Union Ansfelden: "Auch ein Sportverein kann die Planungen bzw. Maßnahmen erst im Nachhinein beurteilen"

Die Union Humer Ansfelden kam holprig durch den Herbst, sammelte in der Hinrunde der Bezirksliga Ost lediglich elf Punkte und überwintert als Zwölfter am Relegationsplatz. In Ansfelden wurde der Kader im Winter verstärkt, weshalb die Union der zweiten Meisterschaftshäfte zuversichtlich entgegensah, aufgrund der Corona-Kriste ist aber auch die Krahofer-Elf derzeit nur im Home Office tätig. Sportchef Mario Farthofer nahm sich für Ligaportal Zeit für ein Interview und beantwortete aktuell interessante Fragen.

 

Herr Farthofer, wie beurteilen Sie die aktuelle Situation aus gesundheitlicher Sicht?

"In der aktuellen Situation geht es einzig und alleine darum, andere Menschen und auch sich selbst zu schützen. Auch der Fußball muss seinen Teil dazu beitragen und die sozialen Kontakte beschränken".

Sind die von der Regierung gesetzten Maßnahmen gerechtfertigt bzw. finden bei Ihnen auch jene Experten Gehör, die einen moderateren Weg eingeschlagen hätten, behaupten, dass die getroffenen Maßnahmen nicht der Verhältnismäßigkeit entsprechen und befürchten, dass die Kollateralschäden bzw. die Folgen der Krise künftig mehr Opfer fordern wird als das Virus?

"Als Laie kann ich das Ausmaß bzw. die Tragweite nicht wirklich abschätzen. Die Entscheidungsträger hingegen stützen sich auf Daten und Fakten, haben daraus die Schlüsse gezogen und entsprechende Maßnahmen gesetzt. Ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, werden wir erst nach der Krise wissen. Bei einem Sportverein ist es ähnlich. Die Verantwortlichen planen eine Saison und erarbeiten eine Strategie, können die Planungen bzw. Maßnahmen aber erst im Nachhinein beurteilen".

Wie lange wird die Krise dauern bzw. wie sieht die Welt 2021 und in den darauffolgenden Jahren aus?

"Ich gehe davon aus, dass zum Beispiel die Ausgangssperre bis Mitte Mai aufrechtbleibt und somit die Krise noch eine Zeitlang dauert. Einige Dinge, die neu für uns sind, werden uns vermutlich erhalten bleiben. Zudem ist zu befürchten, dass wir künftig mit großen wirtschaflichen Problemen zu kämpfen haben. Irgendwann wir die Frage gestellt, ob richtig gehandelt wurde bzw. ob der Preis vielleicht zu hoch war".

In der aktuellen Situation kann man erkennen, dass aufgrund der Vielzahl an kommunikativen Möglichkeiten es relativ einfach ist, die Menschen – mit positiven oder negativen Ideen bzw. Maßnahmen – gezielt in eine Richtung zu steuern. Ist die die totale Digitalisierung Fluch oder Segen?

"Grundsätzlich ist die Digitalisierung ein großer Vorteil, vor allem aus ökonomischer und sozialer Sicht. Aber viele Menschen tun sich schwer, die Realität von der Fehlinformation zu unterscheiden. Jeder Einzelne muss vorsichtig sein und darf nicht alles glauben, was kommuniziert wird. Auch mir bereitet der Gedanke, dass die Fülle an Möglichkeiten zu einem negativen Zweck genutzt werden kann, Sorgen."

Zum Sportlichen! Kann im Amateurbereich der Trainings- und Spielbetrieb im Frühjahr wieder aufgenommen werden bzw. wann glauben Sie, wird der Ball wieder rollen?

"Ich denke, dass man die aktuelle Saison abbrechen und frühestens im Herbst eine neue starten sollte".

Wie ist Ihre Meinung zu folgenden möglichen Szenarien?

- Ordnungsgemäße Fortsetzung bzw. das Ende der Saison im Sommer, Herbst oder nächsten Frühjahr?
  "Das ist ein möglicher Zugang, zumal viele Vereine gewissenhaft geplant und auch investiert haben. Ich persönlich glaube aber nicht daran, dass die Meisterschaft zu einem späteren Zeitpunkt beendet wird". 

