte wie ein kaputter Schuh der Union Mühlbach drei Punkte kostete

FC Stahl Linz
Union Mühlbach

Kommt ein Spieler, der aus welchen Gründen auch immer nicht am offiziellen Spielbericht aufscheint, bei einem Pflichtspiel dennoch zum Einsatz, so zeigt sich der OÖ-Fußballverband in der Regel ungnädig bzw. konsequent, indem er die Begegnung mit 0:3 zu Lasten jenes Teams, das den Eingabefehler begangen hat, strafverifiziert. So geschehen etwa nach dem Duell zwischen dem FC Stahl Linz und der Union Mühlbach in der 21. Runde der 2. Klasse Mitte presented by HDI. Die Mühlbacher, die sich zu diesem Zeitpunkt noch berechtigte Hoffnungen auf einen Aufstiegsplatz gemacht hatten, schickten in der 82. Minute beim Zwischenstand von 1:1 für Patrick Leonhardsberger, dessen Schuhwerk im Begriff war sich aufzulösen, kurzerhand Gerhard Busch aufs Feld. Dumm aus Sicht der Gäste, die fünf Minuten später tatsächlich noch den vermeintlichen Siegtreffer erzielen sollten, war nur, dass der eigentliche Ersatztorhüter nicht am offiziellen Spielertableau festgehalten worden war. Die kuriosen Umstände, die schlussendlich zu diesem verhängnisvollen Formalfehler führten, erfahren sie hier:

 

Unverhoffter Einsatz

In der 21. Runde gastierte die Union Mühlbach beim FC Stahl Linz. Nachdem die Gäste zuvor gegen die Union Babenberg überraschenderweise zwei Punkte liegen gelassen hatten, waren sie im Spiel gegen den Liganeuling im Prinzip zum Siegen verdammt, wollte man nicht die beiden anderen Konkurrenten, Union Edelweiß 1b und die ASKÖ Dionysen, im Rennen um den Relegationsplatz endgültig aus den Augen verlieren. Das zweite Aufeinandertreffen mit der Kettl-Elf verlief für die Mühlbacher vorerst aber alles andere als wunschgemäß, lag man doch nach einem Treffer von FC Stahl-Torjäger Husein Hodzic bis kurz vor der Pause mit 0:1 zurück, ehe Tobias Pinter in der 43. Minute der wichtige Ausgleichstreffer gelang. Beim Spielstand von 1:1 sollte es dann auch bis unmittelbar vor dem Abpfiff bleiben und das obwohl die Voestler, nach einer Gelb-Roten Karten gegen Jozef Klokocik, die letzte halbe Stunde in Unterzahl bestreiten mussten. Union Mühlbachs Trainer Mario Sipura versuchte auf den drohenden Punkteverlust, der wohl das endgültige Aus im Kampf um den Vizemeistertitel bedeutet hätte, zu reagieren und brachte mit Julian Engelsberger in der 71. Minute eine weitere Offensivkraft. Als dann auch noch kurz vor dem Ablauf der regulären Spielzeit Patrick Leonhardsberger mit seinem ramponierten Schuhwerk zu kämpfen hatte, warf man bei der Union Mühlbach einfach kurzerhand Reservekeeper Gerhard Busch, der überhaupt nur im Kader stand, weil mit Benjamin Skall einer der beiden eigentlichen Stammtorhüter schulisch verhindert war, in die Schlacht. Busch schien auf dem offiziellen Spielbericht jedoch nicht auf. Nur wenige Augenblicke nachdem der eben erwähnte Tausch stattgefunden hatte, glückte den Mühlbachern durch Juro Petrusic schließlich doch noch der vermeintliche Siegtreffer.

