Sponsoring im Frauenfußball effektiver

Die Problematik ist allseits bekannt: Wenig Zuschauer, keine Radio- oder gar Fernsehübertragungen (zumindest in Österreich), lediglich überwiegend „Randnotizen“ in den Printmedien, andererseits aber  hohe Fahrtspesen und sonstige Betriebskosten - der Frauenfußball steht, abgesehen von internationalen Turnieren, im Schatten des Männersports.

Sponsoren sind rar, aber jene Firmen, die sich dazu entschlossen haben, dürften sich über den folgenden Beitrag freuen, der kürzlich im „Westfalen-Blatt, Ausgabe Gütersloh““ erschienen ist. Vielleicht finden sich sogar einige Nachahmer in Oberösterreich, wer weiß? Torsten Tellkamp, ein deutscher Student der Betriebswirtschaften, weist im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit über den  deutschen Frauen-Zweitligisten FSV Gütersloh nach, dass die „Randerscheinung Frauenfußball“ für Sponsoren sehr lukrativ ist.

Tellkamp hat die Beziehungen zwischen dem aktuellen Sechsten der 2. Bundesliga Nord und seinem Hauptsponsor, dem Sanitätshaus Mitschke, untersucht und kam zum Ergebnis: Im Frauenfußball stimmt das Preis-Leistungsverhältnis! In seiner Abschlussarbeit "Zielgerichtetes Sportsponsoring eines mittelständischen Unternehmens“ errechnete der 28-Jährige , dass der Nutzen für den Hauptsponsor weitaus größer ist als der finanzielle Einsatz. Fast 20.000 Euro beträgt der Werbewert für das Gütersloher Unternehmen und übersteigt damit den finanziellen Einsatz um ein Vielfaches.

Bei seiner Analyse verglich der sportbegeisterte Student die Kosten des Sponsorings mit den Ausgaben, die nötig wären, damit das Unternehmen genauso oft durch Anzeigen oder Werbeaktionen in Tageszeitungen oder im Internet erscheint. Dazu  archivierte  der Bielefelder während seines Praktikums im Sanitätshaus sämtliche Presseartikel- und Fotos sowie die Stadionzeitschrift und nahm den Auftritt auf der Internetseite des Vereins unter die Lupe. Insgesamt 19.290 Euro hätten investiert werden müssen, um die gleiche Präsenz zu erhalten.

»Im Frauenfußball bekommt man einfach mehr für sein Geld«, ist  Mitschkes Marketingleiter Marc Magdanz überzeugt.  Deshalb habe sich das Sanitätshaus auch aus den Sponsoraktivitäten im Männerfußball und der Handball-Bundesliga wieder zurückgezogen. »Wir setzen bewusst auf den Frauenfußball,  dort liegt die Zukunft«, fügt Magdanz hinzu und verweist darauf, dass 17 Prozent der neuen Mitglieder beim Deutschen Fußball Bund (DFB) weiblich seien. Außerdem habe ein Bundesligareport der Deutschen Fußball Liga (DFL) ergeben, dass der Anteil an Frauen unter den Fußballinteressierten in Deutschland mittlerweile bei 30 Prozent liegt.

Bei der Erhebung der Daten für die 40-seitige Abschlussarbeit stellte Torsten Tellkamp fest, dass auch der FSV Gütersloh  von dieser Verbindung enorm profitiert. Neben der finanziellen Unterstützung arbeiten die Vereinsverantwortlichen eng mit dem Unternehmen zusammen und nutzen den Kontakt in verschiedener Hinsicht. Mit den Kenntnissen und Erfahrungen der Marketingabteilung profitierte der 2009 gegründete Frauenfußball-Verein, um sich nach der Abkoppelung vom FC Gütersloh effektiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Neben dem Bezug von Bandagen, Sportunterwäsche und Schutzausrüstung, sowie Räumlichkeiten für Pressekonferenzen kann der FSV auch von den geschäftlichen Kontakten des Sanitätshauses zu Lieferanten oder Dienstleistern profitieren. "Durch die Verbindungen hat der FSV zum Beispiel die Möglichkeit beim Aufbau der Internetseite auf professionelle Hilfe zurückzugreifen oder Kontakte zu neuen Sponsoren zu knüpfen", erklärte Torsten Tellkamp, der für seine Bachelorarbeit die Note 1,5 erhielt.

Das äußerst große Interesse der Öffentlichkeit  an seiner Abschlussarbeit verblüffte den Autor, der seine  Abhandlung  eigentlich nur aus Spaß im Internet präsentiert hatte.


Dr. Helmut Pichler

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