ATSV Ranshofen: "Der Fußball muss wieder ehrlich werden"

In der ungemein spannenden und ausgeglichen Bezirksliga West hatte der WSV-ATSV Ranshofen am Ende der Hinrunde die Nase knapp vorne und feierte den Herbstmeistertitel. Obwohl die Floß-Elf die Rückkehr in die Landesliga aus finanziellen Gründen nicht anstrebt, wollten die Ranshofener auch im Frühjahr einer gute Rolle spielen, aufgrund der Corona-Krise musste aber auch der Ligaprimius den Spielbetrieb einstellen. Präsident Thomas Fellner nahm sich für Ligaportal Zeit für ein Interview und beantwortete aktuell interessante Fragen.

 

Herr Fellner, wie beurteilen Sie die aktuelle Situation bzw. wie lange wird die Krise dauern?

"Ich denke, dass wir die Krise im Sommer überstanden haben, dann aber mit einer neuer Normalität leben müssen".

In der aktuellen Situation kann man erkennen, dass aufgrund der Vielzahl an kommunikativen Möglichkeiten es relativ einfach ist, die Menschen – mit positiven oder negativen Ideen bzw. Maßnahmen – gezielt in eine Richtung zu steuern. Ist die die totale Digitalisierung Fluch oder Segen?

"Auch ich mache mir darüber seit geraumer Zeit ernsthafte Gedanken und muss gestehen, dass die starke Beeinflussung der Menschen bzw. die zum Teil fehlende Meinungsfreiheit mir Sorgen bereitet".

Kann im Amateurbereich der Trainings- und Spielbetrieb im Frühjahr wieder aufgenommen werden bzw. wann glauben Sie, wird der Ball wieder rollen?

"Aufgrund der aktuellen Situation ist im Frühjahr an ein Spielen nicht zu denken, der Ball wird vermutlich erst im Herbst wieder rollen".

Wie ist Ihre Meinung zu folgenden möglichen Szenarien?

- Ordnungsgemäße Fortsetzung bzw. das Ende der Saison im Sommer, Herbst oder nächsten Frühjahr?
  "Man kann nicht ewig zuwarten und muss irgendwann die Reißleine ziehen. Aufgrund der langen Pause fehlt den Spielern im Amateurbereich die nötige Fitness, weshalb die Meisterschaft nicht von heute auf morgen gestartet werden kann".

- Umstieg auf eine Saison nach dem Kalenderjahr?
  "Eine Meisterschaft im Kalenderjahr kann ich mir gut vorstellen".

- Entscheidung der Auf- und Abstiegsfrage in Form von Play Offs. Die Ligen werden geteilt, die Mannschaften im jeweiligen Play Off nehmen die Ergebnisse aus den direkten Duellen vom Herbst mit und und bestreiten nun die Rückspiele?
  "Wenn die Beschränkungen nicht zu stark sind und auch Fans zugelassen werden, kann man diese Möglichkeit in Betracht ziehen".

- Wertung nach dem aktuellen Tabellenstand?
  "Da wir den Aufstieg nicht anstreben, wäre diese Entscheidung nicht in unserem Sinne, zudem fehlt dieser Option die Fairness".

- Die Herbstmeister steigen auf, es gibt jedoch keine Absteiger. In diesem Fall müssen die Ligen aufgestockt werden?
  "Mit dieser Entscheidung würde man keinen Verein bestrafen, aus genanntem Grund bevorzugen wir aber auch diese Variante nicht." 

- Komplette Annullierung der Saison?
  "Die Statuten sehen diese Möglichkeit vor, weshalb es mich nicht überraschen würde, sollte in diese Richtung entschieden werden".

- Annullierung der Meisterschaft, die individuellen Leistungen der Mannschaften werden aber nicht gelöscht, die Teams nehmen die im Herbst gesammelten Punkte in die nächste Saison mit?
  "Das ist die fairste aller Möglichkeiten. Zum einen haben die Mannschaften im Herbst mehr oder weniger gute Leistungen erbracht und sollten berücksichtigt werden, und zum anderen haben bei dieser Option alle Vereine ein Jahr lang Zeit, ihre Ziele zu verwirklichen".

Werden Amateur-Vereine die Krise nicht überstehen bzw. wird die Anzahl der Spielgemeinschaften steigen?

"Bei jenen Vereinen, die schon vor der Krise Schwierigkeiten hatten, werden die Probleme nicht kleiner. Spielgemeinschaften sind seit geraumer Zeit ein Thema, die aktuelle Krise wird den Zusammenschluss von Klubs beschleunigen". 

Finden Sie es richtig, dass die Profiligen die Meisterschaft aus rein finanziellen Gründen - mit Geisterspielen - fortsetzen wollen bzw. sollten die Klubs vielleicht einen Schritt zurückmachen und der Fußball zu seinen Wurzeln zurückkehren?

"Mit dem Bestreben der Vereine kann man erkennen, dass es den Klubs vorwiegend um das Geld geht. Als ich bei unserem Verein das Budget halbiert habe, wurde ich belächelt. Ich hoffe, dass andere Vereine unserem Weg folgen und der Fußball wieder ehrlich wird. In Ranshofen ist es gelungen, die Spieler von dieser Philosophie zu überzeugen. Sollten die Vereine umdenken und alle Klubs gemeinsam diesen Weg gehen, würde sich die Schere schließen. Mit einer gewissen Transparenz und Ehrlichkeit wäre gewährleistet, dass in einer Meisterschaft alle Mannschaften unter gleichen Voraussetzungen an den Start gehen".

 

Zugang:
Simon Sperl (Union St. Peter/Hart)

Abgang:
Eduard Buxmann (Deutschland)

Transferliste OÖ Bezirksliga West

Testspiele:
5:2 gegen Union Neukirchen/Enknach (1SW)
2:0 gegen ATSV Mattifhofen (1SW)
0:5 gegen SV Bürmoos (Salzburger Liga)

Testspiele-Übersicht OÖ Bezirksliga West

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