Verkettung unglücklicher Umstände

Die Unregelmäßigkeiten hinsichtlich des eingewechselten Ersatzspielers wurden letztlich von Schiedsrichterin Mag. Katharina Wöckinger auch in ihrem Bericht an den OÖ-Fußballverband festgehalten: „In Minute 82 wurde bei Mühlbach Gerhard Busch eingewechselt, der zwar eine gültige Spielercard besitzt, jedoch nicht am Spielbericht stand. Ausgewechselt wurde die Nummer 9, Patrick Leonhardsberger. Da meine Spielnotizkarte aufgrund des sinnflutartigen Regens bereits völlig durchnässt und verwischt war, las ich auf der falschen Seite (dh. bei Stahl Linz) „ET“ und schrieb mir den Wechsel und die neue Nummer an dieser Stelle auf. Deswegen bemerkte ich erst nach dem Abpfiff beim Eingeben des Spielberichts, dass auf Seiten der Union Mühlbach überhaupt kein Ersatztorhüter normiert war.“ Laut Mühlbachs Sektionsleiter Wolfgang Leonhardsberger kam die fehlerhafte Eingabe, für die er verantwortlich war, aufgrund von anhaltenden Problemen mit der Internetverbindung zustande: „Ich musste unsere Aufstellung immer wieder von Neuem eingeben, weil der Computer beim Abspeichern dieser, immer wieder abstürzte. Als es dann beim vierten Mal endlich klappte, habe ich allem Anschein nach wohl auf unseren Ersatztorhüter vergessen.“ Die Schwierigkeiten hinsichtlich des Erstellen des Spielberichts bestätigten im Nachhinein sowohl die Unparteiische Mag. Wöckinger, als auch FC Stahl-Obmann Manfred Wolfsegger. Letztgenannter betonte aber, dass schlussendlich jede Mannschaft für ihre Eingabe selbst verantwortlich sei, so habe er die Aufstellung seines Teams aufgrund der vorherigen Schwierigkeiten, extra nochmals eine Viertelstunde vor Spielbeginn kontrolliert. Auch die Mühlbacher hätten genügend Zeit gehabt, ihre Daten zu überprüfen. Ein kurioses Detail am Rande in dieser ganzen Misere ist zudem, dass der Formalfehler beinahe noch rechtzeitig behoben worden wäre. So erkundigte man sich auf Seiten der Union Mühlbach noch vor Beginn der Partie, ob es überhaupt möglich sei, dass der Ersatztorhüter, als normaler Feldspieler eingewechselt werden kann und wenn ja, ob dann im System noch eine andere Nummer eingetragen werden müsste. Referee Wöckinger bestätigte nach eigener Aussage den Gästen diese Möglichkeit. „Als wir dann die Schiedsrichterin daraufhin gefragt haben, ob wir denn nun eine andere Nummer im Spielbericht festhalten müssten, meinte sie dazu, dass dies nicht nötig sei. Hätten wir eine neue Rückennummer hingegen versucht einzugeben, dann wäre uns rechtzeitig aufgefallen, dass Gerhard Busch gar nicht in der offiziellen Aufstellung aufscheint.“, so Mühlbachs Sektionsleiter Wolfgang Leonhardsberger.

Demokratische Entscheidung

Nach dem Bekanntwerden des Fehlers beschlossen die Voestler in Person von Trainer Ernst Kettl und Obmann Manfred Wolfsegger zunächst offenbar keinen Einspruch zu erheben. Erst nach einer demokratischen Abstimmung, an welcher der Großteil der Spieler und Funktionäre teilgenommen hatte, entschied sich die überwiegende Mehrheit für das Einlegen eines Protestes. Dem Rechtsmittel des Liganeulings wurde von Seiten des Verbandes nun Mitte der vergangenen Woche wenig überraschend auch stattgegeben. Durch den unglücklichen Formalfehler auf Seiten der Union Mühlbach wurde die Partie schlussendlich mit einem 3:0 für den FC Stahl strafbeglaubigt.

KommR Ernst Kettl (Trainer des FC Stahl Linz):

„Zunächst möchte ich erst einmal ein paar kurze Worte zum eigentlichen Spiel verlieren. So haben wir gegen die Mühlbacher sehr gut angefangen und hätten eigentlich zur Halbzeit mit 2:0 führen müssen. Leider haben wir dann noch vor dem Pausenpfiff durch einen schweren Abwehrfehler den Ausgleich kassiert. Die zweite Hälfte war dann aus meiner Sicht die kämpferisch beste, die meine Mannschaft bis dato in dieser Saison gespielt hat. Dementsprechend hätten wir uns zumindest einen Punkt wirklich verdient gehabt. Leider Gottes hat uns dann, wie schon zuletzt des Öfteren, eine Schiedsrichterfehlentscheidung, um die verdienten Früchte unserer Arbeit gebracht. So erkannte die bis dahin wirklich sehr gute Unparteiische Frau Mag. Wöckinger ein ganz klares Abseitstor, nach Rücksprache mit dem Mühlbacher Schiedsrichterassistenten, fälschlicherweise an.

