Rudelbildung in Grünburg - Spielabbruch im Waldstadion

Nicht nur beim Wiener Derby zeigte der Fußballsport am Sonntagnachmittag sein hässlichstes Gesicht. Auch beim Spiel Union Grünburg-Steinbach gegen ESV Intersport Wels in der 2. Klasse Süd-Ost musste die Partie in der 89. Minute abgebrochen werden, nachdem einige Welser Spieler und deren Fans völlig die Fassung verloren und eine wilde Rauferei mitten auf dem Feld anzettelten. Eine weitere, völlig unglaubliche Aktion der Welser Mannschaft, welche nicht zum ersten Mal wegen ihrer Disziplinlosigkeit und Eskapaden auf dem Rasen auf sich aufmerksam macht.

Grünburg wollte Revanche
Auf Wiedergutmachung standen die Zeichen im Grünburger Waldstadion, unterlag doch die Union im Hinspiel dem ESV Wels mit 1:4. Die Rahmenbedingungen waren gegeben, da die Steyrtaler bereits seit dem vierten Spieltag im September zu Hause ohne Niederlage waren und in der gesamten Rückserie den Platz erst einmal als Verlierer verließen mussten. Aufgrund des Fehlens der Stammkräfte Katzengruber (Urlaub) und Deutsch (beruflich im Ausland), musste Coach Peter Öhlinger seine Elf zwangsläufig umstellen. Dafür kehrte das zuletzt rotgesperrte Grünburger Urgestein Franz Kienauer in die Startelf zurück.

Zu Beginn war allerdings wenig von den guten Vorsätzen der Hausherren zu sehen. Bei 28 Grad Außentemperatur übernahmen die spielerisch gut aufgelegten Welser vom Anpfiff an das Kommando und kamen vor allem durch Standards und kleineren Abwehrfehlern der Grünburger zu guten Gelegenheiten. Nach 20 Minuten bekam die Öhlinger-Elf, angetrieben durch den an diesem Tag glänzend aufgelegten Kienauer, die Partie immer besser in den Griff. Immer wieder tankte sich Flügelspieler Thomas Farthofer auf der rechten Außenbahn durch und schlug gefährliche Flanken zur Mitte. In Minute 30 fand eine dieser Hereingaben in Routinier Kienauer auch einen Abnehmer, dessen Kopfball ging jedoch knapp am Tor vorbei. Die Welser hatten in dieser Phase wenig entgegenzusetzen. Kurz vor der Pause kamen die Heimischen erneut über die starke rechte Seite an den Strafraum - Topscorer Meier kam an den Ball, doch seinen satten Schuss konnte der Welser Schlussmann bravourös parieren.

Doppelschlag in Hälfte zwei

Nach dem Pausentee knüpften die Grünburger nahtlos an die letzten Minuten der ersten Halbzeit an und hatten das Spiel und den Gegner fest im Griff. Die Welser kombinierten zwar immer wieder gefällig nach vorne, im Abschluss allerdings waren sie an diesem Tag zu harmlos. Der verdiente Führungstreffer für Grünburg fiel dann in der 63. Minute: Einen zu kurz abgespielten Ball eines Welser Verteidigers übernimmt Kapitän Roman Frech gedankenschnell und überhebt den zu weit aufgerückten Tormann Peter Penzenstadler zum 1:0. Grünburg verwaltete danach geschickt den Vorsprung und kam immer wieder zu gefährlichen Kontern. In der 75. Spielminute konnte die Heim-Mannschaft das 2:0 erzielen. Eine Kopfballvorlage von Rainer Sergl nimmt Torjäger Alexander Meier an der Strafraumgrenze direkt mit der Brust mit und hämmert den Ball unhaltbar per Dropkick zur vermeintlichen Entscheidung in die Maschen.

