Nach den jüngsten Misserfolgen stand Red Bull Salzburg-Coach Adi Hütter am 10. Spieltag der tipico Bundesliga bereits etwas unter Druck. Gegen Rapid war Hütter beinahe schon zum Siegen verdammt um den Abstand auf den WAC nicht zu groß werden zu lassen. Rapid hingegen befand sich zuletzt im Aufwind und ging zum einen optimistisch und zum anderen mit dem Rückhalt von 25.000 Zusehern in die Partie. Trotz der guten Stimmung im Ernst Happel Stadion gewann am Ende Red Bull Salzburg durchaus verdient mit 2:1.

 

Salzburg nutzt Konterchancen nicht

In der ersten Hälfte neutralisierten sich beide Mannschaften weitestgehend. Rapid machte das Spiel, während sich Salzburg - entgegen der sonstigen Spielphilosophie - größtenteils zurück zog und auf Konter lauerte. Dies gelang zwei mal über schnelle Vorstöße von Leitgeb und Sabitzer auch sehr gut. Doch während Leitgeb das Tor um Zentimeter verfehlte, reagierte beim Schuss von Sabitzer Rapid-Keeper Novota glänzend. Rapid spielte offensiv gefällig und stand auch defensiv solide, die zündenden Ideen in der Offensive blieben aber zumeist aus.

Rapid salzburg02

Verkehrte Welt in zweiter Hälfte

Komplett konträr präsentierten sich beide Mannschaften in den zweiten fünfundvierzig Minuten. Von da an übernahm Salzburg die Kontrolle über das Spiel und Rapid machte hinten alles dicht. Die Kräfte bei Rapid schwanden sichtlich, weshalb Rapid-Trainer Barisic bereits früh mit Petsos (für den sichtlich unzufriedenen Steffen Hofmann) und Schobesberger zwei neue Kräfte brachte. Wie schon Rapid in Halbzeit eins, scheiterte auch Salzburg am letzten Pass. Red Bull-Trainer Adi Hütter setzte gegen Ende der Partie noch einmal alles auf eine Karte und brachte Massimo Bruno für den müde wirkenden Sabitzer. Gleich mit seiner ersten Ballberühung brachte der eingewechselte Belgier seine Mannschaft dann auch mit 1:0 (85.) in Führung: Der Ball landete über Umwegen bei Bruno, der aus der Drehung ins lange Eck einschoss. Vom Gegentreffer sichtlich geschockt spielte Rapid danach völlig unkonzentriert. So gelang es Salzburg, rasch nach der 1:0-Führung das 2:0 (89.) drauf zu setzen. Ein weiter Abschlag von Ramalho landete beim eingewechselten Quaschner, der sich im Zweikampf gegen den ungeschickt agierenden Dibon locker durchsetzte und auf Kampl abspielte. Der Slowene machte ein paar Meter um anschließend auf den frei stehenden Alan abzuspielen, der wiederum nur noch einschieben musste. Der späte Rapid-Anschlusstreffer von Philipp Prosenik (94.) war lediglich Ergebniskosmetik.

Fazit

Salzburg versuchte sich diesmal nicht mit Gegenpressing sondern mit einer Kontertatik. Dies war unter anderem der angespannten Personalsituation geschuldet - statt des gesperrten Hinteregger spielte Ilsanker in der Innenverteidigung, Schmitz ersetzte den verletzten Ulmer und Lazaro durfte die ungewohnten Position des rechten Verteidigers anstelle von Schwegler ausführen. Möglicherweise stand hinter dieser Taktik auch ein Überraschungsversuch des angezählten Adi Hütter. Rapid versuchte hingegen das Spiel mit viel Ballbesitz zu gestalten, ohne sehr häufig wirklich zwingend zu werden. In einigen Situationen trafen die Grünen allerdings auch einfach die falsche Entscheidung. Nach der Pause drehte sich das Spiel. Salzburg war von nun an klar feldüberlegen, während Rapid sehr müde wirkte. Danach bewies Adi Hütter ein glückliches Händchen und brachte Siegestorschützen Massimo Bruno, der als einer der wenigen versuchte das Glück per Distanzschuss zu erzwingen.

Stimmen

Marcell Sabitzer (Red Bull Salzburg): "Nach dem Sieg und dem Ergebnis kann man nur zufrieden sein. Wir waren über die 90 Minuten die klar bessere Mannschaft. Ich hab selbst angezeigt, dass ich platt bin und ausgewechselt werden will. Genial natürlich, dass ein Ersatz Bruno dann gleich mit der ersten Berühung das 1:0 gemacht hat."

Stefan Schwab (Rapid): "Das war eine schwierige Partie für uns. Sie haben sehr viel Druck ausgeübt am Anfang, da haben wir uns noch gut rausgezogen. In der zweiten Hälfte waren sie dann aber klar überlegen. SIe haben zwar gezeigt, dass sie Respekt vor uns haben und sind deshalb heute tiefer gestanden. In Summe war das von uns aber einfach zu wenig."

Zoran Barisic (Rapid): "Salzburg hat definitiv verdient gewonnen. Sie haben mehr Tormöglichkeiten gehabt. Aber abgesehen davon haben sie es deshalb verdient, weil sie deutlich agiler, schneller und bissiger waren. Man muss schon sagen, dass Red Bull unglaubliche Qualität hat. Wir konnten uns vorne nicht durchsetzen. Obwohl beide Innenverteidiger schon Gelb gesehen haben, könnten wir vorne nicht gefährlicher werden und umsetzen was wir uns in der Pause vorgenommen haben. Es war weder Rückschlag noch Rückschritt. Dass von Heute auf Morgen nicht alles perfekt funktionieren kann ist auch klar. Das 1:0 war ärgerlich, das darf aus einem Outeinwurf einfach nicht passieren."

Steffen Hofmann (Rapid): "Es hat nicht nur mit einer Auswechslung zu tuh gehabt. Es gab einige Dinge, die mich sehr geärgert haben. Hatte nicht nur mit meiner Auswechslung zu tun, ich hätte aber natürlich auch gerne weiter gespielt. Es war sicher ein Fehler dieses Transparent auf dem Platz zu zeigen und auch noch im Rapiddress. Ich stehe aber nach wie vor dazu, dass dieser Paragraf (§ 274 Landfriedensbruch, Anm.) geändert gehört. So wie das auch einige in der Politik sehen."

Foto im Artikel: GEPA pictures Red Bull

Slide-Foto: GEPA picures Red Bull