- Umstieg auf eine Saison nach dem Kalenderjahr?
  "Meine Begeisterung darüber hält sich in Grenzen, da ich keinen echten Vorteil erkennen kann. Aber sollte diesbezüglich Bedarf bestehen, muss ohnehin der ÖFB darüber entscheiden".

- Entscheidung der Auf- und Abstiegsfrage in Form von Play Offs. Die Ligen werden geteilt, die Mannschaften im jeweiligen Play Off nehmen die Ergebnisse aus den direkten Duellen vom Herbst mit und und bestreiten nun die Rückspiele?
  "Jede sportliche Lösung ist zu begrüßen. Play Offs sind eine gute Möglichkeit und zudem in relativ kurzer Zeit abzuwickeln. Über den genauen Modus müsste man sich aber intensiv unterhalten".

- Wertung nach dem aktuellen Tabellenstand, aber was geschieht mit den vorgesehenen Relegationsspielen?
  "Die Tabelle kann sich in der Rückrunde erheblich verändern, deshalb hat die aktuelle keine Aussagekraft. Darum ist diese Option nicht wirklich eine".

- Die Herbstmeister steigen auf, es gibt jedoch keine Absteiger. In diesem Fall müssen die Ligen aufgestockt werden?
  "Wird keine sportliche Lösung gefunden, ist diese Variante eine Überlegeung wert".

- Komplette Annullierung der Saison?
  "Diese Option ist vermutlich die wahrscheinlichste und käme auch unserem Verein entgegen, wenngleich wir uns auf einen sportlich fairen Kampf um den Klassenerhalt eingestellt hatten".

- Annullierung der Meisterschaft, die individuellen Leistungen der Mannschaften werden aber nicht gelöscht, die Teams nehmen die im Herbst gesammelten Punkte in die nächste Saison mit?
  "Das ist eine tolle Idee und quasi die ideale Mischung aus Annullierung und Wertung. Mit dieser Entscheidung hätten alle Vereine die Chance, die nach der Hinrunde gesetzten Ziele in der nächsten Saison zu erreichen. Über das Punktekonto kann man unter Umständen diskutieren und die Zähler vielleicht halbieren".

Werden Amateur-Vereine die Krise nicht überstehen bzw. wird die Anzahl der Spielgemeinschaften steigen?

"Die Union Ansfelden hat keine existenziellen Probleme zu befürchten, einige Klubs werden aber in eine finanzielle Schieflage geraten. Viele Vereine haben mit hohen Kosten und fehlenden Funktionären zu kämpfen, weshalb den Spielgemeinschaften die Zukunft gehört. Im Nachwuchs wird diese Form seit einigen Jahren gewählt, künftig werden Vereine vermutlich auch im Kampfmannschaftsbereich vermehrt zusammenarbeiten". 

Finden Sie es richtig, dass die Profiligen die Meisterschaft aus rein finanziellen Gründen - mit Geisterspielen - fortsetzen wollen bzw. sollten die Klubs vielleicht einen Schritt zurückmachen und der Fußball zu seinen Wurzeln zurückkehren?

"Zum einen sind Geisterspiele nicht anzuschauen, und zum anderen müssen Profivereine ebenso sorgfältig wirtschaften, wie normale Betriebe. Diese Krise ist auch die Chance, zum Beispiel die Abslösesummen und Gehälter auf ein erträgliches Maß zu senken".

 

Zugänge:
Volkan Gencer (SV Krenglbach)
Sercan Serbest (Union Michaelnbach)
Markus Peceny (ATSV St. Martin/Traun)
Raphael Breuer (nach Auslandsstudium)

Abgänge:
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Transferliste OÖ Bezirksliga Ost

Testspiele:
3:1 gegen SPG Allhaming/Weißkirchen Juniors (BLS)
5:0 gegen Union St. Marien (1O)
3:2 gegen Union Haid (1M)
2:2 gegen Union Altenberg (BLN)
4:4 gegen SV Steyregg (1M)
1:5 gegen Union Schlierbach (BLS)

Testspiele OÖ Bezirksliga Ost

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