In der 30. Runde der tipico Bundesliga gastiert Sturm Graz bei Wiener Neustadt. Die Steirer schwimmen momentan regelrecht auf einer Erfolgswelle, und mit Platz 2 lebt die Möglichkeit in der kommenden Saison an der Champions League teilzunehmen. Dass diese Begegnung für die Grazer kein Zuckerschlecken wird, zeigt ein kurzer Blick auf die Statistik. So konnten die Steirer aus den letzten sieben Spielen in Wiener Neustadt nur eines gewinnen. Zudem haben die Niederösterreicher als Schlusslicht nichts zu verschenken.

Sturm versuchte von Beginn an, sich spielerisch Möglichkeiten zu erarbeiten. Wiener Neustadt dagegen lauerte auf individuelle Fehler der Grazer im Spielaufbau, um mit einer schnellen Balleroberung Konterchancen einzuleiten. Dazu wirkte die neuformierte Grazer Verteidigung alles andere als sicher und so kamen die Neustädter in der Anfangsphase zu den gefährlicheren Chancen. Maderner eroberte nach einem Kamavuaka-Fehler den Ball und stürmte allein auf Gratzei zu, dieser konnte aber souverän parieren. Wenige Minuten später verschätze sich Pfingstner und Hellquist hatte die Führung am Fuß.

Grazer Abwehr völlig von der Rolle

In der 19. Minute ging der Außenseiter dann aber verdient in Führung. Nach einem langen Ball in die Spitze hob Christian Klem die Grazer Abseitsfalle auf und Reinhold Ranftl konnte die sich bietende Chance nutzen und im zweiten Versuch den Grazer Schlussmann bezwingen. Es war der bereits dritte schwere individuelle Fehler der Grazer Hintermannschaft in den ersten 20 Minuten. Und der nächste ließ nicht lange auf sich warten, denn in der 31. Minute rutschte Christian Gratzei ein Freistoß aus rund 30 Meter über die Hand ins Tor. Torschütze aufseiten der Niederösterreicher war der Schwede Philip Hellquist. Wiener Neustadt kontrollierte in weitere Folge das Spielgeschehen und verabschiedete sich mit einer 2:0 Führung hochverdient in die Halbzeitpause.

Fazit der ersten Hälfte

Sturm fand über die gesamten 45 Minuten nie wirklich ins Spiel und erlaubte sich haarsträubende Fehler in der Defensive. Auch in der Offensive fehlte es in jeder Aktion an Durchschlagskraft. Wiener Neustadt hingegen versuchte sich auf seine Stärken zu besinnen und aus Fehlern der Grazer zu profitieren. Man versuchte den Gegner früh im Spielaufbau zu stören und dann schnell umzuschalten. So konnte sich die Mannschaft einige hochkarätige Möglichkeiten erarbeiten.

Sturm kam wie ausgewechselt aus der Kabine

Franco Foda ging bereits zur Pause volles Risiko und stellte seine Abwehr auf eine Dreierkette um. Dazu brachte er für den völlig verunsicherten Kamavuaka mit Tadic eine zweite Spitze. Die Spieler der Schwarz-Weißen nahmen sich die Halbzeitansprache ihres Trainers zu Herzen und legten in den ersten Minuten der zweiten Hälfte los wie die Feuerwehr. Zuerst konnte Avdijaj in der 51. Minute eine punktgenaue Piesinger-Flanke zum Anschlusstreffer verwerten, und nur eine Minute später war es Piesinger selbst, der mit einem satten Schuss aus 30 Metern den Ausgleichstreffer erzielt.

Jubel STU

Piesinger und Kienast trafen für Sturm.

Die Niederösterreicher brauchten zwar einige Minuten um den neuen Spielstand zu verdauen, fanden aber zurück ins Spiel. Es entwickelte sich nun ein offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. In der 65. Minute gelang den Neustädtern die Antwort auf die schnellen Treffer der Grazer. O’Brien setzte sich auf der rechten Seite durch und flankte auf Ranftl, der nur mehr einköpfeln musste.

Der Tag der Ex- Blackies

Wiener Neustadt übernahm nach der neuerlichen Führung wieder die Kontrolle über das Spiel und die Grazer Hintermannschaft verfiel wieder in alte Muster der ersten Hälfte. Wiener Neustadt konnte in der 73. Minute mit dem 4. Treffer dann die vermeintliche Entscheidung erzwingen. Nachdem Ranftl bereits zwei Treffer erzielen konnte, traf nun auch der zweite ehemalige Sturm-Spieler im Trikot der Neustädter. Tobias Kainz zirkelte den zweiten Freistoß an diesem Abend in das Tor der Steirer.

Die Steirer schafften das Unfassbare

Sturm stand nun wieder mit dem Rücken zur Wand und versuchte nun noch einmal alles noch vorne zu werfen, doch viel wollte nicht mehr gelingen. Als alle schon mit einem Sieg Wiener Neustadts rechneten, gelang den Grazern aus dem Nichts in der 88. Minute noch einmal der Anschlusstreffer. Avdijaj verwertete einen Beichler-Eckball und machte das Spiel so noch einmal spannend. Tatsächlich sollte Sturm kurz vor Abpfiff noch der Ausgleich gelingen. Nachdem sich die Niederösterreicher nicht befreien konnten, köpfelte Piesinger den Ball in den Strafraum und Kienast erzielte mit einem Drehschuss den erneuten Ausgleich an diesem verrückten Fußballabend.

Nach wahnsinnig unterhaltsamen 90 Minuten trennen sich Wiener Neustadt und Sturm Graz mit 4:4.

Stimmen zum Spiel:

Reinhold Ranftl (Wiener Neustadt): "Ich bin froh über meine ersten Bundesliga-Tore, leider hat es aber nur zu einem Punkt gereicht. Dennoch könnte dieser in Zukunft noch Gold wert sein. Wir haben uns zu sehr hinten reingestellt, nach der Führung. Der SCWN steigt aber nie ab - dafür haben wir heute viel zu gut gespielt."

Roman Kienast (Sturm Graz): "Wir wollten heute drei Punkte einfahren, haben aber das Spiel komplett verschlafen. Die Leistung von uns war einfach nicht gut, vor allem die erste Hälfte. Wir müssen wesentlich besser spielen. Wir haben uns viel vorgenommen, waren aber nicht aggressiv genug und zu weit weg vom Gegner. In der zweiten Halbzeit haben wir uns zurückgekämpft und Gott sei Dank noch den Ausgleich geschafft."

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Foto: Richard Purgstaller