Eskalation in Minute 89
Als in Minute 89 bereits alle auf den Schlusspfiff warten überschlugen sich plötzlich die Ereignisse. Die Grünburger Hintermannschaft verschläft einen Befreiungsschlag, plötzlich taucht der Welser Patrick Fuchsberger alleine vor Tormann Radim Antl auf und verkürzt auf 2:1. Der ESV Wels versuchte nun mit teils übertriebener Härte doch noch einen Punkt zu retten. Danach ein Duell, welches Schiedsrichter Dickinger abpfiff. Genau in diesem Moment wurde hinter dem Rücken des Referees der Grünburger Thomas Farthofer durch einen groben Faustschlag der Welser Nummer elf, Ivo Petrusic, niedergestreckt. Rund um den Welser Übeltäter bildete sich sofort eine Traube wild gestikulierender Spieler. Als Grünburgs Trainer Öhlinger auf den Platz geht um Farthofer zu betreuen, wird auch dieser von Petrusic zu Boden geschleudert. Danach brachen alle Dämme. Sämtliche Ersatzspieler und Funktionäre beider Vereine stürmten auf den Platz. Letztendlich wurde der Ordnerdienst Herr über die Lage. Obwohl die reguläre Spielzeit längst abgelaufen war, und beide Mannschaften auf ein weiterführen der Partie drängten, folgte seitens des Schiedsrichters nicht der Abpfiff sondern der Abbruch.

Entscheidung fällt am grünen Tisch
Anstatt hochverdienter drei Punkte muss man nun im Steyrtal auf die Entscheidung der OÖFV-Granden warten. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass der Welser Übeltäter eine saftige Strafe aufgebrummt bekommt, denn solche "Spieler" haben auf den Fußballanlagen nichts verloren und sind vor allem für den Nachwuchs Abschreckung, anstatt Vorbild.

Siegfried Dickinger (Schiedsrichter): „Ich habe auf einer Seite ein Foulspiel mit einer Gelben Karte geahndet, als ich noch Nummern aufschrieb, wurde es hinter mir plötzlich laut und ich drehte mich um. Da sah ich einen Spieler von Grünburg, der auf dem Boden lag. Nach wenigen Sekunden waren alle Spieler auf dem Feld und es begann eine wahre Rauferei. Der Ordnerdienst hat gut gearbeitet, doch nach diesen Szenen war mir sofort klar, dass ich die Partie abbreche. Nach dem Abbruch wurde der Welser Spieler ausgeforscht, der den Grünburger niederstreckte. Der Name des Schuldigen wurde mir danach in der Kabine des ESV Wels durch deren Obmann auch offiziell bestätigt. Ich werde genau das in meinen Bericht an den Fußballverband schreiben, damit ist das Kapitel für mich beendet. Die Offiziellen müssen nun entscheiden, aber wahrscheinlich wird es eine Strafe für den Welser Spieler geben.“

Helmut Mierl (Obmann (ESV Wels): "Fakt ist, dass die Aktion von Ivo Petrusic, die der Auslöser des Tumultes war, nicht zu entschuldigen ist. Ivo Petrusic ist zwar ein sehr guter Fußballer, doch mit Leuten, die ein derartiges Fehlverhalten an den Tag legen, wollen wir künftig nichts mehr zu tun haben. Ich möchte betonen, dass nach dem traurigen Vorfall zunächst sämtliche Betreuer und Ersatzspieler der Grünburger auf das Spielfeld gelaufen sind, um ihren Spieler zu beschützen. Erst danach sind Trainer Nikolaj Radlev und ich, sowie drei, vier andere Personen unseres Vereins ebenfalls auf den Platz gegangen. Meiner Ansicht nach, hat der Ordnerdienst nicht funktioniert, habe ich auch nur drei Leute mit einer "Ordnerschleife" gesehen. Noch einmal, der Ausraster von Petrusic ist zu verurteilen, ich wehre mich jedoch entschieden dagegen, den ESV Wels als alleinigen Verursacher des anschließenden Tumultes hinzustellen." 


Alex Meier / Peter Deutsch

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