Als die Unstimmigkeiten hinsichtlich des letzten Mühlbacher Wechsels im Anschluss an die Partie ans Licht gekommen sind, habe ich, sowie auch unser Obmann im ersten Moment einen Protest erst einmal abgelehnt, zum einen weil wir der Meinung waren, dass die dadurch entstehenden Streitigkeiten es nicht wert wären, zum anderen weil mir persönlich die Union Mühlbach aus sportlicher Sicht sehr leid getan hat. Die Schiedsrichterin hatte das Vergehen aber ohnehin bereits in ihrem Bericht festgehalten, weshalb der Formalfehler so oder so vom Verband aufgegriffen worden wäre. Wir haben uns die Entscheidung schließlich doch nicht auf den Protest zu verzichten, wirklich nicht leicht gemacht und sogar im Vorfeld noch erfahrene Bundesliga- und Regionalligaschiedsrichter kontaktiert, die uns alle ebenfalls zu diesem Schritt geraten haben. Die entsprechenden Verbandsstatuten bestehen schließlich nicht grundlos, so soll dadurch eine Wettbewerbsverzerrung verhindert werden. Am Abend fiel dann die endgültige Entscheidung in einer internen Abstimmung, in der auch die Spieler miteinbezogen wurden. Ausschlaggebend dass das Wahlergebnis letztlich klar zugunsten einer Beanstandung der Wertung des Spieles ausfiel, war sicherlich zum einen das unrechtmäßige Abseitstor, das nicht hätte zählen dürfen, zum anderen gewisse unangemessene Äußerungen von so manchem Mühlbacher hinsichtlich unserer ausländischen Spieler und unseres Vereins im Allgemeinen, die uns im Nachhinein zu Ohren gekommen sind. Dass wir bereits in unserem ersten Jahr in eine solch unnötige Geschichte hineingezogen wurden, ärgert mich. Ich kann aber nur betonen, dass der Fehler einerseits nicht bei uns gelegen ist, andererseits die Sache sowieso behandelt worden wäre. Wäre zudem die Sachlage bei vertauschten Rollen gleich gewesen, hätte unser Gegner wohl auch nicht gezögert einen Protest einzulegen. Ich kann letztlich nur noch einmal wiederholen, dass es mir aus sportlicher Sicht für die Mühlbacher sehr leid tut, aus rein rechtlicher Sicht geht die Strafverifizierung aber absolut in Ordnung, auch weil in solchen Fällen etwa kein Wiederholungsspiel vorgesehen ist. Für mich ist es einfach wichtig, dass alles ehrlich fair und korrekt abläuft.“

Mario Sipura (Trainer der Union Mühlbach):

„Bei dieser Strafverifizierung ist letztlich wirklich alles zusammengekommen, was hätte zusammenkommen können. So stürzte zunächst der PC bei der Eingabe mehrfach ab, dann erkundigen wir uns sogar noch extra im Vorfeld ob wir den Ersatztorhüter als Feldspieler spielen lassen können und ob wir ihm eine neue Nummer zuteilen müssen und zu guter Letzt reißt Patrick Leonhardsberger auch noch sein Schuh auf, weshalb ich zu einem Wechsel gezwungen war, den ich ansonsten nie und nimmer vorgenommen hätte. Für die Mannschaft war die Strafverifizierung zweifellos ein echter Keulenschlag, den man auch bei der darauffolgenden 1:3-Niederlage gegen St. Martin noch gemerkt hat. Jetzt wo das Ergebnis bereits vom Verband korrigiert wurde, gibt es wohl kein Zurück mehr. Letztendlich müssen wir aus diesem unglücklichen Vorfall lernen und das nächste Mal bei Problemen mit dem Internet den Spielbericht einfach handschriftlich ausfüllen.“

Wolfgang Leonhardsberger (Sektionsleiter der Union Mühlbach):

„Während es für den FC Stahl bereits um nichts mehr ging, hätte uns dieser Sieg weiterhin im Kampf um den Relegationsplatz gehalten. Wenn für die Voestler vielleicht selbst noch etwas auf dem Spiel gestanden wäre, dann hätte ich ihren Protest ja noch verstanden, so aber kann ich die Handlungen der Linzer ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen. Hinzu kommt, dass anders als der FC Stahl dies etwa auch bei seinem Schreiben an dem Verband ober auf seiner Homepage behauptet, der Wechsel rein gar nichts mit dem Ausgang der Begegnung zu tun hatte. Gerhard Busch war sicherlich nicht der entscheidende Faktor, warum wir das Spiel letztlich doch noch mit 2:1 gewinnen konnten. Die Verantwortlichen des FC Stahl haben mir beim Aufkommen des Fehlers nach Spielende noch versprochen keinen Protest einzulegen. Demzufolge bin ich ehrlich gesagt tief von den Voestlern enttäuscht, von Handschlag-Qualität kann auf alle Fälle keine Rede sein. Schlussendlich hoffe ich in dieser Causa einfach auch auf eine gewisse Fairness, auch weil bestimmte Anschuldigungen uns gegenüber nicht der Wahrheit entsprechen. So gab es etwa von unserer Seite keine Beschimpfungen gegenüber den Linzern. Der Einzige, der im Nachhinein kritisiert wurde, war der Schiedsrichter des Reservespieles, dessen Auftritt ehrlich gesagt untragbar war. Auch der beanstandete Treffer zum 2:1 war aus meiner Sicht völlig korrekt. Bei unserer Mannschaft habe ich mich nichtsdestotrotz bereits für meinen Fehler entschuldigt.“

 

 

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